"Blick" Im August 2020 erscheint 100. Ausgabe Winninger Blick: Ortsbürgermeister Axel Pich gibt Hinweise für Anwohner

Winningen - Es ist nur ein gefaltetes A4-Blatt. Aber die Winninger warten jeden Monat darauf. Bis zum Sonntag werden die Sportfrauen des SV Eintracht und der Verfasser selbst das Informationsblatt „Winninger Blick“ an alle Haushalte des Dorfes verteilen.
Das August-Blatt ist für Ortsbürgermeister Axel Pich etwas Besonderes: Es ist der 100. „Winninger Blick“ aus seiner Feder. „Ich habe schon immer gern geschrieben“, bekennt Axel Pich. Eine Zeit lang schrieb der promovierte Biochemiker sogar für die MZ Sportberichte von Nachwuchs-Fußball-Spielen.
Im August 2001 verteilten Frauen vom Innovationszentrum den ersten „Blick“
Der Winninger Blick war nicht seine Erfindung. Im August 2001 verteilten die Frauen des damaligen Fraueninnovationszentrums den ersten „Blick“. Da seien Termine und Geburtstage bekannt gegeben worden, weiß Pich. Seinen ersten „Blick“ schrieb er im September 2009, nach der Wahl zum Ortsbürgermeister. Er wollte nicht nur über Termine und Geburtstage der Senioren, sondern auch über aktuelle Entwicklungen informieren.
Pich schreibt über Probleme mit Gießkannen auf dem Friedhof, Neuigkeiten über den Bau eines Funkturmes und alles, was ihm auf der Seele brennt. Ein Zettel liegt stets neben ihm, falls ihm abends im Bett oder auch unterwegs etwas einfällt.
Anschließend wird recherchiert. Anne Sommer versorgt ihn mit Zuarbeiten aus der Chronik, die Vereine und die Kirche mit Terminen. Meist an einem Sonntagmorgen, wenn die Familie noch schläft, tippt er seine Beiträge in den Rechner und redigiert.
Anne Sommer arbeitet dem Bürgermeister die Chronik sowie Termine aus Vereine und der Kirche zu
Kopieren, das Falten der Zettel und schließlich das Verteilen folgen. Pich verteilt den „Blick“ in der Klosterstraße und in der Burgstraße, die zuverlässigen Sportfrauen in den anderen Straßen.
„Das sind bei rund zehn Stunden Arbeit pro Ausgabe etwa 1.000 Stunden oder genau 41,7 Tage“, hat Axel Pich ausgerechnet. In den Orten der Stadt Aschersleben ist er der einzige Ortschef, der sich diese Arbeit macht. Natürlich gibt es das Amtsblatt der Stadt, doch die Winninger warten vor allem auf „ihren Blick“, hat Pich erfahren. „Ich bin ziemlich direkt, manchmal auch in bisschen hart in meinen Formulierungen. Aber ich versuche keinen zu verletzen.“
Den Ordner mit den monatlichen Blättern nennt er eine „lebendige Ortschronik“. Nur einmal gab es in den letzten elf Jahren keinen „Blick“. Im März 2011 hatte er eine schwere Operation, doch schon im April gab es den Blick wieder. Bis Januar 2016.
Da hatte er sich eigentlich schon davon verabschiedet, weil er zu viel zu tun hatte. Als Regionalleiter eines Pharma-Unternehmens ist er in ganz Sachsen-Anhalt unterwegs. „Ich war dauernd unter Druck, musste mir Themen ausdenken, um die Leser nicht zu langweilen“, erzählt er.
Wenige Bürger gehen zu Sitzungen des Ortschaftsrats oder in die Sprechstunde
Der „Blick“ wurde wieder auf Termine und Geburtstage reduziert. „Ich mache das ja freiwillig“, betont Pich und weist auf Infomöglichkeiten bei Ortschaftsratssitzungen oder Sprechstunden hin, zu denen nur wenige Bürger kommen.
„Aber irgendwann hatte ich wieder Lust zu schreiben.“ Im Juli 2018 gab es die erste Sonderausgabe in der gewohnten Form, dann eine zweite, dritte und vierte Sonderausgabe. Die Bürger waren begeistert, und das Lob bewog ihn zum Weitermachen.
Manch Winninger kommt schließlich nicht mehr aus dem Haus, und da ist das Blättchen eine Möglichkeit, an Informationen zu kommen. Vielleicht bekommt Pich auch beim 100. „Blick“ Nachrichten wie: „Das war ein toller Blick“ oder einfach ein „Danke“. (mz)