Straßenmusik-Festival Gruppen aus Berlin und Leipzig gestalten in Aschersleben das 26. Straßenmusik- und Trommler-Festival: Brasilien an der Eine

Aschersleben - Es ist laut im Grauen Hof. Rhythmische Samba-Klänge locken abendliche Spaziergänger, aber auch Fans auf den Hof des altehrwürdigen Gebäudekomplexes im Herzen Ascherslebens. 80 Musiker von sechs Gruppen aus Berlin und Leipzig sind zum 26. Straßenmusik- und Trommlerfestival in die Eine-Stadt gekommen. Und gleich zweimal gibt es eine Trommlernacht.
Die Musik, die die Gruppen auf den unterschiedlichen Percoussions-Instrumenten spielen, hat ihre Vorbilder in den verschiedensten brasilianischen Regionen, Samba aus Rio de Janeiro, Samba-Raggae aus der Region von Salvadore de Bahia ist zu hören. Oder ganz einfache Berliner Samba, die selbst kreiert wurde.
Wir werden gut empfangen, das Team vom Grauen Hof ist super“, schwärmt Volker Conrath von Bloco Explosao
„Wir freuen uns immer, hier zu sein, weil es Spaß macht. Wir werden gut empfangen, das Team vom Grauen Hof ist super“, schwärmt Volker Conrath, Chef der Samba-Gruppe Bloco Explosao aus Berlin. Die Musiker sind im Alter von Anfang 20 bis in die 60er. Wie Conrath, der schon 65 ist und als Samba-Lehrer das Hobby zum Beruf gemacht hat.
Er ist Stammgast des Festivals. Vor 15 Jahren waren es mehr jüngere Leute im Publikum, die hier rumgetanzt sind, weiß er. Aber die sind in die großen Städte gezogen, hat Conrath erfahren. „Mittlerweile sind es mehr ältere Zuschauer, die sehr interessiert sind, aber eher sitzen“, hat der Samba-Lehrer beobachtet.
Wolfgang und Viola Adam sind seit 20 Jahren jedes Jahr bei der Trommlernacht. „Es ist ein lauer schöner Sommerabend und es ist was los in der Stadt. Da möchte man den Abend nicht auf der Couch verbringen“, erklärt Viola Adam. Man könne hier Leute treffen und sich schön unterhalten lassen, haben sie erfahren. „Man ist von der Inspiration, die die jungen Leute mitbringen, selbst inspiriert“, findet sie.
Jordis Harenkamp aus Berlin freut sich, nach zehn Jahren Pause wieder in Aschersleben dabei zu sein
Jordis Harenkamp aus Berlin war vor zehn Jahren das letzte Mal mit ihrer Gruppe Rakatak in Aschersleben. „Es kommt mir alles viel kleiner vor als früher“, gesteht sie. Sie freut sich aber, wieder hier zu sein, zumal sie es sich in den letzten Jahre oft vorgenommen hatte.
„Ich finde es schön, für so eine kleine Gruppe von Leuten, exklusive Musik zu spielen“, meint Merlin Senf, der Chef von Rakatak. Die Gruppe spielt sonst eher vor größerem Publikum, doch die anheimelnde Atmosphäre im Grauen Hof fasziniert ihn. „Es entfacht in mir eine Lust, die Leute, die das lieben, zu unterhalten.“ Rakatak begeistert mit gemischten Percussionssachen, die ihre Wurzeln in der brasilianischen Samba haben, aber auch Worldmusic beinhalten.
Nach dem Auftakt mit Rakatak spielen die Leipziger von Samba de Palmeira Pintada. Mit dem bekannten Song „Disco limit“ wippen die Zuschauer mit. Auch der Leiter von Freedrums, die zu den Stammgästen gehören, versteht es, als Frontmann ein wenig einzuheizen.
„Wir machen weniger als zehn Auftritte im Jahr, aber Aschersleben hat einen festen Platz im Kalender“, sagt Carsten Heinz, der eine Musikerin geheiratet hat und nun die Gruppe bei ihren Auftritten filmt. Er bezeichnet die Musik als Berliner Samba mit lateinamerikanischen und afrikanischen Einflüssen. Ihm gefällt es im Grauen Hof immer wieder.
Anfangs hatte das Trommlerfestival zu Himmelfahrt stattgefunden, nun wird es Anfang September gefeiert
Ernst Karl vom Böckel vom Ascherslebener Kunst- und Kulturverein, der das Event wie immer organisiert hat, freut das. Und er freut sich auf alle Bands, die kommen. „Man trifft sich, das ist wie eine große Familie.“ Hier sind Freundschaften entstanden, weiß er. Nachdem das Festival in den Anfangsjahren zu Himmelfahrt stattgefunden hatte, wechselte es auf Wunsch der Stadt zum Stadtfest Anfang September.
Dabei blieb es auch, als das Stadtfest einschlief. Früher gab es mehr Straßenmusiker, nun mehr Trommler, sieht er einen Wandel. Trotzdem ziehen die Gruppen am Sonnabend auch weiterhin durch Aschersleben, um auf ihr Fest aufmerksam zu machen.
Dazu gehört auch eine Puppentheateraufführung mit dem Bummi-Kindergarten. Bis 24 Uhr wird auf dem Hof und am Sonnabend auch vor dem Komplex gespielt, dann geht es mit Rücksicht auf die Anwohner hinein und es wird weitergespielt.
„Es sind so viele unterschiedliche Gruppen da, das haben wir nicht erwartet“, gesteht Axel Graf aus Halberstadt, der von der Qualität angetan ist. Afrojuba und „Katze im Sack“ beschließen den Abend.
Beim Trommlerfestival 2019 waren in diesem Jahr keine Musiker aus der Region dabei
Aus der Region war diesmal keine Gruppe dabei. „Nächstes Jahr wären wir gerne wieder dabei“, sagen die Wernigeröder Bettina Bosse und Stefan Heimann vom Trommelstudio Baraban, die am Freitag als Besucher im Publikum sitzen und dem Festival, nach einer Beobachtung am Sachsen-Anhalt-Tag in Quedlinburg, sicher guttun würden.
Volker Conrath, der die Musik nicht unbedingt nach Noten, sondern gern aus dem Bauch heraus spielt, ist nächstes Jahr sicher auch gerne wieder dabei. Seine Gruppe spielt sonst viel bei Laufveranstaltungen, um Sportler anzufeuern. „Schön, wenn man aus dem Übungsraum mal rauskommt“, meint er zum Ascherslebener Festival. (mz)
