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Firmenjubiläum in Aschersleben Firmenjubiläum in Aschersleben: Und ein Ende ist nicht in Sicht

Von Christiane Rasch 08.11.2016, 13:25
Andreas Knoche versorgt seit 30 Jahren Schulen, Kitas, Horte und Universitäten mit Lehrmitteln aller Art.
Andreas Knoche versorgt seit 30 Jahren Schulen, Kitas, Horte und Universitäten mit Lehrmitteln aller Art. Marion Lange

Aschersleben - Die Kunden rufen, Andreas Knoche liefert. Seit 30 Jahren versorgt er Schulen, Kitas, Horte und Universitäten mit Lehrmitteln aller Art - um genau zu sein: Am 1. November waren es 10.958 Tage. So steht es auf einer  Karte, die ihm Kollegen zum Jubiläum seiner Firma „Lehrmittel Knoche“ überreicht haben. „Das ist schon eine Nummer“, sagt der 63-Jährige stolz.

Angefangen hat er zunächst mit der Reparatur von Schultafeln. Mit damals zehn Mitarbeitern war er in der gesamten Republik unterwegs, schliff abgewetzte Tafeln ab und lackierte sie neu. Bald kam auch die Herstellung hinzu. „Im Winter haben wir produziert und im Sommer repariert“, erinnert sich Knoche. Dabei allein ist es aber nicht geblieben.

Vertrieb im großen Stil

Nach der Wende begann der Ascherslebener mit dem Vertrieb von Lehrmaterial im großen Stil. Von Kreide bis zum Rasentraktor - mittlerweile könne er alles besorgen, was in Schulen gebraucht wird. Und die sind damals wie heute seine Hauptkunden, wenn um Ausstattung und Reparaturen geht. „Rund 750 Schulen kommen zu mir.“

Während die Bestellung der Lehrmittel vom Firmensitz in der Ascherslebener Vorderbreite aus organisiert wird, muss der 63-Jährige für die Reparatur und Instandhaltung von Tafeln deutschlandweit ausrücken. Sogar nach Luxemburg verschlug es ihn dafür bereits.

Sein persönlicher Höhepunkt aber war ein Auftrag an der Universität in Cottbus. Dort galt es, eine neun Meter breite und sieben Meter hohe Wandtafel zu reparieren. „Solch eine Tafel ist wirklich einmalig“, schwärmt Andreas Knoche noch heute.

Keiner wollte die Produkte

Stolz ist er zudem auf die Entwicklung umweltfreundlicher, weil biologisch abbaubarer Lernmaterial. Aus sogenanntem Mater-Bi, ein Material auf der Basis von Maisstärke, stellte die Firma unter anderem Lineale, Tusch- und Getriebebaukästen her. Doch obwohl die Idee mit Fördermitteln unterstützt und dem Umweltpreis der Stadt ausgezeichnet wurde, floppten die Produkte. „Das wollte in Deutschland keiner“, sagt Knoche rückblickend. „Wir waren einfach zu früh dran.“

An den Rollstuhl gefesselt

Es war nicht der einzige Rückschlag, den der Firmenchef im Laufe der vergangenen 30 Jahre einstecken musste. Aufgrund einer Erkrankung lag er 2002 rund zwei Monate im Koma. Er wachte auf, wurde anschließend aber zum Dialysepatienten und war an den Rollstuhl gefesselt.

An Arbeit war in diesen zwei Jahren nicht zu denken. „Ich kam nicht mal die Stufen zur Werkstatt hoch“, erzählt Andreas Knoche. Er fasste deshalb den Entschluss, all seine Maschinen zu verkaufen. Allein das Montagewerkzeug wollte Knoche für sich behalten.

Obwohl er überzeugt war, nie wieder ins Geschäft einsteigen zu können, kamen immer wieder Anfragen, in denen Knoches Expertise gefragt war. Nach und nach kämpfte er sich zurück. Und ist bis heute dabei geblieben - mit 63 Jahren keine Selbstverständlichkeit.

Auf die Frage, was er über den Schritt in den Ruhestand denkt, lehnt sich Andreas Knoche zurück und hebt die Hände: „Ich höre immer wieder, ich soll kürzer treten... Aber wieso? Noch macht’s mir Spaß.“ Außerdem halte ihn der Beruf fit - an guten Tagen steigt er bis zu 1.000 Stufen hinauf.

Hinzu kommt wohl auch, dass Andreas Knoche der Abschied von seinem Betrieb schwerfallen dürfte. Denn wenn er geht, ist damit zugleich das Ende der Firma besiegelt. Einen Nachfolger aus der Familie Knoche wird es nicht geben. „Die Kinder wollen den Stress nicht. Geholfen haben sie aber alle“, sagt er. (mz)