1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Geburtshaus: Geburtshaus: Nach der Entbindung gleich nach Hause

Geburtshaus Geburtshaus: Nach der Entbindung gleich nach Hause

Von Rita Kunze 21.10.2002, 15:25

Quedlinburg/MZ. - Drei Wochen vor der Geburt hatten sich die beiden Quedlinburger entschieden, nicht in eine Klinik zu gehen. "Wir haben uns das Haus angesehen, und als wir raus gingen, war ich eigentlich schon dafür", so Gossel. Seine Lebensgefährtin überlegte sich die Sache etwas länger, doch dann stand auch für sie der Entschluss fest: In ein Krankenhaus würde sie nicht gehen. Das liege einfach an der Atmosphäre, sagt die 30-Jährige. Die sei hier weniger steril, weniger stressig. Und sie habe wirklich nur vertraute Personen um sich; ihren Freund und die Hebamme, die sie von den Geburtsvorbereitungskursen kennt und mit der sie inzwischen per Du ist. Angst, dass es im Geburtshaus zu Komplikationen kommen könnte, hatte Antje Weberling nicht.

"Hausgeburten sind sicher", betont die Hebamme. Wenn Schwierigkeiten abzusehen seien, verweise sie die Schwangeren ohnehin an ein Krankenhaus: "Bei Mehrlingsgeburten oder Steißlagen zum Beispiel rate ich davon ab, ins Geburtshaus zu gehen." Ansonsten spreche kaum etwas dagegen, diese Alternative zu wählen, deren Vorteile Hanna Ojus in eigener Erfahrung schätzen gelernt hat; die 38-Jährige ist Mutter von drei Kindern, und nur das erste kam in einer Klinik zur Welt.

Seit sechs Jahren arbeitet sie als Hebamme, seit fünf Jahren hilft sie bei Hausgeburten in der Region. Nun das eigene Geburtshaus. "Man muss sich den Stellenwert einer Geburt im Leben einer Frau bewusst machen", sagt sie. "Wenn Frauen mit einer Schwangeren ins Gespräch kommen, dann erinnern sich selbst 80-Jährige noch daran wie es war, als sie ihre Kinder zur Welt brachten." Ein imposanteres Ereignis gebe es nicht, und deswegen solle für die Frauen alles so behutsam und natürlich wie möglich ablaufen.

"Ich bin gegen eine Pathologisierung der Geburt", macht sich die freiberufliche Hebamme für die unkonventionell gewordene Form der Entbindung stark, die nicht nur auf die natürliche Gebärfähigkeit, sondern auch auf ein Umfeld setzt, das den Frauen die Angst nimmt. Antje Weberling kann dem nur zustimmen. Die 30-Jährige mag zwar nicht sagen, dass die Geburt ihres ersten Kindes angenehm war, doch zumindest fühlte sie sich jederzeit gut aufgehoben. Ihr Freund hat es auch überstanden: "Für mich war das schon Stress. Mal laute, mal leise Wehen, und ich hatte überhaupt keinen Plan, was kommt, wie lange das noch dauert."

Antje Weberling lächelt ihn an: "Ich ja auch nicht." Doch Hanna Ojus habe sie stets auf dem Laufenden gehalten und geholfen. Die Gebärende selbst aber gibt zum großen Teil selbst den Ton an, fügt die Hebamme hinzu. Nur kein Stress: "Bei Stress gehen die Wehen weg", erklärt Hanna Ojus, die eine 1:1-Betreuung garantieren will. Mehr als vier Geburten im Monat werde es deswegen nicht geben.

Hanna Ojus hat zu ihrem Geburtshaus eine Internetseite eingerichtet: www.geburtshaus

-quedlinburg.de.