Neues Programm soll helfen Grundschule Pfeilergraben Aschersleben: Gesundes Frühstück ist nicht selbstverständlich

Aschersleben - Es sind alarmierende Zahlen: Jeder zehnte Grundschüler geht hungrig in die Schule. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Eltern-Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Supermarktkette Lidl.
Hochgerechnet auf die knapp drei Millionen Grundschüler in Deutschland sind demnach rund 300.000 Kinder betroffen. Neben den Kindern, die mit leerem Magen zur Schule kommen, gibt es ungefähr so viele Kinder (neun Prozent), die morgens alleine zu Hause frühstücken, heißt es weiter in der Studie.
„Hunger wirkt sich massiv auf die Leistungsfähigkeit aus", sagt Schulleiterin Simone Brandt
„Hunger wirkt sich massiv auf die Leistungsfähigkeit im Unterricht aus“, weiß Simone Brandt, Schulleiterin der Grundschule Pfeilergraben in Aschersleben. Weil es auch in ihrer Schule Kinder gibt, die mit leerem Magen in den Tag starten, gibt es an der Grundschule seit Jahren verschiedene Programme, die den Kindern in der Schule ein gesundes Frühstück ermöglichen.
Einer dieser Förderer ist Ramdohrs milde Stiftung. Mit dem Projekt „Milchgeldpatenschaften“ sollen Kinder unterstützt werden, die zu Hause kein Frühstück bekommen oder auch keine gefüllte Brotdose dabei haben.
Dass Gelder im Rahmen des Projektes „Milchgeldpatenschaften“ trotz der aktuellen Studienergebnisse immer seltener abgerufen werden, kann Klaus Poeschel, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung, nicht verstehen.
„Bis auf wenige Schulen gibt es leider kaum Interesse“, bedauert er. „Geld für so ein Projekt wäre jedenfalls vorhanden, die Schulen müssen sich nur bei uns melden.“
Zuschüsse für Milchgeldpatenschaften werden immer seltener abgerufen
Dabei können die „Milchgeldpatenschaften“ breiter ausgelegt werden, als ihr Name es verrät. „Einige Schulen nutzen das Geld dazu, um den Kindern am Morgen Milch anzubieten. Andere kaufen von dem Stiftungsgeld Zutaten für ein gesundes Frühstück oder auch einfach Obst und Gemüse für den gesunden Snack zwischendurch“, zählt Poeschel auf.
Auf gute Erfahrungen mit dem Programm kann auch Schulleiterin Simone Brandt zurückgreifen: „Wir haben zum Beispiel auch schon Brötchen, Käse und Marmelade gekauft und dann ein gemeinsames Frühstück angeboten.
Das kam immer gut an. Und das Wichtige ist für uns: Alle Kinder dürfen sich an dem Frühstücksbuffet bedienen. Keiner wird ausgeschlossen und keinem Kind wird der Stempel aufgedrückt, dass es kein Frühstück von zu Hause mitbekommt.“
In diesem Jahr hat die Pfeilergraben-Schule mit dem Geld der Ascherslebener Stiftung ein anderes Projekt realisiert. Schon lange war den Pädagogen der Grundschule ein Dorn im Auge, dass zu viele Kinder mit süßen Getränken, wie Brause, Eistee oder Cola, zum Unterricht kamen. „Deshalb haben wir jetzt einen Trinkbrunnen. Dort können die Kinder ihre Trinkflaschen mit Wasser füllen und es kommt richtig gut an“, freut sich Simone Brandt.
Am neuen Trinkbrunnen können Kinder ihre Flaschen füllen, statt gesüßte Getränke mitzubringen
Dass einige Kinder gar nicht wussten, wie stilles und ungesüßtes Wasser schmeckt, kann Simone Brandt noch immer kaum fassen. „In solchen Momenten merke ich aber, dass wir mit dem Trinkbrunnen genau richtig liegen.“ Sie ist froh, wenn die Kinder mit ihren Flaschen zum Trinkbrunnen huschen oder direkt am dafür vorgesehen Hahn einen großen Schluck Wasser zu sich nehmen.
Wie gefährlich die zuckerhaltigen Getränke sind, sei vielen Eltern und Kindern oft nicht bewusst. „Durch den teilweise hohen Koffein- und Zuckergehalt dieser Getränke sind speziell große Trinkmengen von einem Liter und mehr im Kontext einer gesunden Ernährung nicht unproblematisch“, heißt es von der Deutschen Unfallversicherung Sachsen-Anhalt.
Dass ein Umdenken und ein Gegensteuern vor allem im Grundschulalter wichtig ist, darauf macht die Deutsche Unfallversicherung ebenfalls aufmerksam: „Bereits in der Kindheit entwickeln sich bestimmte Ess- und Trinkgewohnheiten, Geschmacksvorlieben und -abneigungen. Oft werden sie ein ganzes Leben lang beibehalten.“
Klaus Poeschel von Ramdohrs milder Stiftung ist froh, dass an der Pfeilergraben-Grundschule die „Milchpatenschaften“ Jahr für Jahr wieder umgesetzt werden. „Das Angebot der Ascherslebener Stiftung, auch den bedürftigen Kindern anderer Einrichtungen über eine sogenannte Patenschaft Unterstützung zukommen zu lassen, besteht nach wie vor, wobei es sich nicht nur um Milchgeld handeln muss“, erklärt der Stiftungsvorsitzende.
Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der Vergabe von Stiftungsgeldern sei, dass sich die Adressaten in einer Notlage befinden, die sie nicht selbst verschuldet haben.
Stiftung verfügt über ein Jahresbudget von rund 50.000 Euro
Die Stiftung hat aus Pachteinnahmen jährlich etwa 50.000 Euro zur Verfügung, die als Spenden für die Kinder- und Jugendarbeit bereitgestellt werden können, zum Beispiel als Schulstipendium, für die Hospizarbeit oder die Arbeit des Streetworkers.
Ramdohrs milde Stiftung ist unter der Telefonnummer 03472/91 40 41 erreichbar. Unter dieser Nummer wird auch zum Thema „Milchgeldpatenschaften“ informiert. (mz)