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Land des Vaters und der Fantasie

Von Kerstin Beier 07.04.2005, 19:56

Aschersleben/MZ. - Diesmal waren es Gisela Kegler, Corinna Schulz und Kay Mähnert, die einen Einblick in ihren Bücherschrank gestatteten und Auszüge aus einem ihrer Lieblingswerke vorstellten. Mit einem Frühlingsgedicht von Hoffmann von Fallersleben gelang es Bibliotheksleiterin Susanne van Treek, auf einen vergnüglichen Leseabend einzustimmen.

Gisela Kegler wählte das Buch "Meines Vaters Land" von der Journalistin und Autorin Wibke Bruhns aus. Wibke Bruhns, die u. a. als Fernsehjournalistin, "Stern"-Korrespondentin und Kulturchefin des ORB arbeitete, beschreibt darin die Geschichte ihrer Familie, insbesondere das Schicksal ihres Vaters. Sie selbst war sechs Jahre alt, als ihr Vater wegen Hochverrats im August 1944 hingerichtet wurde. Er war beteiligt am Attentat auf Hitler, die Autorin kann sich fast nicht an ihn erinnern. Sie rekonstruierte die Geschichte ihrer angesehenen Handelsfamilie, die in Halberstadt zu Hause war, anhand von unzähligen Briefen und Tagebüchern. "Das Buch hat mich sehr beeindruckt", so Frau Kegler, die es scheinbar mit Leichtigkeit schaffte, das Publikum für sich und ihre Empfehlung einzunehmen.

Kay Mähnert, der zweite Vortragende an diesem Abend, erzählte, dass er jedes Buch, das ihm gefällt, auch unbedingt besitzen muss. Die Bibliothek nutzt er deshalb recht selten. Da bei jeder "Lese" auch diskutiert werden kann, entspann sich auf seine Bemerkung hin, dass viele junge Leute heute mehr Freude am Fernsehen als an Büchern finden, eine lebhafte Debatte über die Bildungsaufgaben von Schule und Elternhaus. Kay Mähnert stellte das Buch "Haben nur den Zorn" von Otto Gotsche vor. Das Buch beschreibt an Einzelschicksalen die Ereignisse des 30-jährigen Krieges um Halberstadt und im Harz. Ein Happy End hat es nicht, "und es ist stellenweise sehr traurig", so der junge Mann, der bereits seit seinem achten Lebensjahr liest. Besonders spannend findet er den lokalen Bezug.

Eine ganz andere Art von Literatur mag Corinna Schulz, die sich nach der "Herbstlese" spontan in der Kreisvolkshochschule gemeldet hatte, um ein Buch vorzustellen. Die 26-Jährige betonte, dass sie als Kind noch zu denen gehörte, die Märchen vorgelesen bekamen. Frau Schulz liebt Fantasy-Romane, und eines ihrer Favoriten ist "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende. "Das Buch beschreibt sehr gut die Suche junger Menschen nach sich selbst", sagte sie. Und sie nahm die Zuhörer mit auf die Reise nach Fantasien - gemeinsam mit Bastian besuchten sie die kindliche Kaiserin und erlebten mit, wie der dickliche Bastian zwar schön und stark wurde, aber mit jedem erfüllten Wunsch eine Erinnerung verlor. Erst das Wasser des Lebens machte ihn wieder zu dem, was er war. Und er war es gern.