Integratives Ferienlager bei Meisdorf Integratives Ferienlager bei Meisdorf: Freude, Spiele und Spaß ohne Vorurteile
Falkenstein/Harz/MZ. - Der Krach ist schon von weitem zu hören. Lautes Kindergeschrei hallt durch das Selketal bei Meisdorf (Stadt Falkenstein / Harz), in der Jugendherberge herrscht Hochbetrieb. Kinder jauchzen fröhlich, die Stimmung beim Sommerfest der Rekorde ist auf Rekordniveau.
Liedergurgeln, Tischtennisballtauchen oder Gummibärchensaugen - egal, es wird gekämpft, gewonnen und vor allem viel gelacht. Die Atmosphäre wirkt unbeschwert. Und dabei ist völlig egal, ob die Kinder nun eine geistige Behinderung haben oder eine körperliche oder eben gar keine. Sie alles spielen zusammen, ohne Vorurteile, ohne Berührungsängste, einfach so.
Möglich ist das durch den Verein "Kornblume Integrative Ferienfreizeit" aus Magdeburg. Seit 1991 gibt es den kleinen Verein, der gerade einmal 30 Mitglieder zählt. Ehrenamtlich, versteht sich. Chefin Gabriele Meyer und ihre Mitstreiter haben es sich auf die Fahnen geschrieben, Jungen und Mädchen aus allgemein bildenden Schulen in einer gemeinsamen Ferienfreizeit mit Kindern und Jugendlichen mit geistiger und körperlicher Behinderung oder mit Verhaltensstörungen sowie aus zerrütteten Familien zusammenzuführen.
Unterstützt werden sie dabei unter anderem von Sonderpädagogen, Psychologen, Künstlern, Lehrern, Jugendlichen und Studenten. Auch die Jugendherberge in Meisdorf hat sich auf die Gäste aus der Landeshauptstadt, die nun schon seit drei Jahren im Sommer drei Ferienlager-Durchgänge über jeweils zwei Wochen im Selketal organisieren, eingestellt. So gibt es dort behindertengerechte Zimmer, und es wurde sogar eine Rampe für die Rollstühle eingebaut.
Das Projekt von "Kornblume" hat Erfolg: "In den letzten zwölf Jahren haben 1815 Kinder das Angebot genutzt, knapp 750 davon mit Behinderungen", erzählt Gabriele Meyer nicht ohne Stolz. Auch derzeit sind wieder 65 Jungen und Mädchen im Alter zwischen sechs und 22 Jahren in Meisdorf. "Wir bieten Tagesfahrten in die touristischen Hochburgen wie Quedlinburg oder die Konradsburg, machen Badeausflüge, Wanderungen und Fahrradtouren. Nicht zu vergessen die Bastelnachmittage und die Disco", so die Chefin des Vereins weiter.
Das kommt bei den Kindern und Jugendlichen an. Philipp Möller, Juliane Kosel und Franziska Soika sind begeistert von dem Ferienlager in Meisdorf und bereits mindestens zum zweiten Mal mit von der Partie. "Anfangs", so erklärt der 13-jährige Philipp, "war es schon komisch, mit den behinderten Kindern zu spielen. Doch die sind alle ganz nett und dann ist es schon nach kurzer Zeit völlig egal."
Probleme gibt's derzeit nur mit dem Geld, nachdem das Jugendamt Magdeburg die Zuschüsse erheblich gekürzt hat. "Wir versuchen, das durch Sponsoren wieder auszugleichen. Aber das ist bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen natürlich nicht so einfach", meint die Vereinsvorsitzende Gabriele Meyer. Davon lassen sie sich aber nicht entmutigen: Damit der Krach auch in den nächsten Jahren noch von weitem zu hören ist.
Mehr Informationen zum Verein gibt es im Internet unter: