Kampfhunde Kampfhunde: Verein Pro Hund aus Hoym bietet Ausbildung für Tiere und Halter an

Aschersleben - Sollten Hundehalter und ihre Tiere stärker kontrolliert werden? Nach der jüngsten Beißattacke eines Rottweilers in Allstedt (Mansfeld-Südharz), bei der ein Neunjähriger verletzt wurde, hat sich die Tierrechtsorganisation Peta genau dafür ausgesprochen.
Sie plädiert dafür, dass alle Halter - unabhängig von der Hunderasse - ihre Eignung, ein Tier zu führen, nachweisen müssen. Auf diese Weise soll die Gefahr von Beißattacken gemindert werden.
Stadt weiß von drei Angriffen in zwei Jahren
In Aschersleben gab es 2017 und 2018 drei Beißvorfälle. Wie Stadtpressesprecherin Judith Kadow auf Anfrage mitteilt, sind Hunde der Rassen Rhodesian Ridgeback und Kaukasischer Owtscharka sowie ein American Staffordshire Terrier/Weimaraner-Mischling auffällig geworden.
Letzterer wird in Sachsen-Anhalt auf der Liste der Hunde geführt, die als potenziell gefährlich gelten. Dazu zählen auch Bullterrier, Pitbull Terrier und Staffordshire Bullterrier - sowie ihre Kreuzungen. Laut Judith Kadow sind derzeit 19 so genannte Listenhunde in Aschersleben registriert.
19 Hunde in Aschersleben sind registriert
„Die Halter konnten entweder alle einen bestandenen Wesenstest vorlegen oder befinden sich noch in der gesetzten Frist zur Vorlage des Wesenstests“, ergänzt sie.
Neben dem Wesenstest, den die Hunde ablegen müssen, werden in diesem Zusammenhang auch die Halter in Theorie und Praxis geprüft. Seit 2008 sind sie dazu per Gesetz verpflichtet. Für die Tierrechtsorganisation Peta greift das allerdings zu kurz: Ihre Vertreter fordern einen Hundeführerschein für alle Hundehalter.
Peta fordert Hundeführerschein für alle Halter
Dafür spricht sich auch Hans-Jürgen Borchert vom Verein Pro-Hund Hoym aus. „Ein Hund kann immer mal auffällig werden und beißen. Ganz egal, zu welcher Rasse er gehört“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Das eigentlich Wichtige sei, dass der Besitzer in der Lage sei, mit dem Hund richtig umzugehen. Seit Jahren bietet der Verein deshalb in Hoym die Ausbildung für Tier und Halter an. Werden Theorie- und Praxisprüfung am Ende erfolgreich absolviert, erhalten die Paare den Hundeführerschein.
Dieser bescheinigt dem Halter, dass er um den gesetzlichen Rahmen weiß und Kenntnisse der Hundehaltung besitzt. Ebenso, dass er mit dem Tier selbst in Extremsituationen umzugehen versteht.
Viele Halter verlieren die Lust an langer Ausbildung
Ein Prozess, den beide Seiten mühsam erlernen müssen, sagt Andrea Damm. In Hoym leitet sie regelmäßig Kurse - sowohl im Hundesportbereich, als auch zur Erlangung des Hundeführerscheins.
Aus Erfahrung jedoch weiß Damm, dass viele Hundehalter insbesondere bei fortgeschrittenen Prüfungen die Lust an der Ausbildung verlieren.
Der Grund: „Der Hundeführerschein ist bislang nicht behördlich anerkannt. Viele sagen deshalb: ‚Wir haben doch nichts davon.‘“ Ihrer Meinung nach sollte das Land Sachsen-Anhalt Rahmenbedingungen für einen verpflichtenden Eignungstest schaffen.
„Die, die es wirklich nötig haben, kommen nicht“
Borchert sieht die bisherige Regelung in einem weiteren Punkt kritisch: „Das läuft alles auf freiwilliger Basis ab. Die, die es wirklich nötig haben, kommen nicht.“
Das ist auch der Eindruck von Silvia Rupkalwies, Chefin des Ascherslebener Tierheims. Die meisten Hunde, die im Tierheim abgegeben würden, seien Fälle, in denen die Besitzer mit der Haltung überfordert gewesen seien.
„Viele wissen nicht, worauf sie sich einlassen“, so Rupkalwies. Selbst kleine Hunde seien oftmals sehr unerzogen und könnten Probleme bereiten. Grundlegende Kenntnisse zu Bedürfnissen, Erziehung und Kommunikation seien unerlässlich. Die Pflicht zum Hundeführerschein hält sie daher insbesondere bei Ersthundebesitzern für sinnvoll. (mz)