Invest-Ruine in Aschersleben Invest-Ruine in Aschersleben: Wird Seniorenheim jemals fertig?

Aschersleben - Wieder ist eine Frist verstrichen - und wieder ist nichts passiert. Viele Ascherslebener schütteln inzwischen nur noch mit dem Kopf, wenn sie auf die Bau- oder Invest-Ruine - je nach Blickwinkel - in der Ascherslebener Schillerstraße blicken. Dort, wo einst das Ascherslebener Stadtbad stand, verschandelt seit Jahren ein unfertiger Betonklotz das Stadtbild. Im September ist die Baugenehmigung für das Projekt zum Bau eines Altenheimes abgelaufen.
Der Investor - der Berliner Geschäftsmann Wolfgang Hamma - hält die Stadt seit Jahren hin, ohne dass sich auf der 2010 in den Tiefschlaf versetzten Baustelle auch nur ein Rad drehen würde. Auf regelmäßige Anfragen der Mitteldeutschen Zeitung reagierte Hamma immer wieder und fast gleichlautend optimistisch.
In zwei Wochen bis einen Monat könne er mehr sagen, hieß es auch diesmal wieder. Wie Hamma auf eine erneute MZ-Anfrage am Montag erklärte, warte er derzeit auf die inzwischen von ihm beim Salzlandkreis beantragte Verlängerung der Baugenehmigung. Es wäre die fünfte. Die würde dann für ein weiteres Jahr Gültigkeit haben. Aus der bisherigen Erfahrung stellt sich allerdings die Frage, ob es ein weiteres Jahr des Dornröschenschlafs sein wird.
Hamma selbst wiegelte am Montag in bekannter Manier ab. Natürlich solle es weitergehen. Genaueres bitteschön, wenn die Baugenehmigungsverlängerung erteilt wurde. Das könne nicht sehr lange dauern, so Hamma, der auch in dieser Sache eine oft genannte Frist nennt: „Vielleicht in drei Wochen bis einen Monat.“ Mit dieser Aussage bleibt sich der Berliner Unternehmer einmal mehr treu. Und er dürfte - zumindest in diesem Fall - Recht behalten. Wie vom Landkreis zu hören ist, wolle man die Verlängerung durchaus genehmigen.
Auch, um dem Antragsteller keinen Grund und Vorwand für eine endgültige Einstellung des Projektes zu liefern. Schließlich wäre der Stadt damit auch nicht geholfen, heißt es aus der Kreisverwaltung. Ascherslebens Stadtplanerin Ria Uhlig sieht es dagegen zumindest problematisch, nach so vielen Jahren des Stillstandes, die Baugenehmigung eins zu eins zu verlängern. Schließlich sei der Fast-Rohbau in dieser Zeit nicht besser geworden.
Nicht neu ist auch Hammas Auskunft, dass er gegenwärtig dabei sei, mit dem Generalauftragsnehmer um einen Weiterbau zu verhandeln. Die gleiche Antwort gab Hamma auch schon in den Jahren 2012, 2013 und 2014 auf entsprechende MZ-Anfragen. Und vor fast genau einem Jahr ließ er wissen, dass es vor dem Winter keinen Sinn mache, mit dem Weiterbau zu beginnen. Damals verwies Hamma auf einen Start im Frühjahr 2015. Das Ergebnis ist bekannt - die Ruine dämmert weiter vor sich hin.
Die Frage, ob denn inzwischen überhaupt die Finanzierung des Projektes stehe, überging Wolfgang Hamma am Montag. Dafür erklärte er, dass man einige Veränderungen in Sachen Innenausbau vornehmen wolle. Statt der einst geplanten 170 Zimmer sollen es nur noch 130 bis 140 werden. Dafür alles etwas großzügiger. Und mit größeren Gemeinschaftsräumen.
Wer das Seniorenwohnheim betreiben soll? - Diese Frage könne er derzeit nicht beantworten. Er selber wolle es angesichts seines Alters jedenfalls nicht tun. Vielleicht sein Sohn, der Chef einer Betreibergesellschaft sei, sagt Hamma. Aber es gäbe auch einige weitere Optionen, legt der Berliner in bekannt optimistischer Manier nach.
Ein Funken der Hoffnung, der im Dezember 2015 die Runde machte, scheint sich jedenfalls zerschlagen zu haben. Damals hatte sich der Berliner Unternehmer Michael Bethke, Chef einer gleichnamigen Unternehmensgruppe, für den Bau eines Seniorenheimes in Aschersleben interessiert und auch eine Übernahme des Hamma-Projektes in seine Überlegungen einbezogen. Bethke hatte auf MZ-Anfrage allerdings auch gesagt, dass man zunächst lediglich eine Idee prüfe und noch keine konkreten Pläne hätte.
Sollte auch nach einer Verlängerung der Baugenehmigung durch den Salzlandkreis wieder nichts passieren, kann die Stadt Aschersleben dem Verfall weiterhin nur tatenlos zu sehen. Das erklärte Chef-Stadtentwicklerin Ria Uhlig bereits vor einem Jahr. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Dass der Bau 2010 überhaupt eingestellt wurde, hatte seinerzeit offenbar daran gelegen, dass es Probleme mit der Finanzierung gab. Der Investor hatte damals erklärt, dass finanzielle Umschichtungen vorgenommen werden müssten. Außerdem hätten Banken die Frage gestellt, ob in Aschersleben überhaupt weiterer Bedarf an Seniorenheimen bestünde. Aber damals - wie heute - gab und gibt sich Wolfgang Hamma ungebremst optimistisch. (mz)
