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Leute Leute: Neue Existenz dank der Parksünder

Von Marion Pocklitz 26.05.2004, 16:03

Westdorf/MZ. - Die Alben sind gefüllt mit Fotos und Zeitungsartikeln von diesen Autos, die Lorenz von der Straße weg holte. Aber es gibt auch freudige Anlässe, um zu fotografieren, zum Beispiel den Anfang und auch den Umzug seiner Firma.

1953 hat der heutige Partner der MZ-Card-Plus in Mühlhausen mit dem Lernen angefangen. "Eigentlich wollte ich Kfz-Mechaniker werden oder Schlosser wie der Großvater. Doch es war nur eine Lehre als Elektriker möglich", erzählt er. Seinen Abschluss machte er als Elektroinstallateur und 1968 qualifizierte er sich zum Industriemeister. Von seinem Traum, Kfz-Schlosser zu werden, ließ er nie los. Schraubte zuerst in seiner Freizeit am eigenen Motorrad, einer MZ ES 250, herum, später am Trabi.

Die Liebe und ein Hauskauf zogen ihn 1984 nach Westdorf. Eine Arbeitsstelle fand er als Elektromeister in der LPG in Frose. Doch nach der Wende zerfiel der Betrieb und auch er wurde arbeitslos.

Sich in seiner Branche als Elektromeister selbstständig zu machen, hatte keinen Sinn, erkannte er zeitig. Zu viele Angebote gab es bereits dafür auf dem Markt. Eine Lücke seien da eher die Parksünder gewesen, die die Kommunen ständig ärgerten. Die sollte doch jemand wegschleppen. Und so informierte sich Lorenz, wie man das umsetzen könnte.

In den alten Bundesländern absolvierte er ein Praktikum bei einem Abschleppunternehmen, machte eine Schulung mit und baute 1990 sein Unternehmen auf. Gleichzeitig erweiterte er auf Pannenhilfe. Für die Werkstatt im Bereich Kfz-Gewerbe stellte er den Mechaniker Andreas Rother ein, der dann auch seinen Meister machte. Die Eintragung in die Handwerksrolle erfolgte 1992. Er selbst drückte ebenfalls die Schulbank und machte kurzerhand aus seinem Industriemeister einen Handwerksmeister. Doch mittlerweile wurde es immer enger auf dem Hof, wo sich neben anderem die Schrottautos stapelten. So kam 2001 der Gedanke auf, die alte Scheune in der Welbslebener Chausee in Westdorf zu kaufen und sie als Werkstatt umzubauen. "Die Scheune war total marode. Bergeweise altes Stroh haben wir dort rausgeholt", erinnert er sich. Doch längst gehören diese Strapazen der Vergangenheit an, am 11. November 2002 war Einzug.

Als freie Werkstatt wird jedes Auto im Autohof Lorenz repariert. Werkstatt und Autoverwertung sind strikt getrennt. "Wir bringen nicht jedes Auto, das wir abschleppen, zu uns. Bei uns ist der Kunde König. Möchte er es in seinem eigenen Autohaus repariert bekommen, bringen wir es dort auch hin", betont Lorenz. Auch gebrauchte Ersatzteile könne man bei ihm erwerben. "Die sind günstiger als die Rohersatzteile, weil diese aus den verschrotteten Autos stammen", klärt er auf. Heute beschäftigt er noch einen Meister, zwei Mechaniker und eine Bürokraft.

"Es läuft ganz gut. Trotzdem werde ich mein mal Geschäft abgeben. An meinen Sohn. Er lernt zur Zeit in einem Autohaus", erzählt Lorenz. Dann habe er Zeit für seine Frau und für sein liebstes Hobby: Querflöte spielen bei den Stadtpfeifern.