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Landtagspräsident sucht das Gespräch mit SunGene

Von regine lotzmann 30.01.2012, 17:33

gatersleben/MZ. - "Mich hat das völlig überrascht", gesteht Detlef Gürth angesichts der angekündigten Schließung der Gaterslebener BASF-Tochter SunGene, durch die auch 57 hochqualifizierte Mitarbeiter hier vor Ort ihre Arbeit verlieren (die MZ berichtete). "Was nun aus denen wird, das ist ein ganz großes Thema", erklärt der Präsident des Landtages von Sachsen-Anhalt dann auch und stattete den Betroffenen am Montag kurzerhand einen Arbeitsbesuch ab.

"Ich möchte mit ihnen ins Gespräch kommen", nickt Gürth, der den Verlust der hochrangigen Wissenschaftler befürchtet, da BASF Plant Science seine Forschungstätigkeiten im Bereich der Grünen Gentechnik in die Vereinigten Staaten verlagern, den Gaterslebener Standort deshalb schließen und den im Limburgerhof stark verkleinern will.

Den riesigen Campus im north-carolinischen Raleigh, der zum neuen Standort der Konzernzentrale werden soll, kennt der Landtagspräsident nur allzu gut. "Schon vor zehn Jahren habe ich dort Biologen aus Halle getroffen, denen es unmöglich gemacht wurde, in Deutschland zu arbeiten - dort hatten sie die besten Bedingungen und wollen nicht mehr zurück."

Dass Deutschland noch mehr Wissenschaftler und damit auch an Bedeutung verliert, ist deshalb seine Sorge. "Wir waren einmal die Apotheke der Welt - alle großen Medikamente zur Bekämpfung ganz schlimmer Krankheiten kamen aus Deutschland", macht Detlef Gürth deutlich und nennt als Beispiel das Insulin. Eigentlich entwickelt in unserem Land.

Und auch Gatersleben, in dem vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung bis hin zu kleinen Privatunternehmen zahlreiche Biotech-Firmen angesiedelt sind, sei mit seinen über 500 hochqualifizierten Mitarbeitern einer der herausragendsten Wissenschaftsstandorte in Deutschland. Aus diesem Grund suchte der Landtagspräsident am Montag nicht nur das Gespräch mit den SunGene-Mitarbeitern, sondern auch mit dem Biotech-Park und dem Biotech-Gründerzentrum. "Wir sind seit zehn Jahren da und haben nun wieder neue Problemstellungen", erklärt Eveline Nettlau, die Geschäftsführerin des Biotech-Gründerzentrums, nämlich. Auch für sie war die für 2013 angekündigte Schließung von SunGene ein großer Schock. "Erst im Dezember sahen wir mit der Zusage von Bayer einen Streif am Horizont und nun das", zuckt sie mit den Schultern und bedauert genau wie Detlef Gürth das gefährliche Halbwissen, das viele Menschen dazu führt, die Gentechnik zu verteufeln und die Forschung zu vertreiben.