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Förderung In Aschersleben sind Worte der Türöffner zur Welt

Die Kindertagesstätte Pünktchen ist „Sprach-Kita“ geworden. Die Mittel dafür kommen vom Bund.

Von Kerstin Beier 07.08.2021, 14:00
Saskia Henze widmet sich in der Kita Pünktchen dem Thema Sprache.
Saskia Henze widmet sich in der Kita Pünktchen dem Thema Sprache. Foto: Frank Gehrmann

Aschersleben/MZ - „Draußen ist es heute ein bisschen kühl. Deshalb ziehen wir die Jacken an.“

Die Kleinen aus der Krabbelkäfergruppe schauen Petra Peist mit großen Augen an, während die bunte Jacken vom Haken nimmt und den nächsten Dreikäsehoch auf die Mini-Bank setzt. „Und jetzt noch die Schuhe“, sagt sie und zeigt auf die winzigen Trittchen.

Immerwährendes Kommentieren aller Tätigkeiten ist nur ein Baustein

Szenen wie diese sind Alltag in der Kindertagesstätte „Pünktchen“ am Stadtpark in Aschersleben, es geht raus zum Spazierengehen. Die Einrichtung, die von einem Verein getragen wird, hat eine Förderung in Höhe von 45.000 Euro aus dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ bekommen. Mit dem Geld kann eine zusätzliche Fachkraft mit Expertise im Bereich sprachliche Bildung bezahlt werden.

Das immerwährende Kommentieren aller Tätigkeiten - wie eben beim Vorbereiten auf den Spaziergang, das Tischdecken vor den gemeinsamen Mahlzeiten und vieler anderer alltäglicher Dinge ist dabei nur ein Baustein. Es geht auch darum, die Familien dafür zu sensibilisieren, dass Sprachkompetenzen die Voraussetzung sind für jeglichen Zugang zu Bildung und Teilhabe. Auch die inklusive Pädagogik, also niemanden zurückzulassen, gehört in diesen Bereich.

„Wir stellen aber immer wieder fest, wie offen die Kinder sind und wie schnell sie lernen“

In der Kita „Pünktchen“ hat sich Saskia Henze dieses Themas besonders angenommen. Sie ist raus aus der unmittelbaren Gruppenarbeit und widmet sich ausschließlich dem Thema Sprache. Kita-Leiterin Gerlinde Nabert ist froh über das Interesse der jungen Kollegin und hat sie von Anfang an dabei unterstützt. „Ich habe gemerkt, dass sie Freude am gezielten Einsatz von Worten und Körpersprache hat und das auch gerne vermittelt“, sagt sie.

Zehn Prozent der Jungen und Mädchen in der Einrichtung haben einen Migrationshintergrund. Für sie ist eine gute Sprachkultur besonders wichtig, wenn daheim in der Muttersprache der Eltern kommuniziert wird. „Wir stellen aber immer wieder fest, wie offen die Kinder sind und wie schnell sie lernen. Manchmal verwenden sie zwei Sprachen in einem Satz. Das ist sehr interessant“, so Saskia Henze.

„Es soll allen bewusst werden, was sie über die Sprache bewirken können“

Sie sieht sich als Ideengeberin und Beraterin, sie will die Kolleginnen für das Thema empfänglich machen. „Es soll allen bewusst werden, was sie über die Sprache bewirken können.“ Saskia Henze ist in allen Dienstberatungen dabei und nutzt Verbundtreffen aller Sprachkindertagesstätten für den fachlichen Austausch. Außerdem begleitet der Bund das Projekt, indem er nach Bedarf eine Fachberaterin in die Einrichtungen schickt. Die Förderung läuft zunächst bis Ende 2022, „aber danach soll das Bemühen um die Sprachkompetenz der Kinder ja nicht vorbei sein. Dafür schaffen wir jetzt die Voraussetzungen,“ erklärt die Kita-Leiterin.