Laden(be Laden(be)hüter: Augenoptik Schwarz in Aschersleben: Vom einstigen Lehrling zum Chef

Aschersleben - 34 Jahre ist es her, da begann Rene Waltherr seine Ausbildung zum Optiker - heute, mit 49 Jahren, ist der gebürtige Aschersleber Inhaber des Geschäftes, in dem er einst das Optikerhandwerk erlernte.
Augenoptik Schwarz in der Breiten Straße 33 ist den Ascherslebern ein Begriff. Und das schon seit mehreren Generationen. Vor Waltherr führte sein Lehrmeister erfolgreich das Geschäft, welches auch heute noch nach ihm benannt ist. Das hat neben nostalgischen aber vor allem praktische Gründe, denn „der bürokratische Aufwand einer Namensänderung ist schlichtweg zu groß“, wie Waltherr ohne Umschweife zugibt.
Waltherrs Berufsweg
Von 1982 bis 1985 ging er beim Namensgeber seines Geschäftes in die Lehre und das, obwohl er nach Abschluss seiner Schullaufbahn eigentlich einen ganz anderen Weg einschlagen wollte. Denn der 49-Jährige hatte ursprünglich vor, sein Abitur abzulegen und danach in der Metallbranche Fuß zu fassen. Doch dann kam alles anders. Im Schaufenster des Augenoptikers Schwarz entdeckte seine Großmutter ein Lehrlingsgesuch - und Waltherr wenig später seine Passion.
Nach drei Jahren schloss er seine Ausbildung erfolgreich ab, besuchte anschließend berufsbegleitend die Meisterschule. 1998 eröffnete ihm sein ehemaliger Lehrmeister, dass er sich aus dem Geschäft zurückziehen möchte und bot dem damals 31-Jährigen an, seinen Laden zu übernehmen. Rene Waltherr zögerte nicht lange und nahm das Angebot an.
In den 34 Jahren seit Beginn seiner Berufsausbildung ist der Aschersleber seiner Heimatstadt treu geblieben und das, obwohl er zwischenzeitlich sogar ein Optiker-Geschäft in Offenbach am Main geführt hatte. Doch die Sehnsucht zog ihn bald zurück in seine Heimat. Er habe es versucht, aber der eigene Bekanntheitsgrad, die Verbundenheit zum Ort und seinen Bewohnern, all das habe ihm in seiner Zeit in Hessen gefehlt, wie er heute sagt. Denn für Waltherr sind es besonders die persönliche Beratung und der vertraute Umgang mit den Menschen aus der Aschersleber Region, die ihn an seinem Beruf begeistern.
Stammkunden bleiben seit Generationen
Das könnte auch der Grund dafür sein, dass der 49-Jährige viele Stammkunden halten kann, die sich ihre Brillen schon von seinem Vorgänger haben anfertigen lassen. Selbst Arnfried Schwarz bezieht seine Modelle von seinem ehemaligen Lehrling. Und das obwohl er mittlerweile im 313 Kilometer entfernten Waren an der Müritz lebt.
Auch Waltherr bildet mittlerweile aus. Vier bis fünf Praktikanten schnuppern bei ihm im Schnitt pro Jahr in den Beruf des Optikers hinein. Unter den Bewerbern befinden sich vor allem Mädchen, wie der 49-Jährige berichtet.
Chancen auf Ausbildungsplatz
Wer sein Praktikum zufriedenstellend absolviert, strebsam ist und gute Noten in den naturwissenschaftlichen Fächern vorweisen kann, der hat gute Chancen auf eine anschließende Berufsausbildung bei Augenoptik Schwarz. „Die meisten jungen Menschen unterschätzen aber, wie viel Handwerk und mathematisches Verständnis dazu gehören“, bestätigt der Aschersleber. Zudem sei es wichtig, dass sich potenzielle Lehrlinge mit der Region identifizieren und die Werte des Geschäfts nach außen tragen könne.
Bisher hat der Geschäftsinhaber drei Jugendliche ausgebildet, zwei von ihnen haben ihre Lehre erfolgreich abgeschlossen und arbeiten nun in Halberstadt und der Schweiz. Lange hätten die ehemaligen Auszubildenden nicht nach einer festen Stelle suchen müssen - denn vor allem in der Region würde man um die solide Ausbildung bei Augenoptik Schwarz wissen. Ein Wunsch blieb Waltherr im Zusammenhang mit seinen Lehrlingen bisher jedoch unerfüllt. Nämlich der nach einem Auszubildenden, der nach Abschluss seiner Lehre im Aschersleber Geschäft bleibt. Doch Waltherr ist zuversichtlich: „Wenn alles passt, für den Lehrling und für mich als Inhaber, dann würde ich mich natürlich darüber freuen, einen Auszubildenden zu übernehmen.“
Berufsbild wandelt sich
Doch wer erfolgreich sein will, der muss sich mit dem Berufsbild wandeln können. Das weiß auch Waltherr. Wo seine Arbeit zu DDR-Zeiten nicht selten der eines Fließbandarbeiters glich, Uniformität statt Individualität gefragt war, spielt Kundenberatung heute eine weitaus größere Rolle. Sowohl im fachlichen als auch im modischen Sinne. 750 bis 800 verschiedene Brillenmodelle befinden sich im Lager des Aschersleber Optikers. Darunter Basis-, individuelle und exklusive Brillenmodelle. Diese zu kennen und dem passenden Kunden zu verkaufen, erfordert Talent, aber auch Leidenschaft.
Diese spiegelt sich auch in Waltherrs Leitspruch wider: „Spaß am Leben und der Arbeit, verbunden mit Gottvertrauen und Dankbarkeit.“ Wie Augenoptik Schwarz sich gegen die Konkurrenz im Ort und gegen das boomende Onlinegeschäft behaupten kann? Für Waltherr liegt die Antwort klar auf der Hand: „Unsere Stärke liegt in der Kombination aus Individualität und Bezahlbarkeit.“ (mz)
