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Hausgemeinschaft  Hausgemeinschaft in Aschersleben: In der Keplerstraße 9 wird gute Nachbarschaft gepflegt

Von Kerstin Beier 01.11.2018, 11:16
Monika Schulz bastelt im Partykeller mit den Kindern der Hausgemeinschaft die Dekoration für Halloween.
Monika Schulz bastelt im Partykeller mit den Kindern der Hausgemeinschaft die Dekoration für Halloween. Frank Gehrmann

Aschersleben - Die Wettervorhersagen passen, der Reformationstag verspricht angenehme Temperaturen. Das haben die Bewohner des Wohnblocks in der Keplerstraße 9 längst geprüft. Einem gemütlichen Halloween-Fest im Freien mit Hexensuppe, Glühwein und Stockbrot-Backen für die Kinder steht also nichts im Wege.

Bernd und Monika Schulz wohnen seit 1993 in der Kepplerstraße

Die Hausgemeinschaft um Bernd und Monika Schulz pflegt diese geselligen Unternehmen seit vielen Jahren. Seit 1993, da waren die eigenen Kinder noch klein, wohnen sie in der Keplerstraße, haben nicht nur die eigenen, sondern auch die Kinder der Nachbarn aufwachsen sehen.

Nach und nach sind einige Mieter ausgezogen, neue hinzugekommen. So wie Eileen Olszak, die vor einem Jahr aus Gatersleben nach Aschersleben kam. Das jüngste ihrer vier Kinder wurde hier geboren, der kleine blonde Joel ist das Nesthäkchen der Hausgemeinschaft. „Ich bin gleich herzlich aufgenommen worden“, sagt die junge Frau und sieht ihrer Tochter Pia zu, wie sie im Partykeller unter Anleitung von Monika Schulz lustige Gespenster bastelt.

„Ich bin herzlich aufgenommen worden“, sagt die junge Frau

Am Vorabend der Halloween-Party ist der Kellerraum zur Bastelstube geworden. Die Kinder freuen sich schon auf den kleinen Beutezug von Tür zu Tür. Felix und Niklas, sieben und acht Jahre alt, gehören zu den eifrigsten Bastlern und geben Kürbissen ein Gesicht. 2006 haben die Bewohner den Raum zur Gemeinschaftsbleibe umfunktioniert.

Seither sind hier urige Silvesterpartys und Geburtstage gefeiert worden, die Fußball-WM mit gemeinsamem Daumendrücken hat den Keller quasi eingeweiht. Bernd Schulz, den auch die Kinder nur beim Vornamen nennen, zeigt Fotos vom Siegestaumel mit Deutschlandfahnen auf dem Kreisverkehr an der Staßfurter Höhe.

Gemeinsame Feiern zu Silvester und bei der Fußball-WM

Polizisten seien vorbeigefahren und hätten das Grüppchen lächelnd gewähren lassen, erzählt Schulz. Sämtliche Aktivitäten hat der 63-Jährige in inzwischen sechs „Büchern der guten Taten“ festgehalten. Die Fotos vermitteln Frohsinn, gegenseitiges Verstehen und jede Menge Spaß.

Und zwischen Sommerfeste, Ausflüge und gemeinsame Urlaube passen auch Arbeitseinsätze wie das Bepflanzen und Pflegen der Blumenrabatten hinter dem Haus. Und als Bernd und seine Monika 2013 endlich heirateten, waren zur Feier im „Siedlertreff“ natürlich auch die Hausbewohner eingeladen.

Bernd Schulz will nicht ausziehen „aus der Platte“, wie er sagt. Er fühlt sich wohl hier, und er findet gut, „dass die Infrastruktur stimmt“ - auch und besonders für ältere Leute. „Und wenn sich alle etwas helfen und sich verstehen, dann macht es das Wohnen schöner“, sagt er. Und so passt seine Frau schonmal auf eins der Nachbarskinder auf, er selbst löst das ein oder andere Problem mit handwerklichem Geschick.

Gemeinsame Urlaube führten nach Ungarn und in den Spreewald

Auch für Fahrdienste steht jeder zur Verfügung, der gerade kann und Zeit hat. Die 17-jährige Antonia aus dem Nachbareingang schaut mit ihrem Hund vorbei. „Ich habe viele schöne Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse“, sagt sie, „ich bin ja hier mit allen großgeworden.“

Besonders gern denkt sie an gemeinsame Urlaube in Altenberg, in der Türkei, in Ungarn oder im Spreewald, als 13, 14 Leute am Tisch saßen. „Es ist wie eine große Familie hier.“ (mz)