Heiligabend in der Marktkirche Heiligabend in der Marktkirche Aschersleben: Weihnachtsworte

Aschersleben - Bevor die Christmette an Heiligabend beginnt, gibt es einen Moment der Stille. Dann stehen in der Sakristei der Ascherslebener Marktkirche alle, die an dem Gottesdienst beteiligt sind, zusammen. „In der Stille legt sich die Aufregung“, sagt Pfarrer Johannes Zülicke. „Das hilft allen.“ Dann läuten die Glocken. Dann geht es los.
Seit 13 Jahren leitet Johannes Zülicke an Heiligabend katholische Gottesdienste, „ganz unterschiedliche“ seien dabei gewesen. „Mein erster Weihnachtsgottesdienst fand in einer Scheune statt, vor einer kleinen Gruppe und ohne Orgel“, erzählt er. „Aber es war trotzdem eine schöne Weihnachtsfeier. Man kann auch ganz schlicht und einfach feiern.“
Weihnachtspredigt ist immer wieder eine neue Herausforderung
In Aschersleben hält er in diesem Jahr zum fünften Mal die Predigt in der Christmette, die am 24. Dezember um 22 Uhr beginnt. Die Weihnachtspredigt ist immer wieder eine neue Herausforderung für den Ascherslebener Pfarrer.
Denn im Mittelpunkt steht jedes Jahr dieselbe Geschichte von Maria und Josef und der Geburt von Jesus. Den Inhalt kennen viele. Die Schwierigkeit bestehe also darin, die Geschichte so zu erzählen, dass die Zuhörer nicht denken: Das kenne ich schon.
Dabei ist ihm auch bewusst, dass er an Heiligabend ein besonderes Publikum hat. „Es kommen viele Menschen, die sonst nicht in die Kirche gehen. Ich möchte diese Menschen ansprechen und ihnen die Weihnachtsbotschaft nahe bringen.“
Zum Schreiben der Predigt zieht sich Johannes Zülicke in der Woche vor Weihnachten einen Tag zurück. Dann fährt er weg aus Aschersleben, gerne in eines der umliegenden Klöster. Für die Predigt, sagt er, brauche er Ruhe und die richtige Stimmung. „Ich nutze den Tag, um runterzufahren.
Dann kommen die Ideen und die Inspiration von ganz alleine.“ Oftmals fließen aktuelle Geschehnisse in Zülickes Weihnachtspredigt ein. Wobei diese nicht unbedingt hochpolitisch sein müssen. „Das kann eine Begegnung, eine persönliche Erfahrung sein, die zu der Weihnachtsgeschichte passt.“
In der Predigt nichts überdrehen
Denn die Predigt für die Christmette zu schreiben, das ist auch ein Stück weit ein Balanceakt. Sie solle einerseits nicht nur „zum Wohlfühlen“ sein, schließlich beschreibe die Geschichte von Josef, Maria und Jesus eine dramatische Situation. Aber: „Ich bin auch vorsichtig, das nicht zu überdrehen.“
Am Ende ist aber nicht nur das Schreiben und Erzählen der Predigt entscheidend, sondern auch die Frage: Wie kommt das Gesagte bei den Zuhörern an? „Es ist erstaunlich, was die Menschen manchmal mitnehmen“, sagt Johannes Zülicke. „Manche Dinge, die man nebenbei gesagt hat, sind für sie ganz wichtig.“
Zu einer Christmette gehört selbstverständlich mehr als nur die Predigt. Diese sei ein wichtiger Teil, wie Johannes Zülicke sagt, „aber nicht das allerwichtigste.“ Neben ihm als Pfarrer tragen viele weitere Menschen dazu bei, den Gottesdienst an Heiligabend zu gestalten.
Es gibt die Ministranten, die assistieren, und den Kirchenchor, der seine Proben bereits viele Wochen vorher beginnt. Und dann sind da die Helfer, die den Weihnachtsbaum aufstellen, die Kirche putzen und die Krippe aufbauen. „Ein ganzer Tag wird verwendet, um die Kirche vorzubereiten“, erzählt Zülicke.
Eine Generalprobe gibt es nicht
Eine Art Generalprobe für den Ablauf des Gottesdienstes gibt es, trotz der vielen Menschen, die daran mitwirken, aber nicht. Schließlich ist es nicht das oberste Ziel, ohne Versprecher oder ähnliche kleine Fehler durch die Christmette zu kommen.
„Das ist keine Performance, es geht nicht um Perfektion“, sagt Johannes Zülicke. Entscheidender ist dass die Stimmung passt, dass die Menschen vertraute Weihnachtslieder singen und zusammen feiern.
Allen Besuchern persönlich begegnen
Für den Pfarrer zählen auch die Minuten, wenn der Gottesdienst eigentlich schon vorbei ist. Er wolle allen Besuchern „persönlich begegnen“, jedem ein frohes Weihnachtsfest wünschen. Sich Zeit zu nehmen hat gerade am 24. Dezember eine besondere Bedeutung für Zülicke. „Weihnachten soll nicht in Hektik und Stress gefeiert werden“, sagt er.
Die Christmette gehört für Johannes Zülicke seit vielen Jahren „ganz selbstverständlich“ zu Heiligabend dazu, schon seine Eltern seien mit ihm als Kind am 24. Dezember in die Kirche gegangen. „Ohne das würde mir etwas fehlen.“ (mz)