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GutsMuths-Gymnasium GutsMuths-Gymnasium: Auf den Spuren einer alte Dame

01.10.2003, 20:25

Quedlinburg/MZ/ks. - Dass ein Gebäude im über 1000-jährigen Quedlinburg einhundert Jahre alt wird, ist gewiss keine Nachricht, die Archäologen und Denkmalschützer vom Hocker reißt. Bei geschichtsinteressierten Menschen kann die Lage schon anders sein: Handelt es sich doch um das Gebäude Konvent 26 a - die Penne! Was hätte ein solches Gebäude alles zu erzählen? Vielleicht von den Bemühungen eines Oberbürgermeisters Dr. Brecht, eine höhere Schule zu gründen, die auf das praktische Leben vorbereiten sollte. Sozusagen als Pentand zum Königlichen Gymnasium. Es war Ostern 1894, als der Knabenmittelschule die Obertertia aufgesetzt wurde. Vielleicht vom Erlass des Kultusministers Robert Bosse vom 31. Mai 1900, ".....der Realschule zu Quedlinburg den Namen ´GutsMuths-Realschule` beizulegen" . Vielleicht vom Ärgernis, dass zwar der Realschule ein überaus guter Ruf bestätigt wurde, aber nur über das Mittelgeschoss der Knabenmittelschule am Schulplatze verfügte.

Der Stadtrat legte dazu am 27. August 1900 den Grundstein mit dem Beschluss, den alten Friedhof am Konvent anzukaufen. Der Magistrat genehmigte die Baupläne des Stadtbaurates Laumer u.a. mit 8 Klassenräumen samt Räumen für Physik und Chemie sowie Zeichensaal und Aula für 160000 Mark, wovon 126000 Mark einer städtischen Anleihe entnommen wurden. <$7>Bereits am 3. Juli 1902 wurde feierlich der Grundstein gelegt. Die Urkunde schloss mit den Worten: " Alle [Magistrat, Verwaltungsrat, Stadtverordneten- und Lehrerkollegium/ Anm. d. Verf.] erflehen, in der Weihestunde versammelt, den Segen des Höchsten herab auf diesen Bau und die Schuljugend, die er bergen soll. Möge dieser Segen wirken und dauern immerdar bis in die fernste Zeit."Am 1. Oktober 1903 fand die feierliche Einweihung statt.<$7> Die Bauarbeiten waren äußerst zufriedenstellend verlaufen, mit den Finanzen so sorgsam umgegangen, dass "reichliche Mittel vorhanden waren, um die innere Ausstattung recht freundlich und vornehm zu gestalten". Helligkeit war oberster Grundsatz, Lüftung und Heizung nach modernsten Gesichtspunkten erfolgt und besondere Sorgfalt auf die würdige Ausschmückung aller Räume gelegt. Leitworte standen über den Türen. So z.B. am Lehrerzimmer: "Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen; denn sie wachen über eure Seelen", am Direktorzimmer: " Die Arbeit ist unser, das Gedeihen Gottes" oder an Klasse 1: " Lust und Liebe sind die Fittiche zu großen Taten". Für alle Absolventen dieser Bildungseinrichtung wird wohl die Aula immer im Gedächtnis bleiben. 9,9 m breit und 18,25 m lang, war sie von Beginn an, einschließlich der Chorstufen, für 360 Personen konzipiert. Stuckdecke in antiker Kassettenverzierung, Holzpaneele, Giebelbekrönungen über den Türen und die von Ferdinand Müller hergestellten Aulafenster geben diesem Raum ein unverwechselbares Gepräge. Und dann das 4,10 m breite Ölgemälde von Adolf Caspari, das die Querwand über dem Rednerpult ziert. Die Heimatstimmung wird durch ein in den Rahmen geschnitztes Dichterwort verstärkt: "Flur, wo wir als Knaben spielten, Ahnung künft`ger Taten fühlten, süßer Traum der Kinderjahre, - kehr noch einmal uns zurück!" Dieses und eine Menge mehr hätte die alte Dame zu erzählen. Bereits über das gesamte Jahr 2003 wurden Aktivitäten auf das Jubiläum ausgerichtet. Der Schülerrat unter der Leitung von Paul Müller (12. Kl. ) veranstaltete einen Aktionstag "Wir helfen", der insgesamt 2 300 € einbrachte. Sportler platzierten sich in Wettkämpfen ganz vorn, Jugend-forscht-Ergebnisse gingen bis zum Bundesfinale! Ein außerordentlich guter Abiturjahrgang 2003 erbrachte den Nachweis, dass die Leistungen von Schülerinnen und Schülern dieses Gymnasiums immer beachtliches Gewicht haben. Von 79 Abiturienten blieben 38 unter 2,0. Die Eintragung ins Goldene Buch des GutsMths-Gymnasiums schafften 16 Absolventen mit einem Durchschnitt von 1,3 und besser. Die Besten waren Alexandra Skiebe, Alraune Zech, Judith Amelang und Jens Burmeister mit 1,0. Der gesamte Jahrgang ging mit 2,05 in die Annalen ein, ein Ergebnis, dass seit 1990 das beste darstellt.

Die Vorbereitungen auf den 100. liefen in den vergangen Wochen auf Hochtouren. In einer Projektwoche waren alle 550 Schüler auf der Suche nach hundertjährigen Spuren. <$7>"Ein Schultag vor 100 Jahren" erforschte die Klasse 10/1 mit Klassenleiterin Dr. Arndt. "Schulische Strafsysteme im Wandel der Zeit" untersuchte die Klasse 11/4 mit Geschichtslehrerin Frau Wünsch. Ein klassenübergreifendes Projekt mit Frau Weide fragte nach jeweiliger Schulmode, Fünft- und Siebenklässler informierten sich über den Namensgeber der Schule, die GutsMuths-Traditionsturner aktivierten 200 Jahre alte Sportübungen, die Klasse 12/1 wandelte auf den Spuren ehemaliger erfolgreicher Absolventen wie Manfred Steinbach, Harald Seifert, Manfred Sturm, Gero Hammer, Werner Ebeling u.v.a..Gestern wurde die Schule durch Exponate und Ausstellungen geschmückt und am Abend fand ein festlicher Ball statt. Am heutigen 2. Oktober, dem eigentlichen Festtag, werden von der Klasse 12/2 ein Theaterstück über die Jugendzeit von GutsMuths aufgeführt und alle Forschungsergebnisse in den Klassenräumen präsentiert. Heute um 12 Uhr ist der eigentliche Festakt in der Aula, zudem alle ehemaligen und jetzigen Lehrerinnen und Lehrer, Eltern- und Schülervertreter und Repräsentanten aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft geladen sind. Prof. Schröder, Uni Jena, wird als Kenner und ein Verfasser der GutsMuths-Biografie die Festrede halten. Kulturell wird die Veranstaltung durch Schülervorträge umrahmt. Als Abschluss des Jubiläumsjahres hat die Fachschaft Biologie das Pflanzen eines Baumes (Bergahorn) initiiert, der an das 100-jährige Jubiläum erinnern soll.