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Fiesta Mexicana am Johannistor

Von Susanne Thon 28.10.2007, 16:30

Aschersleben/MZ. - Auch die "Aschersleber Stadtpfeifer", die den 70er-Jahre-Kult aufleben lassen. Ein traditioneller Spielmannszug, der die moderne Musik entdeckt hat. Geht nicht? Gibt's nicht. Von Klassik bis Pop, traditionell bis modern, "alles ist möglich", so Chefin Silke Fritsch.

Und wie: In zwei Stunden ziehen die Musiker durch die Jahrhunderte, dokumentieren in sechs bunten Bildern die chronologische Entwicklung der Spielleute. Ein Ohren- und Augenschmaus, auf den die Ascherslebener lange warten mussten. Das mit viel Liebe zum Detail geplante Konzert ist zum Park- und Lichterfest sprichwörtlich ins Wasser gefallen - Platzregen statt Platzkonzert. Ein Teil der Kostüme wurde in Mitleidenschaft gezogen. Sonnabend nun der zweite Anlauf. "Spielleute im Wandel der Zeit", hieß es am Johannistor.

Die musikalische Reise beginnt im elften Jahrhundert - zu der Zeit ist der Spielmann Gaukler, verbreitet Nachrichten, führt Kurierdienste durch und spioniert. Mittelalterliche Weisen, allesamt über die Jahre nach Gehör weitergegeben, wie "Kume, kum Geselle min" und "Ein Vogel wollte Hochzeit machen" erfreuen auf Burgfesten. Befehlssignale und Feldgeschrei begleiten die Truppen ab dem 15. Jahrhundert. Die Musiker werden beim Militär eingesetzt - bis ins 18. Jahrhundert herein ausschließlich trommelnd und flötend. Dann der Schlagabtausch: Zu "Preußens Gloria" zieht die Formation zwischen zünftiger Marschmusik und beschwingten Paradestücken ein. Im 20. Jahrhundert begibt sich der Spielmannszug abseits militärischer Wege, ist als Teil des Sportbundes in Wettkämpfen gefordert. Volkstümlich spritzig entfacht der Musikzug auf der Zielgeraden noch einmal ein regelrechtes Feuerwerk, feiert eine Fiesta Mexicana mit "El Cumbanchero", wagt sich nach Böhmen und Spanien. Dann "Stadtpfeiferzapfenstreich".

Die Wurzeln der "Aschersleber Stadtpfeifer" reichen 50 Jahre zurück. Damals wurde der Schulspielmannszug der Lübenschule gegründet. "Heute verstehen wir uns als Musikeinheit der ehemaligen Musikzüge der Lüben- und 1. Oberschule, der BSG Baukema und neu zu uns gestoßenen Freunden", so Moderator Jürgen Zerner. Doch die "Biografie" ist nicht lückenlos: "1997 gelang es Silke Fritsch und einigen Mitstreitern, den in einen Dornröschenschlaf verfallenen Spielmannszug wieder zu beleben", berichtete er von einem erheblichen Zeit- und Kraftaufwand, der in den letzten zehn Jahren stecke, "unser Niveau wollen wir halten, wenn möglich steigern". Monatelang haben die Mitglieder an diesem Programm gefeilt. "Die Idee ist das eine, die Umsetzung das andere", sagt Usmar Krause, dem als langjährigen Leiter der Ehrenpreis der Stadtpfeifer verliehen wurde.

"Aschersleben kann stolz sein auf eine jahrzehntelange Spielleute-Tradition. Aschersleben kann besonders stolz sein auf die Stadtpfeifer", so Reiner Ripala, hocherfreut, den Oberbürgermeister just in diesem Moment vertreten zu dürfen.