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Grundschule Wippertal Grundschule Wippertal: Kleine Busse - großer Bahnhof

Von Uwe Kraus 29.05.2015, 18:39
Die Gierslebener Grundschüler nehmen die beiden neuen Kleinbusse in Beschlag.
Die Gierslebener Grundschüler nehmen die beiden neuen Kleinbusse in Beschlag. gehrmann Lizenz

Giersleben - Ein Hohelied aufs Ehrenamt und auf Gierslebens Bürgermeister Peter Rietsch erklang am Freitag bei der Übergabe der beiden sogenannten Mobilitätsbusse an den Schulförderverein der Grundschule Wippertal. Einen von ihnen steuert Kati Melswich (35). „Der Verein hat mich gefragt, ich fand die Idee gut und habe zugesagt, mitzumachen“, erinnert sie sich. Wenig später saß sie auf der (Fahr)Schulbank. Intensive acht Wochen waren das in der Güstener Fahrschule Müller. „Der sind wir als Schulförderverein sehr dankbar, denn wir hatten eine gute Idee, aber niemanden, der einen Busschein besaß“, erinnert sich Vorsitzender Christian Ahrens.

Kati Melswich und zwei weitere Fahrer sorgen mit den Mercedes-Bussen nun dafür, dass Grundschüler aus Plötzkau, Schackenthal, Schierstedt, Warmsdorf, Güsten, Amesdorf, Neundorf und Osmarsleben zusammen mit ihren Altersgefährten aus Giersleben lernen können. „Als ich vor eineinhalb Jahren zum ersten Mal hier war, gab es 56 Schüler und die Schließung der Schule stand bevor“, erinnert sich Gunnar Schellenberger (CDU), Chef des Bildungsausschusses des Landtages. „Ich habe gesagt, ich kann euch den Rücken stärken, aktiv werden müsst ihr schon selbst. Dass jetzt 100 Schüler in Giersleben lernen und sie zeitnah auf kurzen Beförderungswegen zur Schule kommen, das ist den Menschen hier im Ort zu verdanken. Da muss ich Peter Rietsch mal kräftig für loben.“ Schulleiterin Marina Groß korrigiert lachend den Landespolitiker: „Zum neuen Schuljahr werden es sogar 115 sein.“

Bürgermeister Rietsch erinnerte daran, wie schwierig es war, allen Regelungen des Vereins- und Transportrechtes zu entsprechen. „Auch in der heutigen Zeit können wir die Kinder nicht zur Schule beamen, sondern müssen sie dorthin bewegen.“ Toralf Becker, Verkaufsleiter bei Mercedes, gesteht, dass er „mit einer gehörigen Portion Skepsis“, an das Projekt gegangen sei. „Ich habe Gänsehaut gehabt als ich merkte, wie sich Sponsoren und Vereine ins Zeug legen.“

„Wippi 1“ und „Wippi 2“, wie die beiden Busse benannt wurden, konnten „über ein Finanzierungsmodell“ für den Schulförderverein angeschafft werden, so dessen Vorsitzender Ahrens. „Alle Versicherungsfragen konnten für unsere ehrenamtlichen Fahrer und die Insassen sauber geklärt werden, so dass wir optimistisch nach vorn schauen.“

Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) weiß aus seinem Vorleben als Landrat, wie schwierig es sei, den Schülertransport zu organisieren. „Es ist eine riesige Leistung, dass sich hier Eltern, Lehrer und die Lokalpolitik zusammen getan haben, um etwas zu tun. So konnten die Eltern in ihrem Wunsch unterstützt werden, ihre Kinder in die Schule zu schicken, die sie für die beste halten.“ Grundlage dafür sei gewesen, dass die Schuleinzugsbereiche geöffnet wurden. Doch der Landkreis wollte die Schülerbeförderung von Neundorf nach Giersleben per Bus nicht absichern, nachdem sich Eltern mehrheitlich für die dortige Schule und nicht für die nächstgelegene in Staßfurt entschieden hatten.

Von seinen schlaflosen Nächten berichtete Wolf Beinroth, als Vorsitzender der Bildungs- und Inte-grationsgesellschaft Saale-Wipper einer der Projekt-Väter. Nun werden Kinder aus neun Orten für die Wippertal-Grundschule per Bus zusammensammelt. Die Weichen seien gestellt gewesen, als Staßfurt den Weg für die Beschulung von Kindern aus dem Stadtumfeld frei machte und die Verbandsgemeinde gleiches tat. Die lobenden Worte kamen dagegen gestern in Güsten nicht an: Die Verwaltung ließ sich bei der Busübergabe in Giersleben zur Verärgerung der Anwesenden entschuldigen. (mz)