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Gewaltverbrechen Gewaltverbrechen: Zechgelage endet in Quedlinburg tödlich

Von Hendrik Kranert 04.11.2003, 16:54

Quedlinburg/MZ. - Helmut Sanderhoff glaubte zunächst an einen makabren Scherz: Der Mann, der kurz nach 20 Uhr Sanderhoffs Hotel und Restaurant "Goldener Ring" betritt, fragt nach einem Telefon und bittet darum, die Polizei zu rufen. "Er hätte gerade jemanden abgestochen", erinnert sich Sanderhoff an die Worte des betrunken und schmuddelig wirkenden Besuchers. Dennoch alarmiert der Wirt das Polizeirevier und verwickelt auf Bitte der Beamten den seltsamen und ihm völlig unbekannten Gast in ein Gespräch. Minuten später begleitet Renatus H. die Polizisten zu einem Hinterhaus in der Nachbarschaft.

In der Wohnung von H. sitzt, inmitten von Dutzenden Bierflaschen, noch immer Peter S. im Sessel, lallend. Ihm gegenüber liegt rücklings Mike T. auf der Couch. Der Mann ist tot. In seiner linken Brustseite steckt bis zum Griff ein Messer. Der herbeigerufene Notarzt kann nur noch feststellen, dass Mike T. wohl schon vor geraumer Zeit verstarb. Renatus H., der mutmaßliche Täter, und Zeuge Peter S. (51) haben wohl eine Weile gebraucht, um zu realisieren, was während des Gelages passiert ist. Bei H. wird später ein Atemalkoholwert von 3,16 Promille gemessen, bei S. sind es 2,68 Promille.

Nach den bisherigen Ermittlungen seien Renatus H. und sein späteres Opfer Mike T. nach einem ausgiebigen Umtrunk in Streit geraten. "Es soll wohl um 2 000 Euro gegangen sein", sagt der Sprecher der Halberstädter Polizeidirektion, Ullrich Wagner. H. habe das Geld gefordert und als Mike T. erklärte, er wolle nicht zahlen, soll Renatus H. zugestochen haben. Nur ein einziges Mal, doch der Stich trifft das Herz - und ist sofort tödlich.

Renatus H. ist bei der Polizei kein Unbekannter - er ist mehrfach wegen Körperverletzung vorbestraft, gegen ihn wurde wegen Sachbeschädigung, Diebstahl sowie Fahren ohne Führerschein, dafür aber unter Alkohol, ermittelt. Sein Opfer, Mike T., war als Drogenkonsument bekannt und hielt sich wohl mit Diebstählen und Wohnungseinbrüchen über Wasser. Die Halberstädter Staatsanwaltschaft beantragte am Dienstag Haftbefehl für Renatus H. wegen des Verdachts des Totschlags.