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Kutja und Fisch gehören auf den Tisch

Von ELFI SCHURTZMANN 20.12.2009, 15:47

ASCHERSLEBEN/MZ. - Obwohl die Familie nun schon seit so vielen Jahren fern der Heimat Weihnachten feiert, pflegt sie die traditionelle Küche gerade am Heiligen Abend. Und am 25. Dezember gibt es Gänsebraten, allerdings nicht mit Rotkohl, sondern mit Sauerkraut, verrät der 40-Jährige, der der MZ Sonntagmittag einen kleinen Einblick in die ukrainische Küche gewährte. Seine Frau Ruslana besucht derzeit noch Verwandte in der Heimat, ist aber rechtzeitig zum Fest wieder in Aschersleben.

Ukrainische Weihnachten werden nach dem julianischen Kalender gefeiert, was vor allem mit der Tradition der byzantinischen Kirche zusammenhängt. So feiert man den Heiligabend am 6. Januar (anstatt 24. Dezember), der erste Weihnachtstag fällt auf den 7. Januar, erzählt Radchuk. Heiligabend (6. Januar) ist in der Ukraine noch Fastenzeit. Deshalb gibt es traditionell zwölf fleischlose Gerichte. Verschiedene Salate, Fisch, Brot und Kutja dürfen auf dem Tisch nicht fehlen. Kutja ist eine Süßspeise aus Weizenkörnern, Rosinen, Mohn, Honig und Walnüssen und ein unbedingtes Muss. Dazu gibt es Wodka. Danach geht man in die Kirche oder bleibt im Familienkreis zusammen. Am 7. Januar essen die Ukrainer dann wieder Fleisch und hausgemachte Wurst.

In Deutschland feiert die Familie Weihnachten am 24. und 25. Dezember, weil die Kinder nicht solange auf den Weihnachtsmann und ihre Geschenke warten wollen. Allerdings mit einem Unterschied: am Heiligen Abend stehen keine zwölf Gerichte mehr auf dem Tisch. Aber Kutja muss sein. Und es ist relativ schnell zuzubereiten und schmeckt sehr gut. Die hausgemachte Wurst aus Fleischstückchen, gewürzt mit Knoblauch,Pfeffer und Salz, wird in einen Naturdarm gefüllt und im Backofen bei 160 Grad etwa eine Stunde gegart. Dazu wird Brot gereicht.

Am 24. Dezember pflegt die Familie die Tradition und es gibt Fisch in den verschiedensten Variationen. Karpfen blau, Forelle und in diesem Jahr wird es Sushi sein, freut sich Tochter Natalia schon darauf. "Allerdings ist es in Aschersleben etwas schwierig, frischen Meeresfisch für das Sushi zu bekommen", bedauert es Volodymyr Radchuk. Wenn die Kinder am Morgen des 25. Dezember aufwachen, war der Weihnachtsmann bereits da und hat die Geschenke gebracht. In Anlehnung an die traditionelle Weihnacht in der Ukraine bleibt der Weihnachtsbaum auch bis zum 7. Januar stehen.

Den Jahreswechsel werden die Radchuks mit Freunden verbringen, die sie nicht nur in Aschersleben und Quedlinburg gefunden haben, sondern auch in Berlin und Mainz. "Wir fühlen uns wohl hier, haben in diesem Jahr auch unseren deutschen Pass bekommen", sagt der sympathische Volodymyr Radchuk. Besuch aus der fernen Heimat bekommt die Familie in diesem Jahr nicht. "Meine Eltern haben uns erst im Sommer dieses Jahres besucht", sagt der Familienvater abschließend.