Frose war 100 Jahre kleinstes Fürstentum
Frose/MZ. - Denn: "Von 1714 bis 1813 war Hoym eine Residenzstadt und bildete gemeinsam mit Frose und Reinstedt das Fürstentum Hoym-Schaumburg, bevor es dann nach Anhalt-Bernburg zurückkam", kennt sich der Hoymer Heimatforscher Dieter Genau in der Geschichte bestens aus.
Für ihn gibt es aber noch andere Verbindungen, einen weiteren Grund, warum er alle markanten Ecken dieser Seeland-Gemeinde bereits aufs Papier gebannt hat. "Meine Frau ist eine gebürtige Froserin", erklärt Genau, weshalb er in den letzten Jahren so viele Bilder von und über Frose gemalt hat.
Und so gibt es Zeichnungen von der alten Post, dem Wasserturm, vom Feuerwehrdepot, dem Bendix-Stift und natürlich auch von der Stiftskirche, die Bestandteil der Straße der Romanik ist und in der einst auch Thomas Müntzer als Propst zu Frose beschäftigt war.
Ebenso schön anzusehen wie das an die 1 000 Jahre alte Gotteshaus ist das Bendix-Stift mit Vorbau und Säulen, Biberschwänzen und Türmchen, das die Kinder des Ortes liebevoll auch Bommelhaus nennen.
Das Gebäude wurde 1894 / 95 gebaut, errichtet von dem in Halle lebenden gebürtigen Froser Kaufmann Louis Bendix, der seinem Heimatort etwas Gutes tun wollte. Deshalb brachte er im unteren Teil
des Bendix-Stiftes eine Kleinkinderbewahranstalt unter, richtete in der oberen Etage Armen- und Krankenwohnungen ein. Grundstück und ein Kapital von 50 000 Reichsmark widmete der Froser zudem einer immer währenden Stiftung. Heute gibt es in dem Gebäude, das später lange Zeit als Rathaus genutzt wurde, Jugendklub und Begegnungsstätte, Nähstube und Heimatmuseum.
In privaten Händen befindet sich dagegen die alte Post von Frose, die zu den schönsten Gebäuden des Dorfes zählt. Den älteren Einwohnern sind sicher noch die aus dunklem polierten Holz bestehenden kleinen Schalter in Erinnerung, die gedrechselte Bank am Fenster und die Extra-Tür für die Paketannahme. Allesamt fielen vor Jahren der Modernisierung zum Opfer, später schloss die Post dann ganz. Die Posthörner in der hölzernen Dachverkleidung und der verschnörkelte Balkon über dem Haupteingang, der auf vergilbten Fotos noch mit winkenden Postangestellten gefüllt ist, können Vorbeikommende dagegen auch heute noch bewundern.
Ebenfalls zu einem Wahrzeichen geworden ist der Wasserturm, der sich in der Nähe des Sportplatzes in den Himmel reckt. Das rund 100 Jahre alte technische Denkmal ist schon von weitem auszumachen und begrüßt die heimkommenden Froser.
Für Dieter Genau stellen die Bauwerke deshalb etwas ganz Besonderes dar, was es wert ist, für kommende Generationen festgehalten zu werden. Aus diesem Grund schenkte er seine Zeichnungen auch der Froser Grundschule, die sich in künstlerischer Richtung orientiert hat und auch den Gestaltungsideen ihrer Kinder viel Raum lässt. Bei den Lehrern stieß die Geste des Heimatmalers dann auch auf ungeteilte Freude, ein Platz für die Bilder wird bereits gesucht.