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Jagd im Salzlandkreis Jagd im Salzlandkreis: Was tun gegen die Waschbären-Plage?

Von Kerstin Beier 19.07.2017, 05:45
Waschbären: So unschuldig wie sie aussehen, sind sie nicht.
Waschbären: So unschuldig wie sie aussehen, sind sie nicht. Archiv/dpa

Aschersleben - 2.400 Waschbären haben die Jäger des Salzlandkreises im zurückliegenden Jagdjahr zur Strecke gebracht. Das sind mehr als doppelt so viel wie 2010. „Trotzdem kriegen wir die nicht in den Griff“, muss Kreisjägermeister Jens Hennicke bekennen. Der 46-Jährige zog jetzt Bilanz über die Abschusszahlen in den rund 150 Revieren der Region.

„Akute Bedrohung für heimische Vogelwelt“

Die Waschbären, possierlich aussehende, aber zunehmend lästige Räuber, vermehren sich sehr schnell und „machen eine Menge Schaden, indem sie die Nester der Singvögel ausräumen“, erklärt Hennicke und betont: „Sie sind eine akute Bedrohung für unsere heimische Vogelwelt.“

Die Waschbären leben gewöhnlich in Baumhöhlen im Wald, breiten sich aber immer stärker auch in den Wohngebieten aus. Deshalb werden sie vorrangig mit Lebendfallen bekämpft. Die landläufige Meinung, die Tiere würden sich umso schneller vermehren, je stärker sie bejagt werden, ließe sich nicht wissenschaftlich belegen.

Im Durchschnitt hat jeder Jäger im zurückliegenden Jagdjahr - dieses endet jeweils am 31. März - im Durchschnitt zwölf Stück Wild erlegt. Insgesamt waren das 10.406 Tiere. Erfasst wurden außerdem 2.500 Tiere, die infolge von Verkehrsunfällen oder eines natürlichen Todes starben.

2.500 Wildtiere starben bei Verkehrsunfällen

Der Salzlandkreis ist in vier Jägerschaften eingeteilt, die meisten der 726 organisierten Jägerinnen und Jäger sind in Schönebeck (258) und Bernburg (215) aktiv. In der Jägerschaft Aschersleben gibt es 113. Der Altersdurchschnitt von 56 sei ein seit Jahren konstanter Wert. „Zum Glück interessieren sich zunehmend auch jüngere Leute für die Jagd“, so Hennicke und belegt das gleich am Beispiel der im September anstehenden Jägerprüfung.

Von den 35 Teilnehmern sind laut Anke Wolkenstein von der Unteren Jagdbehörde lediglich zwei älter als 50. Auch Frauen würden immer öfter ihre Leidenschaft für die Jagd entdecken und sich für die Ausbildung über die Jägerschaften und für die obligatorische Prüfung anmelden. Dass 2017 nur drei Prüflinge durchgefallen sind, schreibt Hennicke der guten Ausbildung zu. Denn das Niveau sei hoch.

Vielfältiges Wissen ist gefragt

Der künftige Jäger muss nicht nur zeigen, dass er schießen kann. Abgefragt wird auch Wissen in den Bereichen Waffen- und Jagdrecht, Hege und Ökologie. „Wer Mitglied im Landesjagdverband ist, ist auch anerkannter Naturschützer“, betont der 46-Jährige. Die eigentliche Pirsch ist nur ein Bruchteil dessen, was die Jägerei ausmacht. 80 bis 90 Prozent seiner Zeit verbringt der Weidmann mit Hege, macht Hennicke deutlich. Er selbst geht seit 1999 auf die Pirsch und pflegt damit ein Hobby, das mittlerweile auch seine Frau mit ihm teilt.

Auf 114 Quadratkilometern im Salzlandkreis sind 56 Tonnen Schalenwild - also Rehe, Hirsche, Wildschweine und Mufflons - erlegt worden. Besonders hoch waren die Abschüsse bei Reh- und Schwarzwild. Beim Schwarzwild gab es im vergangenen Jagdjahr 1.393 Abschüsse. Das ist Rekord.

Maisanbau sorgt für viele Wildschweine

Die Ursache für das gestiegene Aufkommen ist laut Hennicke der zunehmende Anbau von Mais, an dem sich die Schwarzkittel besonders gern gütlich tun. Derartige Monokulturen sind andererseits der Grund dafür, dass es der Feldhase besonders schwer hat. Die Population ist derart zurückgegangen, dass er mancherorts gar nicht mehr geschossen wird. Der Hase ernährt sich fast ausschließlich von Kräutern, die er kaum noch auf den Feldern, sondern an den Straßenrändern findet. Da ist es logisch, dass etliche Tiere von Fahrzeugen erfasst werden. Im vergangenen Jagdjahr waren es 102 nur 18 starben durch einen Jäger.

Einsatz für Verkehrssicherheit

Wenn bei der Polizei von gestiegenen Wildunfallzahlen die Rede ist, dann bringt das Jens Hennicke mitunter ins Grübeln. In der Tat weisen die Zahlen flächendeckend eine steigende Tendenz auf. „Aber Ursache sind ja nicht die Tiere, sondern oft zu hohe Geschwindigkeit“, findet er.

Die Jäger im Salzlandkreis engagieren sich stark, um die Zahl der Unfälle mit Wild einzudämmen, indem sie zum Beispiel blaue Reflektoren an den Leitpfosten anbringen. „Das bezahlen wir in der Regel aus der eigenen Tasche“, sagt er. Er kündigt an, den Landkreis um finanzielle Hilfe zu bitten, um möglichst alle Straßen, auf denen reger Wildwechsel herrscht, ausstatten zu können. (mz)