Kommunalpolitik Kommunalpolitik in Giersleben: Rietschs Widersacherin gibt auf

Giersleben - Sie war angetreten, um mehr Transparenz in das politische Giersleben zu bringen. Zunächst als Protestkandidatin bei der Bürgermeisterwahl, später als Gemeinderätin für die Fraktion Lebendiges Giersleben. Über einige Jahre entwickelte sich Jana Richter zu der wichtigsten Gegenspielerin von Bürgermeister Peter Rietsch (Freie Bürger Giersleben). Die gelernte Diplom-Journalistin legte den Finger vor allem bei öffentlichen Gemeinderatssitzungen immer wieder in die Wunde.
Jana Richter ist desillusioniert und völlig frustriert
Jetzt zieht sich die 34-Jährige aus dem kommunalpolitischen Geschäft zurück: desillusioniert und völlig frustriert, für die wenigsten allerdings überraschend. Ihr Fraktionskollege Holger Buchmann sagte, er bedauere die Entscheidung, könne sie aber absolut nachvollziehen.
„Sie ist stärker noch als die Fraktion den Anfeindungen des Bürgermeisters ausgesetzt.“ Was er damit konkret meint, ließ sich in den Gemeinderatssitzungen der vergangenen Jahre immer wieder erleben.
Die fraktionslose Gemeinderätin Marlen Wetzel (CDU) beschreibt es so: „Es geht weniger um die Sachthemen. Viel zu häufig wird es persönlich.“ Richters Rücktritt wird bei der Sitzung an diesem Donnerstagabend ab 19.30 Uhr offiziell verkündet. Wer für sie nachrückt ist offen.
Ronald Kühn nimmt das Mandat nicht an. Kathrin Müller ist erst von der Verwaltung angeschrieben worden. In Frage kommen auch Maik Weinelt und Ronny Müller.
Auch von anderen Stellen enttäuscht
Richter selbst sagt, sie sei enttäuscht. Weniger von Rietsch, „der sich so verhält wie immer“. Vielmehr sei es die mangelnde Kontrolle derer, die dem Bürgermeister ihrer Meinung nach eigentlich Einhalt gebieten sollen. Dazu zählt Richter den Landkreis als Kommunalaufsicht, das Landesverwaltungsamt und selbst das Innenministerium.
Alle haben aus ihrer Sicht nichts gegen die „Unregelmäßigkeiten im Gemeinderat Giersleben“ unternommen, wie sie bereits 2012 in einer Petition an den Landtag formulierte. Richter prangerte damals wie heute unter anderem mögliche Vorteilsnahmen im Amt und verwehrten Zugang zu Informationen an.
Petitionsverfahren füllt seit vier Jahren Aktenberge
„Niemand hat die Zivilcourage, sich gegen ihn durchzusetzen.“ Sie verweist auf das Petitionsverfahren, das in der Regel nach einem halben Jahr abgeschlossen sein soll, in ihrem Fall mittlerweile aber über vier Jahre dauert und unzählige Akten füllt.
Rietsch äußert sich nicht
Bürgermeister Rietsch ließ eine MZ-Anfrage zum Rücktritt Richters bis zum späten Nachmittag unbeantwortet. Der scheidende Verbandsgemeinde-Bürgermeister Steffen Globig (SPD) sagte, damit „haben viele Menschen in Giersleben ihre Stimme verloren“.
Richter habe trotz einer großen Familie und der Verantwortung als Unternehmerin viel für die Gemeinde erreicht. Wie es nun weitergeht, kann Richter noch nicht sagen. Sie sei zwar kein Hinschmeißer-Typ, „aber eben auch niemand der sinnlose Dinge immer weiter tut“. (mz)
