Kommunaler Widerstand Kommunaler Widerstand: Thale behält nun doch sein Forstamt
Thale/MZ. - Im Thalenser Rathaus wurde die kaum noch erwartete Erfolgsmeldung allerdings mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Denn Bürgermeister Thomas Balcerowski, der den kommunalpolitischen Widerstand angekurbelt und eine Resolution des Stadtrates initiiert hatte (die MZ berichtete), erfuhr von der Entscheidung aus einer Zeitung - ein Halberstädter Anzeigenblatt hatte eine entsprechende Pressemitteilung der SPD-Landtagsabgeordneten Bianka Kachel veröffentlicht. Eine offizielle Information des Ministeriums lag Stadtverwaltung und Stadtrat dagegen bis gestern nicht vor. Dabei habe er bereits am 8. Februar die Räte-Resolution an Landwirtschaftsminister Konrad Keller gesandt und den Politiker um einen Gesprächstermin gebeten, an dem auch alle Fraktionsvorsitzenden des Rates teilnehmen wollten.
"Es gab bis heute keinen Anruf, keinen Brief und auch keine sonstige Stellungnahme", gestand der Bürgermeister der MZ. Von Landrat Wolfram Kullik (SPD), der - wie auch Kreissparkassen-Vorstandschef Klaus Köhler - ebenfalls in Magdeburg intervenierte, erfuhr der Thalenser Bürgermeister zumindest, dass "die Karten gar nicht so schlecht stünden", wie sich Balcerowski erinnert. Es sei "politisch instinktlos", wenn nun der Eindruck erweckt werde, dass sich der breite Widerstand nur auf die "Bitte" von Frau Kachel beschränkte, "die Entscheidung noch einmal zu überdenken". Das schlage "all'' denen ins Gesicht, die sich ebenfalls um den Erhalt des Thalenser Forstamtes bemüht haben". Dem Ministerium wirft Balcerowski vor, die "Etikette verloren" zu haben, wenn es auf eine Stadtrat-Resolution, die den Willen der Bürgerschaft widerspiegele, nicht reagiere, einzelne Abgeordnete informiere, aber nicht die betroffene Stadt.
"Das ist kein böser Wille", rechtfertigt sich Andreas Rebettge, der Leiter des Ministerbüros, auf Anfrage der MZ. Er entschuldigte sich für das "Versehen" und versprach, dass noch "eine Antwort folgt". Möglicherweise sei die Benachrichtigung der Stadt "einfach vergessen" worden und der politische Draht zwischen Landtagsabgeordneten und Ministerien manchmal kürzer als der offizielle Dienstweg, vermutete Rebettge. Sabine Iwanowski, die stellvertretende Pressesprecherin des Ministeriums, führt den Sinneswandel ihrer Behörde ohnehin nicht auf die (Protest-)Aktionen, sondern auf neue "betriebswirtschaftliche Untersuchungen" zurück. Demnach sei die Sanierung des Blankenburger Amtsgebäudes erheblich teurer als die des Dambachhauses, das zudem in einem "kompakten Landeswald-Komplex" liege.
Thales Forstamtsleiter Roland Piegert kennt die "sehr vernünftige Entscheidung" schon seit dem 7. März. Als "historisch angehauchter" Forstmann freue er sich vor allem, dass damit in Thale eine langwährende Tradition fortgesetzt werden könne. Für die Blankenburger Kollegen, die nun "schrittweise" in den Thalenser Wald umgesetzt werden, gibt es einen kleinen Trost: Das Dambachhaus wird offiziell "Dienstsitz des Forstamtes Blankenburg".