Kurhaus Alexisbad Kurhaus Alexisbad: Alexius' Erbe weicht Neubau
Alexisbad/MZ. - Fallende Ziegel, knarrende Nägel, Kettensägenkreischen und Baggergedröhn hallen in dieser Novemberwoche durch das Selketal. Lars Zimmermann, der Chef des Hotels "Harzquell", das zur Morada-Gruppe gehört, hat lange darauf gewartet. Bereits vor einem Jahr sollte das 1810 gebaute Kurhaus von Alexisbad, das neben dem ehemaligen Badehaus zum Grundstück des Hotels gehört, abgerissen werden.
Nachdem die Genehmigung erteilt worden war, hatte der Harzklub-Zweigverein Harzgerode im Sommer 2001 eine Unterschriftensammlung gegen den Abriss initiiert. Nun kümmerten sich Minister, ein Staatssekretär, Beamte in Scharen und der Petitionsausschuss des Landtages um das heiß gewordene Thema. Der Abriss wäre "ein gravierender Eingriff in die Historie des Ortes", hatte der Harzklub argumentiert und weitere Abrisspläne für das von Herzog Alexius von Anhalt-Bernburg gebaute Ensemble befürchtet.
Bei der Genehmigung hatte es Ermittlungs- und Abwägungsdefizite sowie eine unzureichende Beteiligung des Landesamtes für Denkmalpflege gegeben, wurde im März vom Kultusministerium abschließend festgestellt. Der Vertrauensschutz des Investors wiege aber schwerer. Eine Rücknahme der Abrissgenehmigung wäre ein "unverhältnismäßig schwerer Eingriff in die auf Grund der Genehmigung geschaffenen Dispositionen der Beteiligten" gewesen, hieß es.
Bereits in der Vorwoche war mit den Vorarbeiten begonnen worden. Spanplatten mussten entfernt, Fenster ausgebaut und Dachziegel abgenommen werden. "Bis Sonntag waren noch Urlauber hier", berichtete Lars Zimmermann. Am Montag begannen die Arbeiter aus Neudorf und Quedlinburg mit dem Abtragen des Dachstuhls und dem Entfernen der Holzlatten, die in den letzten zwanzig Jahren das alte, mit Natursteinen ausgemauerte Fachwerk verdeckten.
Unter den lackierten Brettern und Spanplatten kamen schließlich die hellgrün gestrichenen, vor 100 Jahren in den Harzer Kurorten oft verwendeten scherenschnittartig wirkenden Balkongeländer und die alten Balken wieder zum Vorschein, ehe ein 32 Tonnen schwerer Bagger anrückte, um die erste Hälfte des Kurhauses abzureißen. Bis Freitag, hofft Zimmermann, soll das Kurhaus verschwunden sein.
Doch es ist nicht allein der Abriss, der Lars Zimmermann und seine Mitarbeiter in Atem hält. Während zunächst Platz geschaffen wurde, damit am Donnerstag mit dem Anbau der neuen Rezeption begonnen werden kann, entsteht neben der Rezeption bereits ein Fahrstuhl. Der alte Fahrstuhl des Neubaublocks wird durch einen neuen ersetzt und in der Küche verschwindet die alte Kücheneinrichtung.
"Es wird alles ebenerdig erreichbar sein", kündigte Lars Zimmermann an, der damit ein Versprechen an seine Gäste einlöst, die mitunter nicht mehr so gut laufen können. Bereits am 1. Dezember werden hier wieder Urlauber empfangen. Bis Weihnachten soll der Rohbau des neuen Empfangsbereiches winterfest sein. Mit dem Bau des geplanten Schwimmbades wird im Frühjahr begonnen werden, kündigte Zimmermann an.
Die befürchteten erneuten Proteste des Harzklubs blieben indes aus. "Herr Schöne ist wohl im Urlaub", wunderte sich Zimmermann, der den Protestführer, den Zweigvereins-Vorsitzenden Horst Schöne, in den letzten Tagen nicht gesehen hat. "Das hatte uns richtig Geld gekostet", meinte der Hotelchef zu der einjährigen Verzögerung, ohne Zahlen zu nennen. Kommentar