Knochenmarkspende Knochenmarkspende: Thomas Engel will seine krebskranke Frau retten

Nachterstedt - Die Sterne sind aus einem kleinen Holzscheit gearbeitet. Ebenso die Kerzenhalter in unterschiedlichen Größen. Genau wie die niedlichen Schneemänner, die mit ihrer roten Möhrennase im Gesicht verschmitzt in die Schneelandschaft schauen.
„Das hat alles mein Vater gemacht. In Handarbeit“, zeigt Thomas Engel auf den kleinen Stand, den er am Wochenende auf dem Nachterstedter Seeland-Weihnachtsmarkt aufgebaut hat. Ein Stand, mit dem er und seine Tochter das Leben seiner Frau retten möchten.
Stammzellenspende schlägt nicht mehr an
„Meine Frau hat Lymphknotenkrebs und sucht einen Knochenmarkspender“, erklärt der großgewachsene Mann und zieht die Schultern ein. Die eigene Stammzellenspende schlage bei ihr nicht mehr an.
Seit Anfang November, so erzählt der Nachterstedter, sei er dabei, Gott und die Welt zu mobilisieren. „Zuerst habe ich nur im Polizeinetz einen Aufruf gestartet“, meint Engel, den man in Zivil kaum erkennt. Denn der Seeländer, der als Polizist im Salzlandrevier arbeitet, ist sonst immer in Uniform unterwegs.
Hilferuf für Knochenmarkspende erreicht Menschen in ganz Deutschland
Doch inzwischen ist der Hilferuf deutschlandweit im Netz zu finden. „Über Freunde geht das immer weiter“, freut sich der Nachterstedter über die Anteilnahme. „Die Polizei in Hamburg und in Niedersachsen hilft schon mit.“ In Apotheken, Arztpraxen und Schulen habe die Familie Flyer ausgehängt, in denen erklärt wird, wie man Knochenmarkspender werden kann.
Und all das hat geholfen. „Ich war am Donnerstag in Magdeburg in der Uniklinik. Und sie haben mir erklärt, dass es seit ein paar Tagen verstärkt Registrierungen gibt“, freut sich Thomas Engel. „Aber“, schiebt er gleich hinterher, „es ist kein Geld mehr da.“ Denn eine Typisierung kostet immerhin 50 Euro. Eigentlich nicht viel Geld, um eventuell ein Leben zu retten.
Vater und Tochter verkaufen Schnitzereien für krebskranke Frau
„Aber man muss das erst einmal zusammenbekommen.“ Da helfe jede noch so kleine Spende, weiß der Nachterstedter. Egal, ob ein Unternehmen 100 Euro gebe oder ein Privatmann 20. „Alles hilft“, schaut er auf die Holzarbeiten seines Vaters und hofft, dass es dafür Abnehmer geben wird.
Gemeinsam mit seiner Tochter steht er hinter dem kleinen Stand, genau neben dem Rathausbrunnen. Er zieht den Kragen seiner Jacke hoch und wartet auf Kunden. Doch er spricht die Leute auch gezielt an. Drückt Nachterstedts Ortsbürgermeister Siegfried Hampe ein paar Flyer von der Uniklinik in die Hand. Und hat auch welche für Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer dabei.
„Es ist wichtig, der sich jeder typisieren lässt“
„Vielleicht können Sie die irgendwo aushängen“, fragt er die beiden. Ist darin doch alles Wichtige erklärt. Dass die Krankheit heilbar sei. Eben durch die Übertragung von Stammzellen. Dass die Suche nach einem passenden Spender zuerst in der Familie beginne. Wenn es da niemanden gebe, suchen die Ärzte nach einem Fremdspender.
Die seien in Spenderdateien registriert. Je mehr Menschen sich dafür erfassen lassen, desto größer sei am Ende natürlich auch die Möglichkeit, den richtigen zu finden. Denn die Gewebemerkmale, die sogenannten Human-Leucocyte-Antigene (HLA-Merkmale) müssten übereinstimmen. Was nicht einfach sei, denn es gebe über 2.000 dieser Merkmale, die in Abertausenden Kombinationen auftreten können. „Deshalb ist jeder wichtig, der sich typisieren lässt“, meint Thomas Engel, der am Ende des Marktes 259 Euro zusammenbekommen hat. (mz)