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Fußball in Thale Fußball in Thale: Der freie Fall bis nach ganz unten

Von Sigrid Dillge 11.07.2002, 12:25

Thale/MZ. - Die Gründe listete Michael Maertens, Abteilungsleiter Fußball bei Stahl Thale, am Mittwochabend den nicht gerade glücklich aussehenden Spielern auf. Der Vorstand habe ihn beauftragt, die Mannschaft aus der Landesliga zurückziehen (die MZ berichtete), weil dies ein Abenteuer bedeute. Zum einen habe es nach Weggängen keine spielfähige Mannschaft mehr gegeben, zum zweiten sei die Trainerfrage nach der Kündigung von Roland Zahn nicht lösbar gewesen. Zum dritten habe eine Prüfung der finanziellen Möglichkeiten ergeben, dass die Landesliga-Ausgaben - wie beispielsweise Fahrten und Ausrüstung - nicht abgesichert seien.

"Nach meiner Wahl habe ich die finanzielle Schieflage erkannt und den Vorstand gebeten, die Reißleine zu ziehen", bekannte Maertens, der seit Herbst 2001 nach vier Jahren Pause erneut die Fußballabteilung leitet. Der Vorstand sei damals jedoch anderer Meinung gewesen. "Ein Teil der jetzigen Misere liegt sicher in Versäumnissen, die sich der Vorstand auf die Fahnen schreiben muss. Das führt normalerweise zu Konsequenzen, die ich bereit bin zu ziehen", gestand der Abteilungschef ein. Der Vorstand werde sich auf der Mitgliederversammlung im September zur Disposition stellen.

Ein sofortiger Rücktritt nach dem Rückzug der Mannschaft aus der Landesliga sei besser gewesen, meinen dagegen Mitglieder. Nur so hätte ein kompletter Neuanfang möglich sein können. Auch werden unter den Fußballern die Stimmen immer lauter, die meinen, dass Maertens sie nur als Wahlvolk benutzt hätte.

Maertens war Fußballchef vor seiner Wahl zum Thalenser Bürgermeister und wurde es wieder vor seiner Wahl zum jetzigen Landtagsabgeordneten. Der jedoch streitet dies ab. "Ich habe die Arbeit an der Spitze des Fußballs immer gerne und immer wegen des Fußballs gemacht", verteidigt er sich. Der jetzige Vorstand müsse den Scherbenhaufen erstmal aufräumen. Und außerdem leben die Thalenser nicht auf einer Insel. "Um uns herum haben viele Mannschaften das gleiche Schicksal erlitten und jetzt zum größten Teil die Talsohle überwunden", so Maertens.

Kritisiert wird in Fußballerkreisen auch, dass sich der Vorstand samt Maertens nicht genügend um die Belange der Fußballer gekümmert habe. Kenner der Szenerie wollen wissen, dass Ex-Trainer Roland Zahn gesagt habe, "dass oben etwas nicht stimme". Fest steht nur, dass die Körperschaftssteuer 1995 bis 1998 sowie die Umsatzsteuer 1996 bis 1998 im Rahmen eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens geprüft werden. Auskünfte dazu konnten weder das Finanzamt - mit Hinweis auf das Steuergeheimnis - noch Maertens - "... ich kenne keine Vorwürfe" - geben.

Die erste Mannschaft von Stahl wird ihr erstes Pflichtspiel um den Kreispokal in der Kreisliga am 10. August gegen Stecklenberg in Weddersleben bestreiten. Eine Information, die an diesem Abend bitteres Gelächter auslöste. Trotzdem: Trainer Detlef Riedel war sich sicher: "Jeder, der hier sitzt, will wieder hoch." Und Spieler Lars Faidt setzte hinzu: "Es ist ganz wichtig, dass die Kommunikation zwischen Vorstand und erster Männermannschaft besser wird als im vergangenen Jahr." Diesen Wunsch will Maertens erfüllen.