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Katholisches Pfarramt Katholisches Pfarramt: Abschied mit ein wenig Wehmut

Von Sigrid Dillge 28.07.2002, 14:20

Quedlinburg/MZ. - Vom Pfarrhaus in fünf Minuten auf dem Markt sein, dort den Bürgermeister sehen, der grüßend winkt, Bekannte treffen und schnell ein paar freundliche Worte wechseln - das wird ihm fehlen. Genauso wie die Geschichten, die ihm die Häuser der Stadt erzählen. Auch den gemütlichen Weinkeller der Lebenshilfe in Quedlinburgs Langer Gasse wird er vermissen. Und natürlich vor allem seine Gemeinde. Magnus Koschig, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Mathilde, verlässt nach acht Jahren Quedlinburg. Am Sonntag wurde er verabschiedet.

Seine neuer Wirkungsort wird ab dem 1. August die katholische Gemeinde Heilig Kreuz in Halle sein. Bischof Leo Nowak hat das festgelegt. Koschig folgt dem Ruf, obwohl der Abschied von Quedlinburg ihm etwas Wehmut bereitet. Gerne hätte er hier Begonnenes weiter geführt, gemeinsam mit den Gemeindegliedern. Kirche ist für Koschig ein Zeichen dafür, dass es noch etwas anderes gibt in dieser Welt. "Ich glaube, dass jeder Mensch religiös ist, weil jeder etwas hat, das ihm heilig ist. Wem nichts mehr heilig ist, der ist kaputt", ist er sich sicher.

Als Koschig 1994 nach Quedlinburg kam, war die katholische Kirche St. Mathilde auf keinem Stadtplan verzeichnet. Zwei Jahre später war das Thema erledigt. Ein winziges Mosaiksteinchen aus der Arbeit Koschigs. Viele weitere kommen hinzu, manche sind Riesenbrocken. Beispielsweise das neue Dach der Wipertikirche, die Sanierung von St. Mathilde, die wieder Standfestigkeit und strahlend schöne Fenster erhielt. Andere Steinchen und Brocken sind eher spür- denn sichtbar: die ureigenste Arbeit eines Pfarrers, mit und für den Menschen.

Wer geht, hat stets auch Visionen für den Ort, den er verlässt. Bei Koschig sehen sie unter anderem so aus: "Ich wünsche mir, dass die Quedlinburger die Geschichte ihrer Stadt lieben lernen, dass sie phantasievoll die Gebäude in dieser Stadt nutzen." Seine Vorschläge dafür sind, wie vieles, was er macht, unkonventionell. Warum beispielsweise sollte eine Kirche nicht auch eine Kneipe sein können? Auf diese Art und Weise würde das Gebäude erhalten und vor allem genutzt werden können. Schließlich sei die Wipertikirche auch deshalb noch da, weil sie 100 Jahre lang Scheune war. Und die Wipertikirche wird es wohl auch sein, die den Pfarrer das eine oder andere Mal wieder nach Quedlinburg ruft, gehört er doch zum 1995 gegründeten Förderverein dieses Kirchenbauwerks.

Koschigs Nachfolger in Quedlinburg wird Herbert Nowak sein. Den 61-Jährigen kennt er sehr gut, schließlich hat er bei ihm gelernt.