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Leute von nebenan Leute von nebenan: Ein Leben auf den Bühnen des Ostens

Von Detlef Anders 28.02.2003, 16:14

Bad Suderode/MZ. - Der Morgen beginnt bei ihnen wie seit Jahren mit dem Lesen von Texten für Sketche, die sie einstudieren. Einmal im Monat treten Anneliese Dahms und Wolfgang Oldag im Rahmen eines Kurkonzertes im Kurzentrum auf. Aber auch bei Firmenjubiläen, Weihnachtsfeiern und anderen Veranstaltungen unterhalten sie die Gäste.

Wolfgang Oldag war einst einer von den gefragten Humoristen der DDR. Ähnlich wie Eberhard Chors mit seinem Partner Horst Feuerstein war Oldag mit 1,63 Metern Größe der "Kleine" bei seinem 1,92 Meter großen Partner Reiner-Horst Scheibe. Wegen des Größenunterschiedes und ihrer humoristischen Begabung wurden die beiden als Moderatorenduo bei Veranstaltungen oder als Solisten engagiert. Noch heute sind Fernsehmitschnitte ab und zu im MDR zu sehen.

Wolfgang Oldag hat die Schauspielerei von der Pike auf gelernt. Der gebürtige Hallenser rannte als Jugendlicher nach dem Krieg oft ins Theater und half als Komparse oder Statist aus. Nach mehreren kleinen Sprechrollen im Operettentheater beschloss er gegen den Willen der Eltern, als Eleve Schauspielunterricht zu nehmen. Doch Oldag hatte Feuer gefangen. Als sein Name in den Programmheften und auf Plakaten auftauchte, zeigte auch der der Vater Vaterstolz. Der Ausbildung folgte ein einjähriges Engagement in Zittau. Anschließend ging er mit einem Ensemble freischaffender Schauspieler auf Tournee.

Anneliese Dahms lernte Oldag 1952 kennen. Sie war bis dahin Mitglied im Ballettensemble am Theater Oksboel in Dänemark und bekam als Maikäfer in "Peterchens Mondfahrt" ihre erste schauspielerische Aufgabe. Zurück in Deutschland begann sie mit der Rolle "Die fromme Helene", einem Stück von Wilhelm Busch, ihre Schauspielerlaufbahn. 1956 heirateten sie.

Zwanzig bis 25 Vorstellungen gab das "Theater im Koffer", wie sich die Truppe einfach aufgrund der Reisen mit den großen Kostümkoffern nannte, im Monat. "Wir hatten kein Auto, fuhren alles mit dem Zug", erinnern sie sich. "Da gab es keinen Ort, wo wir nicht waren."

1968 kam Wolfgang Oldag als Regieassistent zum Fernsehtheater Moritzburg des DFF in Halle. "Ich war aber immer beseelt von dem Wunsch, als Schauspieler beim Fernsehen eingesetzt zu werden." Als ein Schauspielerkollege erkrankte, gelang ihm das erfolgreich. Weitere Rollen folgten. Auch Anneliese Dahms-Oldag war in mehreren Rollen zu sehen. Meist wurden in Halle jeden Monat ein bis zwei Lustspiele und Schwänke inszeniert. Die Sendungen wurden gern gesehen. "Die Leute wussten, es gab was Lustiges." Oldag arbeitete mit Herbert Köfer oder Heinz Rennhack zusammen und moderierte auch Burgparties.

Durch die Entdeckung als Komikerduo wurde Oldag mit seinem Partner bekannt und 1980 quasi abgeworben. Eine Managerin sorgte für einen vollen Terminkalender vom Dresdner Kulturpalast bis zum Hallenser Steintorvarietee. Die "Oldigs" wie sich Wolfgang Oldag und Reiner-Horst Scheibe nannten, hatten auch in Russland an der Erdgastrasse Auftritte.

Nach der Wende ließen die Engagements erst einmal nach. Für einige Fernsehrollen wie in der ZDF-Serie "Ein Heim für Tiere" oder einen Werbesport als Friedrich der Große für eine große Berliner Brauerei trat Wolfgang Oldag dennoch wieder vor die Kamera. Als größte Erfolge wertet Oldag die Fersehrolle mit Renate Geißler im Film "Ein sonderbarer Zufall" und seine Rolle als Widerspruchsgeist während einer Burgparty. Seine größte Theaterrolle spielte der Bad Suderöder in Shaekespeares "Komödie der Irrungen" am Theater Halle.

Auch in Zukunft wollen Wolfgang Oldag und Anneliese Dahms noch aktiv sein. "Allein das Lernen neuer Texte trainiert den Geist und man bleibt dadurch jung", findet Oldag. "Es ist einfach schön, dem Publikum nach wie vor Freude zu bereiten und auch im Alter noch Erfolg zu haben." Auch heute gibt es noch Auftritte der Oldigs mit Wolfgang Grosse. In ihrer Wahlheimat Bad Suderode fühlen sie sich wohl.