Landratswahl am 13. April Landratswahl am 13. April: Gerhard Miesterfeldt: Wuchern mit Erfahrungsschatz
Aschersleben/MZ. - Dazu komme er aber in den letzten Wochen viel zu wenig, stellt er fest, wenn er seinen Terminkalender betrachtet. Aber wie Zwillinge eben sind, kann er auch dem noch "etwas Positives abgewinnen". Miesterfeldt, ein Rhetoriker dank seines Theologiestudiums, wuchert mit seinem Erfahrungsschatz. Immerhin kann er auf die Praxis von vier Jahren als 1. Beigeordneter und Dezernent für Soziales, Schule, Jugend, Sport und Kultur im Landkreis Stendal, von vier Jahren als Landrat des nach der Gebietsreform neu gebildeten Landkreises Stendal und von vier Jahren als Präsident des Regierungsbezirkes Magdeburg verweisen.
Ehe er nach der Wende am 24. Oktober 1989 Mitglied der SDP wurde und in die Politik ging, war der Familienvater von inzwischen zwei erwachsenen Kindern Abteilungsleiter in der diakonischen Einrichtung Wilhelmhof bei Stendal und erwarb den Fachschulabschluss als Fachkrankenpfleger für Psychiatrie und Neurologie. In seinem Leben, so bilanziert er heute, habe er von niemandem so viel gelernt wie von den Suchtkranken. Miesterfeldt denkt vor allem "an die Toleranz als große Lernaufgabe".
Unvergessen sind ihm die 90er Jahre: "Da haben wir uns in Aufgaben gestürzt, von denen wir keine Ahnung hatten. Wir haben so viel bewegen müssen und konnten es dann schließlich." Auch darum traut er sich mit seinem Erfahrungsschatz schon zu, Chef der Landkreisverwaltung Aschersleben-Staßfurt zu sein, obwohl "das Amt nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig ist". Sein möbliertes Zimmer in Magdeburg wird er aufgeben und auch mit der Familie von Stendal in den Landkreis umziehen. "Ein Umzug ist alternativlos", hat er auch seine Frau überzeugt. Welchen Wohnort er sich ausgewählt hat? "Es gibt viele schöne Orte im Landkreis", kommt er ins Schwärmen. Entscheidend werde am Ende aber doch seine Vorliebe sein, "gerne zu Fuß zur Arbeit zu gehen".
Von seiner künftigen Arbeit hat Miesterfeldt ganz konkrete Vorstellungen. Einen besonderen Schwerpunkt sieht er darin, den "Bindestrich zwischen Aschersleben und Staßfurt als solchen zu verstehen" und mit Leben zu erfüllen. Der gemeinsame Landkreis müsse im "Konzept der Region eine stärkere Rolle spielen". Dass das seit der Gebietsreform 1994 noch nicht gelungen sei, hat der Sozialdemokrat im Wahlkampf erfahren. "Die zwei Teile sind noch nicht zusammengewachsen", hat er feststellen müssen. Deshalb ist es sein Ziel, "verschiedene Interessenlagen und getrennte Regionen zusammenzubringen".
Ebenso wichtig ist es für ihn, den "Haushalt des Landkreises auszugleichen". Dafür fordert er vom Land "die realitätsferne Finanzierung der Kommunen zu überdenken". Sonst gebe es in Zukunft keine Gestaltungsspielräume mehr. Das ist keine gute Vorstellung für den Zwillingsmann, der "eine Aufgabe braucht, die seine Lust an Veränderung befriedigt und ihm das Gefühl der Flexibilität gibt".