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Internationales Sommeratelier Internationales Sommeratelier: Laura Bruce arbeitete mit zitternden Händen

Von Marie-Luise Graichen 17.07.2016, 18:32
Ryan Daffurn, Katharina Volkmer, Akos Birkas und Aika Furukawa (von links) werden in den nächsten Wochen in und für Aschersleben künstlerisch arbeiten.
Ryan Daffurn, Katharina Volkmer, Akos Birkas und Aika Furukawa (von links) werden in den nächsten Wochen in und für Aschersleben künstlerisch arbeiten. Frank Gehrmann

Aschersleben - Die Fläche für das Wandbild hatte sich die amerikanische Künstlerin Laura Bruce zunächst in übersichtlicher Größe vorgestellt. Dass es nun auf 60 Quadratmetern über den ganzen Giebel eines Treppenhauses erstreckt, verdankt sie dem Ascherslebener Oberbürgermeister. Andreas Michelmann machte sich mit Bruce nach Abschluss des Internationalen Sommerateliers 2015 auf die Suche nach einem geeigneten Standort für ein Wandbild, dass sie für die Stadt als künstlerische Erinnerung schaffen wollte. Sie fanden diese geeignete Wand an der Stirnseite des Riegelbaus im Bestehornpark und nach gut dreimonatiger Schaffensphase ist nun das Werk vollendet.

Am Freitagabend erfolgte zeitgleich mit der Eröffnung des 2. Internationalen Sommerateliers die feierliche Übergabe des Wandgemäldes. In einer Art „Teppichstruktur“ und in Ölpastell gemalt, offenbart sich den Betrachtern eine riesige Landkarte von ehemals Persien in leuchtenden Farben und großer Tiefe, ähnlich wie sie von Adam Olearius 1638 geschaffen wurde. Es sollte ein ortsbezogenes Thema sein, darüber waren sich Michelmann und Bruce einig. Da das Gebäude im Bestehornpark als heutiger Bildungs- und Kulturstandort über die Stadtgrenzen hinaus Bedeutung hat, war die Parallele zu Adam Olearius folgerichtig. In Anlehnung an das im 17. Jahrhundert in gebildeten Kreisen übliche Latein wählte auch die Künstlerin den Titel „De Septen trione ad Austrum“, zu deutsch „Von Norden bis Süden“.

„Es war für die Künstlerin sowohl eine psychische als auch eine physische Herausforderung, denn sie schuf das Werk bis auf einige handwerkliche Gestaltungen ganz alleine“, hob der Berliner Kunsthistoriker Frank Eckart hervor. Bruce sagte, dass sie in den ersten Tagen vor Höhenangst förmlich zitterte, sich dann aber an die Höhe gewöhnte und fast waghalsig agierte. Einen Fehler habe sich die inzwischen in Berlin lebende Amerikanerin nicht leisten dürfen, denn das aus unzähligen kleinen Strichen bestehende Kunstwerk ließ keine Korrektur zu. „Ich wusste genau, was ich wollte und arbeitete sehr präzise“, sagte sie. Mit einer dauerhaften Fixierung versehen, soll das Gemälde wenigstens 20 Jahre bestehen.

Bruce war eine der vier Künstler, die im vergangenen Jahr anlässlich des Sommerateliers für drei Monate in Aschersleben lebten und arbeiteten. Auch diesmal verbringen wieder auf Einladung Ascherslebens vier internationale Künstler die Sommermonate in der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts. Für die Neuauflage des Künstlerateliers gab es nun den offiziellen Startschuss.

Im Vorfeld hatte ein Jury Aika Furukawa (Japan), Akos Birkas (Ungarn), Ryan Daffurn (Australien) und Katharina Volkmer ausgewählt, die nun in vier Ateliers im Riegelbau des Bestehornparks künstlerisch arbeiten werden. Die ersten zwei Wochen haben die Künstler bereits in Aschersleben verbracht, orientierten sich in der neuen Umgebung und bezogen ihre Wohnungen und Ateliers. Zur Eröffnung stellten sie sich kurz den Gästen vor und erklärten gemeinsam, in der Stadt die Ruhe und Freiräume zu genießen. So könnten sie ohne Stress ihren künstlerischen Tätigkeiten nachgehen. „Ich habe in den letzten Jahren viele Ausstellungen gemacht und Stress gehabt. Nun freue mich auf die Zeit in Aschersleben, wo ich wieder in mich selbst ,einsteigen’ kann und in Ruhe arbeiten will“, sagte Akos Birkas.

Die Künstler sind in guter Nachbarschaft mit anderen künstlerischen Einrichtungen der Stadt. In der Nähe befindet sich die Neo-Rauch-Stiftung, dessen Leiterin Christiane Wisniewski diese Aktion der Stadt sehr begrüßt. Auch Frank Nitsche als Kunstlehrer und Künstler ist sehr angetan darüber, dass die Räume der Kreativwerkstatt in der Ferienzeit durch internationale Künstler genutzt werden. „Ich finde es sehr schön, dass professionelle Kunst und Kinderkunst zusammentreffen.“ Der Kunstlehrer ist auch der Ansicht, dass dieser Kontakt eine hohe Qualität in künstlerischer und menschlicher Hinsicht hat. Zudem erhalte Aschersleben so einen internationalen Hauch. (mz)