Heimatgeschichte Heimatgeschichte: Das Froser Dorfgetriebe und seine vielen Rädchen
FROSE/MZ. - "Das alte Geschirr ist noch ganz genau zu erkennen", zeigt Rita Heuke auf die Schaufenster-Auslage eines Geschäftes. Der Laden mit den kleinen Butzenscheiben ist auf ein altes Schwarz-Weiß-Foto gebannt, gemeinsam mit seinen damaligen Besitzern: Otto Stolze und seiner Schwester, deren Geschäft später von Max Temmler fortgeführt werden sollte.
"In Frose hat es eigentlich alle Geschäfte gegeben, die man zum Leben brauchte - angefangen vom Bäcker über Kurzwaren, den Schneider bis hin zum Uhrmacher", weiß Rita Heuke, die deshalb gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Froser Fördervereins für Denkmalpflege und Heimatgeschichte eine wunderbare Ausstellung zusammengetragen hat. Die inzwischen vierte und arbeitsintensivste, die unter dem Titel "Das Froser Dorfgetriebe anno dunnemals und seine vielen Rädchen" die zahlreichen Geschäfte und Gaststätten des kleinen Dorfes dem Vergessen entreißt.
Und so gibt es alte Fotos von den vielen Wirtshäusern des Ortes: dem "Goldenen Löwen" nebst Biergarten, über dessen Eingang noch heute eine Löwenstatue wacht, der "Quelle" neben der Fleischerei Sümmchen, von Ratsschenke und Bahnhofsgaststätte, dem noch immer geöffneten "Deutschen Haus" oder dem "Schwarzen Ross" samt Kinobetrieb, das einst neben der Froser Schule stand. Sogar eine eigene Brauerei hatte das Dorf und die in der Königsauer Straße ihr Domizil.
Aber auch die vielen, vielen Läden sind teilweise - zumindest fotografisch - der Nachwelt erhalten. Egal ob das kleine Geschäft von Martha Trümpler, in dessen Schaufenster eine Waschmittelwerbung prangte, der Getreidehandel und Lebensmittel Sips in der Bahnhofstraße oder das "Restaurant zur Erholung" mit angeschlossenem Lebensmittelladen, in dem es auch eingelegte Heringe gab. Ein Extra-Abschnitt ist der Drogerie Brauer gewidmet, die 1929 gegründet, 1967 von Uta Mützner übernommen und 2001 geschlossen wurde. Fotos, alte Urkunden und sogar die originalen Bonbongläser, an die sich noch viele Froser erinnern können, werden auf der Ausstellung gezeigt.
Eine Liste von 1936 weist 38 Geschäfte und Gaststätten aus - darunter Molkerei, Fettviehhändler und die Majoran- und Gewürzkräuterfabrik Jacob. Damals gab es in Frose 510 Häuser und 3 000 Einwohner, ein Telefonamt, das auch für Hoym, Königsaue, Nachterstedt, Reinstedt und Schadeleben zuständig war, 75 Hektar Moorkultur, eine Landjäger-, also Polizeistation, einen Ziegenzuchtverein und eine Stierhaltungsgenossenschaft.
"Besonderes Interesse", das hatte Rita Heuke beim Froser Treffen bemerkt, bei dem die derzeit im Froser Schützenhaus aufgebaute Ausstellung sehr gut ankam, "bestand aber an den Anhaltischen Kohlenwerken, die Mitte des 19. Jahrhunderts der größte Arbeitgeber in unserem Ort waren." Von dem Werk, das auf dem IG-Gelände in der Nähe des heutigen Schießstandes seinen Standort hatte, gruben die Vereinsfreunde alte Abbildungen und Postkarten aus, darunter sogar vom Ledigenwohnheim des Betriebes.
Zu sehen ist die Ausstellung übrigens noch bis Ende des Monats im Schützenhaus. "Also auch beim Schützenfest, das an diesem Wochenende stattfindet, oder nach vorheriger Absprache", kündigt Gero Mützner vom Froser Schützenverein an. "Wo wir die Ausstellung danach zeigen, wird noch entschieden, auf alle Fälle ist sie aber zur 1075-Jahr-Feier zu sehen, die Frose im nächsten Jahr feiert", kündigt Rita Heuke an und freut sich über das historische Zeitdokument.
Wer die Ausstellung besichtigen möchte, kann sich an Fam. Mützner wenden unter Tel. 034741 / 429.