Hiobsbotschaft für Tschernobylhilfe
Quedlinburg/MZ. - Bei Aufenthalten im Westen würden weißrussische Kinder mit den schädlichen Werten der westlichen Konsumgesellschaft konfrontiert. Jeder Kuraufenthalt weißrussischer Kinder im Ausland müsse in Zukunft vom Bildungsminister persönlich genehmigt werden. Lukaschenko, der die GUS-Republik seit 1994 mit zunehmend autoritären Methoden regiert, hatte die nach dem Zerfall der UdSSR eingeführte Reisefreiheit seiner Bürger bislang noch nicht erheblich eingeengt.
In der Vergangenheit haben viele von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl betroffene Kinder ihre Ferien in Westeuropa verbracht, so auch im Landkreis Quedlinburg. Für Günther Liebau, den Vorsitzenden der Regionalgruppe Harz des Vereines "Kinder von Tschernobyl" - Land Sachsen-Anhalt, gleicht diese Ankündigung einer mittleren Katastrophe. "Wir wissen momentan nicht, wie es in diesem Jahr weitergehen soll", erklärt der Regionalgruppenvorsitzende auf Anfrage der MZ. Derzeit prüfe der Verein, in welcher Form die Kindererholungsaufenthalte doch noch abgesichert werden können. So sollen im Frühjahr in Weißrussland klärende Gespräche geführt werden. Liebau weiter: "Mit den Jahren haben sich viele persönliche Freundschaften entwickelt, denen mit solch einer Entscheidung der Nährboden entzogen wird. Und dies auf dem Rücken der Kinder." Die Regionalgruppe wird im Falle eines Scheiterns der Bemühungen nach anderen Hilfsmöglichkeiten suchen. "Die Tschernobylregion beschränkt sich nicht nur auf Weißrussland. Auch in Russland und der Ukraine gibt es Kinder, die unsere Hilfe dringend nötig haben. Doch angesichts der seit Jahren treuen Sponsoren und Helfer werden wir alles tun, um unsere humanitäre Arbeit fortzuführen", sagt Günter Liebau. Auch die Initiativgruppe "Hilfe für die Kinder von Tschernobyl Thale" um Liane Ebeling will 2005 wieder eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen in den Landkreis einladen.
"Wir lassen uns momentan nicht erschrecken und warten ab, wie sich die Situation entwickelt", sagt Liane Ebeling. Ihre bisherigen Informationen haben gezeigt, dass noch alles möglich sei. "Doch es ist ein fürchterlicher Papierkrieg zu bewältigen." Sie befürchtet, dass bei dieser Bürokratie mit der Zeit etliche Aktivitäten auf der Strecke bleiben könnten.