Frühjahrsputz: Eine Woche war Großputztag
Quedlinburg/MZ. - Nicht zum ersten Mal. "Wenn die Stadt sagt, irgendwo muss mal richtig sauber gemacht werden, dann sollte man das tun", begründet Heinlein sein Engagement außerhalb der eigenen Wohngegend. Am Treppenaufgang zum Johannishain hat Bürgermeister Eberhard Brecht eine Viertelstunde lang Scherben von zerschlagenen Schnaps- und Bierflaschen zusammengefegt. Er bedauert, dass solch eine Schuttberäumung nötig ist, weil sich einige Mitbürger nicht an Spielregeln halten. Vor allem ärgert Brecht, dass ihn dann noch Bürger fragen, warum er sich eigentlich so anstrengt und meinen, das führe doch zu nichts. "Aber den Fatalismus kann sich eine Weltkulturerbestadt nicht leisten", findet Eberhard Brecht. Michael Sehmsdorf fragt sich angesichts der Hinterlassenschaften, "ab welchem Alter setzt eigentlich das ästhetische Empfinden ein". Er freut sich, dass der Aufgang in Richtung des einstigen Friedhofs nach dem Frühjahrsputzaufruf wieder sauber ist und er seinen Beitrag leisten konnte.
"Wir haben den Johannishain einige Tage in der Pflege außen vor gelassen, um zu zeigen, was los ist", bekannte Susanne Krüger vom Bauhof der Stadt. "Das ist eine Aufgabe wie bei Aldi an der Kasse, wo kein Ende abzusehen ist", bedauerte sie die traurige Aufgabe der Stadtgärtner. Die Resonanz sei in der vergangenen Woche sehr gut gewesen, lobt sie den einwöchigen Frühjahrsputz in der Stadt. Jeden Abend wurden zwei Stunden lang die Müllsäcke aus dem Stadtgebiet abgeholt, die Schulen, Sportvereine und Bürger mit Müll und Unrat aus ihrem Wohnumfeld gefüllt hatten. Auch am Sonnabend waren mehrere Gruppen nicht nur im Johannishain, sondern auch am Kleers, am Kaiserhof und am Mühlgrabe im Einsatz. "Die Leute arbeiten gern wo sie wohnen", hat sie erfahren. Auch der Kegelverein müht sich im Umfeld der Kegelbahn im Johannishain. "Dieses Jahr war es nicht so schlimm, weil eine Kindergartengruppe am Donnerstag schon sauber gemacht hat", freut sich Peter Heidenreich, auch wenn er fürchtet, dass es in einer Woche wieder so aussieht.
Brigitte von Rhein streicht das Engagement der Sine-Cura-Schule heraus, die die Johann-Sebastian-Bach-Straße in der ganzen Woche vom Papier und Flaschen befreit hat. "Die waren fleißig wie die Bienchen", lobt sie. "Es gibt so viele Ecken, wo man sagen könnte, die müssten auch noch gemacht werden", stellt Renate Brecht fest, und ihr Mann bedauert, dass die Stadt die Grünflächenpflege erheblich reduzieren muss. "Aber die Riesenresonanz bei den Schulen und Firmen hat mich sehr gefreut", bekennt der Bürgermeister, auch wenn jetzt im Johannishain nicht viele Bürger im Einsatz waren.