Heimat- und Sportfest Güntersberge Heimat- und Sportfest Güntersberge: Kamillentee im Tiefflug
Güntersberge/MZ. - Die Zähne fest zusammengepresst, die Lippen weit geöffnet. So standen am Sonnabend die Sportler im Kugelstoßring auf dem Güntersberger Sportplatz. Mit einer schnellen Drehung des Körpers, musste das nur 1,25 Gramm Sportgerät gen Himmel geworfen werden. Allerdings konnten die Hände nicht zum Werfen benutzt werden. Nur mit den Zähnen durfte das seltsame Sportgerät geworfen werden.
Hunderte Teebeutel hatten die Mitglieder des Wintersportvereins zum 12. Sportfest, das alljährlich im Rahmen des Güntersberger Heimatfestes durchgeführt wird, mitgebracht. Das Teebeutelweitwerfen wurde in diesem Jahr das erste Mal als offizielle Spaßdisziplin durchgeführt. "Bei einer Party sind wir aus lauter dummen Dusel auf die Idee gekommen", erinnerte sich Roswitha Pleschka. Erst wurden die Leichtgewichte geworfen und später, zur Verschärfung des Wettbewerbs, musste der Beutel mit dem Mund geworfen werden. "Wir haben dafür das Kirschkernweitspucken gelassen", meinte die Wintersportlerin: wegen der schlechten Ernte. Während viele "Würfe" im Zentimeterbereich endeten, schaffte es Denis Müller, das Kamillenblütentütchen 5,32 Meter weit zu befördern. Er gewann den Wettbewerb mit mehr als 1,70 Meter Vorsprung.
Im vergangenen Jahr hatte der junge Güntersberger auch einen neuen Rekord im Rückwärtsweitsprung aufgestellt. An die 2,40 Meter vom Vorjahr kam er allerdings am Sonnabend nicht heran. Mit 2,10 Metern musste er sich nach zwei Stechen Christian Junge geschlagen geben. Der elfjährige Willi Mülverstedt schaffte es zwar, mit 1,56 Meter seine persönliche Bestmarke vom Vorjahr zu überbieten, klagte aber über die Regeln: "Mit Anlauf würde ich mehr schaffen". Drehen in der Luft, landen auf dem Hintern, ist alles erlaubt, nur kein Anlauf", schilderte Fritz Junge die "Spielregeln".
Ein paar Meter weiter standen Jungen und Familien Schlange, um ihre Kräfte in der Standarddisziplin des Sportfestes zu messen, dem Gummistiefelweitwurf. Steffen Müller hatte im vergangenen Jahr mit 42 Metern einen neuen Rekord aufgestellt, der aber in diesem Jahr an einem anderen Austragungsort nicht zu überbieten war. Auch hier erzielte Denis Müller mit 34 Metern die Bestweite. Gabriele Papke schleuderte den wenig aerodynamischen LPG-Stiefel zwar nur 16 Meter, doch sie sah die Sache gemeinsam ihren Töchtern Nadine und Nanett olympisch: "Wir geben immer unser Bestes."
Mit Kittelschürzen als Markenzeichen spielten junge Hausfrauen und Muttis beim Volleyballturnier mit. "Wir sind schon jahrelang dabei", schilderten Katrin Böttcher und Silke Konzan. Jeden Mittwoch treffen sie sich aus Spaß und Liebe zum Volleyball, "aber eigentlich nur, um Kochrezepte auszutauschen". Verloren haben sie am Ende trotzdem nicht. Volleyball, Fußball und Kegeln waren am Sonnabend die einzigen "normalen" Sportdisziplinen.
Der Angelverein warf seine Ruten wohl ebenfalls zur Mitgliedergewinnung aus. "Mit dem Zielen ist das so eine Sache", gestand Matthias Garscha, der zwar als Kind mal "über Kopf" werfend geangelt hatte und nun beim Zielen mit Angelrute und Gewicht Schwierigkeiten zeigte. Aber auch beim "Bohnensackwerfen" hatten die 103 Starter ihre Probleme, ein zwölf Zentimeter großes Loch zu treffen. Vielleicht lag es daran, dass die Bohnensäcke mit Erbsen gefüllt waren. "Die waren billiger", verriet Anglerchef Karl-Heinz Wedekind.
Bernd Dombek, der Vorsitzende des WSV, freute sich über eine Rekordbeteiligung. Mehr als 400 Urlauber, Einheimische und Angehörige der Jugendfeuerwehren des Ohrekreises, die im Kiez zu Gast waren, nahmen an den Wettkämpfen teil. Beim Volleyball setzten sich die Güntersberger "Harzteufel" gegen zwölf andere Mannschaften durch und beim Fußball, wo 16 Mannschaften angetreten waren, siegte ein Team aus Harbke. Dombek dankte besonders der Stadt, den Vereinen und Helfern für die Unterstützung. Noch mehr Spaß hatten die Sportler schließlich beim Heimatfestprogramm.