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Heringsmöwe war Vogel des Tages

Von HAJO MANN 20.11.2008, 17:45

NACHTERSTEDT/MZ. - Nach seiner Schätzung stiegen ca. 2 000 Lachmöwen, 1 000 Silbermöwen und 360 Saatgänse in den Himmel. "Von Oktober bis April wird jeweils Mitte des Monats eine Zählung der Wasservögel vorgenommen", erklärt der Ornithologe.

Seit etwa 20 Jahren zählt er Wasservögel. Das ist ein Teil des europäischen Programms. Die Zählung werde an ausgewählten Gewässern vorgenommen. Das Programm gehe bis in die 60er Jahre zurück. Daran sei auch die damalige DDR beteiligt gewesen, so Nielitz. Es gebe mehrere Programme, in die viele ehrenamtliche Ornithologen eingebunden seien. Er selbst ist seit 1974 als Ornithologe im Einsatz.

Um acht Uhr trafen dann am Nachterstedter Aussichtspunkt etwa 15 Hobbyornithogen ein, um mit Nielitz rund um den Concordia See die Vogelwelt zu beobachten. Mit dabei auch Axel Junghans, Fachbereichsleiter an der Kreisvolkshochschule, von der solche Treffen vorbereitet werden. "Die ersten Vögel kehren schon wieder, nachdem sie in der Feldflur gefrühstückt haben, zum See zurück", macht Nielitz aufmerksam. Dann geht es los, langsam in Richtung See. Nielitz hat in seinem Fernglas die Vogelwelt auf dem See immer im Blick. "Ich glaube, wir haben eine selten hier anzutreffende Möwe im Wasser", bleibt er stehen und bringt sein Spektiv mit 45facher Vergrößerung in Stellung. Es wird zur Gewissheit. "Was da zwischen den Möwen schwimmt, ist eine baltische Heringsmöwe, zu erkennen an den schwarzen Flügeln und dem schwarzen Rücken", freut sich Nielitz. Ein Blick in den Vogelkatalog bringt absolute Gewissheit. "Das ist der Vogel des Tages", kürt Nielitz erfreut die Möwe. Wenige Schritte weiter macht er auf die Pfeif- und Krickenten aufmerksam. "In der Paarungszeit legen sich die Erpel Stück für Stück ein Prachtkleid zu, das nach der Paarung wieder verschwindet", erklärt der Ornithologe. An der Sanddornböschung sind die Drosseln fleißig beim Frühstücken. Nach seiner Schätzung überwintern hier etwa 1 000 Tiere. Einige von ihnen will er beringen. Der Ring sei eine Art "Personalausweis". Würden sie später irgendwo eingefangen, lasse sich vieles von dem Ring ablesen. Für das Beringen müsse extra eine Prüfung abgelegt werden. Plötzlich entdeckt Nielitz in seinem Fernglas einen für die Gegend seltenen Vogel, eine Kornweihe. Die Kornweihe ist wie viele Greifvögel vom Aussterben bedroht. "Der Turmfalke findet kaum noch eine Nistgelegenheit, weil alle Öffnungen in den Türmen zugemauert werden", begründet Nielitz. Für die anderen Greifvögel wie Milane, Falken, Bussarde und Sperber fehlt in der Brutzeit die Nahrung. "In die großen Getreide- und Maisfelder kommen die Vögel nicht hinein, da bleiben oft nur die Wegeränder, die wenig Nahrung bieten. Nicht wenige Greifvögel kommen dabei auch ums Leben", so der Fachmann. Den Hobbyornithologen hat die Wanderung wieder bestens gefallen.