Schulleiterin aus Mehringen verabschiedet sich Frau Wollmann geht
Sie hat 23 Jahre lang die Grundschule geführt und mit ihrem „Dampfer“ manche Klippe umschifft.

Mehringen/MZ - Zum ersten Mal in ihrem Leben wird Silvia Wollmann eine Reise außerhalb der Saison buchen. „Wir werden im August im Reisebüro stehen und dieses Gefühl zelebrieren“, sagt sie. Fremde Kulturen kennenzulernen, das gehörte schon immer zu den Leidenschaften der Wollmanns. Ausleben konnten sie diese außerhalb der Ferienzeiten aber nie. Das ändert sich jetzt. Denn die Leiterin der Grundschule Mehringen hat sich in den Ruhestand verabschiedet: nach 43 Jahren im Schuldienst. Nun hat sie ihren Kapitänsplatz an „ihrer“ Schule geräumt, die sie gern mit einem Schiff vergleicht.
Alter Kutter mit einer tollen Mannschaft
Nachdem sie 20 Jahre lang an der heutigen Grundschule Pfeilergraben als Lehrerin gearbeitet und sich die Schulleitung zunächst nicht zugetraut hatte, fasste sie sich dann aber doch ein Herz und bewarb sich als Chefin an der kleinen Grundschule ihres Heimatortes. Übernommen habe sie einen „seetauglichen, aber alten Kutter mit einer tollen Mannschaft“. Als kurz nach dem 40. Schulgeburtstag Wasser einbrach und die Schule geräumt werden musste, „war das schrecklich für mich“, erinnert sie sich an schlaflose Nächte.
Das Bekenntnis des Stadtrates zur Schule linderte die seelische Not, doch es folgten Jahre der Provisorien in der Adam-Olearius-Schule, in der die Grundschüler „Asyl“ gefunden hatten. „Wir sind sehr gut aufgenommen worden, es hat trotzdem viel Kraft gekostet, immer Optimismus zu verbreiten, die Laune hochzuhalten und die Schule nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“ Nach dreieinhalb Jahren war das Gebäude soweit instandgesetzt und saniert, dass Schüler und Lehrer wieder aufsteigen konnten auf ihren „Dampfer“. Auch wenn weiter gebaut werden musste: „Beklagt haben wir uns nie. Wir wussten ja: Jede Baustelle macht unsere Schule schöner“.
„Die schönste Schule der Welt“
Für Silvia Wollmann ist die Mehringer sowieso „die schönste Schule der Welt“, und sie ist froh, einen strategisch guten Zeitpunkt für ihren Abschied erwischt zu haben. Ihre Nachfolgerin kann sich nun wieder ganz dem pädagogischen Konzept widmen, und es sei wichtig, „dass da jetzt eine andere mit neuen Ideen kommt.“
Lehrerin zu werden - etwas anderes wollte sie nie. Aufgewachsen in Freckleben, unterrichtete sie schon als kleines Mädchen ihre Puppen. Die Eltern waren zunächst gar nicht begeistert von den Vorstellungen ihrer Tochter. Schließlich hatte auch der Sohn schon studiert. Doch sie spürten, wie dringlich der Berufswunsch war. Und so setzte der Vater seine Tochter eines Tages hinter sich aufs Moped und preschte mit ihr nach Quedlinburg zum Institut für Lehrerbildung, wo die Bewerbungsfrist eigentlich schon abgelaufen war. Dass es trotzdem geklappt hat mit dem Lehrerstudium, war ein Gewinn für ganze Schülergenerationen.
„Wenn ich in der Schule bin, vergesse ich, wenn es mir mal nicht so gut geht“
Viele der Kleinen lieben sie, malen ihr Herzchen neben die Aufgaben. „Wenn ich in der Schule bin, vergesse ich, wenn es mir mal nicht so gut geht“, sagt sie. Doch sie hatte stets nicht nur die Schüler, sondern auch ihre Kollegen im Blick. Ihr war es wichtig, dass sich jeder im Kollegium wohlfühlt. „Dann machen die Lehrer ihre Arbeit gern, und davon profitieren wiederum die Schüler.“