Gewerbeansiedlung in Winningen Gewerbeansiedlung in Winningen: Unterschriftensammlung gegen Logistikzentrum

Winningen - Während die Wilslebener bereits fleißig Bewerbungen schreiben, sammeln die Winninger Unterschriften gegen die geplante Ansiedlung eines Logistikunternehmens auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei. „Auf uns wird eine unerträgliche Belastung zukommen. Denn ab Oktober wird jede Menge riesiger Lkw durch unseren Ort rollen“, befürchtet Ortsbürgermeister Axel Pich. Die Firma Schall Holding aus Nürtingen ist mittlerweile die Eigentümerin des Grundstücks, das auf der Gemarkung von Wilsleben zu finden ist. Diese hat nun einen großen Teil des Geländes an die Getränke Essmann GmbH aus Lingen verpachtet. Das Unternehmen möchte schon ab Oktober von dort aus im Umkreis von 80 Kilometern sämtliche Edeka-Märkte beliefern.
Winninger sollen sich mit Thema auseinandersetzen
Axel Pich betrachtet das nicht nur mit großer Skepsis, sondern er hat auch, gemeinsam mit dem Winninger Stadtrat Arthur Strudel, auf der jüngsten Stadtratssitzung gegen die Auslegung des Bebauungsplanes gestimmt, der den Weg für die Ansiedlung ebnet. Mit wenig Erfolg, denn der Plan liegt nun bis zum 5. Juni in der Stadtverwaltung in der Hohen Straße aus. „Die Winninger sollten nicht weiter im Tiefschlafmodus ausharren, sondern sich mit dem Thema auseinandersetzen, mobil werden und dagegen Einspruch erheben“, so Pich.
Zu viele Fragen seien noch nicht geklärt. Nur eines steht für ihn heute schon fest: Winningen hat mit einer dramatisch zunehmenden Verkehrsbelastung zu rechnen. „Wir schätzen, dass 150 Lkw-Durchfahrten auf uns zukommen. Das bedeutet, alle sechs Minuten fährt ein Transporter hier durch“, sagt er. Denn Axel Pich glaube nicht an die Aussage des Unternehmens, das täglich nur 50 Lkw von diesem Standort abfahren. „Diese müssen, bevor sie abfahren, auch erst einmal hinkommen! Und wer liefert überhaupt die Getränke an? Zählt man das zusammen, sind wir bei 150 Lkw“, erklärt er seine Rechnung. Das sieht die Getränke Essmann GmbH anders. „Die etwa 50 Lkw pro Tag betreffen Beschaffung und Auslieferung“, erklärt Barbara Lucas vom Unternehmen auf MZ-Nachfrage.
Firma bringt 50 Lkw mit
Dass die Firma nur 50 Lkw ins Spiel bringe, sei für Axel Pich nachvollziehbar. Denn in Deutschland gebe es Richtlinien, die besagen dass bis zu 60 Lkw eine Straßenbreite von 7,50 Meter vorhanden sein muss. Ab 61 Lkw bedürfe es bereits einer Breite von neun Metern. Und die sei nicht vorhanden. Treffen sich die Transporter in den Kurven am Ortsausgang in Richtung Wilsleben, so werde es dort zu großen Schwierigkeiten kommen, glaubt der Ortsbürgermeister.
So wünscht sich Pich von der Stadtverwaltung in Aschersleben die Erstellung einer Verkehrsanalyse. „Denn wie sollen die Kinder künftig sicher zur Kindertagesstätte, die Sportler zum Fußballplatz und die trauernden Menschen zum Friedhof kommen?“ Denn noch habe keiner über mögliche Fußgängerüberwege gesprochen. „Dafür liegt im Augenblick auch noch kein Handlungsbedarf vor. Noch sind wir in der Zeit der Auslegung. Die dauert bis 5. Juni an. In dieser Zeit werden alle Hinweise aufgenommen. Anschließend können diese in die Planung mit einfließen“, erklärt Stadtsprecherin Judith Kadow.
Angst, Logistikunternehmen zieht sich aus Region zurück
Dass sich der Getränkelogistiker gänzlich aus der Region zurückzieht, das möchte Pich trotz des Widerstands auf keinen Fall. Und so bringt er den Vorschlag an, die Möglichkeit zu überprüfen, das Unternehmen im Gewerbegebiet im Zornitzer Weg anzusiedeln. „Dieses Gebiet haben wir genau dafür vorgesehen und es hat eine ideale Verkehrsanbindung zur B6n“, findet er.
„Das funktioniert nicht. Wir benötigen ein uneingeschränktes Gewerbegebiet sowie eine Vollguthalle mit 9 000 und 20 000 Quadratmetern Lagerfläche. Diese Anforderungen erfüllt in der Region nur das Gelände Alte Ziegelei“, erklärt darauf Barbara Lucas.
Hoffnung auf Arbeitsplätze
Bauchschmerzen hat Pich auch, wenn er an die vielen Bewerbungen denkt, die die Menschen bereits an das Logistikunternehmen mit der Hoffnung auf einen Arbeitsplatz schreiben. „Die Firma hat gerade eine ähnliche Niederlassung in Oschersleben geschlossen. Ich denke, die Arbeitnehmer werden damit auch den Standort wechseln“, sagt Pich. „Dem ist nicht so. Wir schließen keine Niederlassung in Oschersleben. Wir sind derzeit direkt gar nicht in Sachsen-Anhalt tätig. In Wilsleben aber werden neue Arbeitsplätze entstehen“, versichert dagegen Barbara Lucas. (mz)