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Holzwerke Holzwerke: Bekommt Rinkemühle doch noch Chance?

Von Detlef Horenburg 25.07.2002, 13:35

Straßberg/MZ. - Für das Holzwerk Rinkemühle zwischen Silberhütte und Straßberg sollte es eigentlich wieder eine Zukunft geben. Die Signale standen auf grün, weiß Unternehmensberater Wilhelm Heidbrede. Nun stehen sie auf rot. "Da sind wir wohl zu optimistisch herangegangen", sagte er resignierend.

Der Unternehmensberater hatte im Oktober 2001 einen Unternehmer aus Ostwestfalen für den Harzer Traditionsbetrieb begeistern können. Dieser hat in seiner Heimat ein Sägewerk und wollte in der Rinkemühle ein anderes Sortiment produzieren. Fast sieben Millionen Euro wollte er in den Ausbau des Betriebes investieren und mittelfristig 30 Arbeitsplätze schaffen. Die Verträge waren unterschriftsreif. Doch die entscheidende Tinte kam bisher nicht auf das Papier.

"Nach einem dreiviertel Jahr Kaufverhandlung tauchte plötzlich ein Grundbucheintrag auf - mit einem Vermerk über eine Zwangshypothek zugunsten der Gemeinde", weiß Heidbrede. Davon war aber bei den Kaufverhandlungen mit der Deutschen Industriekreditbank (IKB) AG nie die Rede. Damit war das Grundbuch blockiert, der Kauf liegt nun erst einmal auf Eis. "Der neue Interessent kann doch nicht die Schulden des insolventen Vorgängerbetriebes übernehmen", unterstrich der Unternehmensberater. Der Gemeinde Straßberg bescheinigte Heidbrede bisher kooperatives Verhalten. "Die waren sehr hilfsbereit und zugänglich."

Straßbergs Bürgermeister Wolfgang Hoßbach bestätigte auf MZ-Anfrage, dass die Gemeinde noch Grundsteuerforderungen aus den 90er Jahren hat. Wie hoch diese seien, darüber wollte der Bürgermeister nicht sprechen. Vom Verwaltungsamt wurden 17 000 Euro genannt. Auch Harzgerode hätte noch eine geringere Nachforderung. "Wir dürfen und wollen aber auf die Forderungen nicht verzichten", betonte Hoßbach. Schuld an der Misere gab er dem Insolvenzverwalter. Es sei für ihn unverständlich, dass "er einerseits die Maschinen, Anlagen und Gebäude sowie anderseits der Grund und Boden getrennt verkauft". Der Insolvenzverwalter habe bisher die Gläubiger bedient, warum soll gerade die Gemeinde auf ihre Steuernachforderungen verzichten, fragte Hoßbach.

Auch der Gläubigerbank, der IKB, warf Hoßbach vor, nicht mit offenen Karten gespielt zu haben. Womöglich seien dem potentiellen Käufer Zusagen gemacht worden, ohne die Gemeindeinteressen zu berücksichtigen. "Unter Umständen verlieren wir eine mögliche Produktionsstätte", schätze er ein. "Damit wir nicht unsere Ansprüche verlieren, haben wir sie im Grundbuch eintragen lassen." Nun droht über dem Grund und Boden der Rinkemühle das Schwert der Zwangsversteigerung, damit die Gemeinde ihre Steuerforderung bekommt. Das Verfahren sei eingeleitet.