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Brücken, Trafos, Wände Farb-Schmierereien in Giersleben und Aschersleben: Fans vom 1. FC Magdeburg und Hallescher FC besprühen Brücken, Trafos, Wände

Von Detlef Anders 13.02.2018, 06:55
Im Umfeld des Ascherslebener Bahnhofs sorgen Graffiti für Ärger.
Im Umfeld des Ascherslebener Bahnhofs sorgen Graffiti für Ärger. Detlef Anders

Giersleben/Aschersleben - Hähne krähen. Sonst liegt eine beschauliche Winterruhe über Giersleben. Die Wipper plätschert vor sich hin. Der Ort wirkt vorbildlich sauber. Doch eines stört Bürgermeister Peter Rietsch mächtig. Und das sind die Schmierereien von Fußball-Fans.

Zwei mehrere Meter breite blau-weiße Graffiti gibt es unter der Brücke über die B6. Und wenn er in Richtung Schackenthal fährt, dann ärgert er sich über die Schriftzüge der Hooligans des 1. FC Magdeburg, die ältere Logos des Halleschen FC übertüncht haben und zudem in Sprüchen ihre Meinung über den Liga-Konkurrenten kundtun.

Am schlimmsten ist es aber im Umfeld der Eisenbahnlinie von Halle nach Halberstadt. Ob an Bahngebäuden oder Containern, der Mauer vor dem leer stehenden Bahnhofsgebäude mit der Bushaltestelle oder der Brücke über die Wipper. Überall prangen die Kürzel oder die Jahreszahl der Gründung des Clubs aus der Landeshauptstadt. „Das ist eine Sauerei und keine Werbung“, schimpft der Bürgermeister.

Schriftzüge und Aufkleber sind überall

In Aschersleben fallen solche markigen Sprüche der vermeintlichen Fans nicht so sehr ins Auge. Doch auf einem Fahrrad-Container am Bahnhofsparkplatz, an Containern und Gebäuden im Umfeld des Bahnhofes, an Telefon-Verteiler-Kästen an der Ecke Bahnhofstraße/Herrenbreite oder der Ecke Johannispromenade/Vor dem Johannistor sind die blau-weißen Schmierereien doch zu sehen. Noch viel häufiger finden sich Aufkleber von Magdeburger Ultra-Gruppen.

Auf Verkehrszeichen am Parkplatz Vorderbreite/Hinterbreite, sogar auf der Infotafel der Stadt auf der Herrenbreite, sowie auf den Ständern einiger Verkehrszeichen und Fallrohre im gesamten Stadtzentrum. „Wer kauft das Zeug“, fragt sich nicht nur Peter Rietsch. Die Aufkleber werden wohl privat hergestellt. Aber auch bei ebay können Hunderterpacks für kleines Geld bestellt werden.

Keine Antwort vom 1. FCM

„Das schadet dem Sport“, denkt Gierslebens Bürgermeister. Rietsch fragt sich, wie die Profi-Fußballer des Clubs selbst zu solchen Schmierereien und der Aufkleber-Bepflasterung stehen. Vielleicht könnten die Profis ihre Vorbild-Funktion ja nutzen und - sofern sie diese ablehnen - in einer konzertierten Aktion Graffiti und Aufkleber selbst entfernen helfen.

Doch Anfragen, die die Mitteldeutsche Zeitung per E-Mail an die Geschäftsführung des 1. FC Magdeburg und an ihren Fanbeauftragten stellte, sind auch nach vier Wochen unbeantwortet.

Reaktion nur bei Gefährdung

„Die Graffiti sind auch aus Sicht der Landesstraßenbaubehörde ein Ärgernis, da es sich um Sachbeschädigung handelt“, sagte Regionalbereichsleiter Stefan Hörold aus Halberstadt. Beim Feststellen erfolge eine Bewertung hinsichtlich der Verkehrsgefährdung und möglicher verfassungsfeindlicher Symbolik. „In diesen beiden Fällen erfolgt eine sofortige Beseitigung und Anzeige gegen Unbekannt.“

Nur wenn solche Graffiti mehrfach an der gleichen Stelle festgestellt werden, erfolge auch eine Beschichtung des Untergrundes, um Graffiti zu erschweren. Wenn Täter auf frischer Tat ertappt werden, erstattet die Behörde Anzeige.

In Aschersleben sind Aufkleber auf Straßenschildern, den Stelen des touristischen Leitsystems oder Infotafeln und an Bauten/Fenstern, aber auch Graffiti immer wieder ein Problem, bestätigt Stadtsprecherin Judith Kadow. „Dabei handelt es sich auch - aber nicht nur - um Aufkleber des 1. FCM beziehungsweise bei den Graffiti um Schriftzeichen und Symbole, die den FCM betreffen.“

Urheber nur schwer zu finden

Rassistische oder nazistische Symbole und Texte jeder Art werden umgehend entfernt bzw. deren Entfernung veranlasst, betonte Judith Kadow. Sprühereien auf Trafostationen oder Verteilerkästen der Stadtwerke oder von Ascanetz werden in unregelmäßigen Abständen übermalt.

Sind bei Fehlen einer Signatur die Urheber schwer zu ermitteln, werde auf eine Anzeige verzichtet, weil kaum Erfolgsaussichten zum Fassen der Täter da sind.

„Kein gravierendes Problem in Aschersleben"

Bei Straßenschildern und Masten sei es im Laufe eines Jahres des Öfteren notwendig, Aufkleber entfernen zu lassen. „Der Sachverhalt stellt in der Stadt ein gewisses Problem dar, wenn auch kein gravierendes.“ Da mit der Entfernung der Aufkleber der Bauhof beauftragt wird, „schlagen diese Arbeiten je nach Umfang und Häufigkeit zu Lasten der Allgemeinheit mit einem bis zu vierstelligen Betrag im Haushalt zu Buche“, bekannte die Stadtsprecherin.

„Hier sind es in der Tat zum Großteil Aufkleber des FCM, die zu entfernen sind“, so Judith Kadow. Auch in diesen Fällen sei es schwer bis unmöglich, Täter festzustellen. „Für Hinweise aus der Bevölkerung sind wir daher dankbar. Diese können dem Ordnungsamt oder der Polizei mitgeteilt werden.“ Die Stadtmitarbeiter versuchen, die Aufkleber beim Entdecken meist sofort selbst per Hand zu entfernen.

Sonst erfolgt das Entfernen bei den jährlichen Wartungsarbeiten. Auch bei den Fahrradboxen und dem Unterstand am Bahnhof werde eine Entfernung nur dann sofort veranlasst, wenn die Funktion eingeschränkt ist. Sonst erfolge dies im Rahmen der Unterhaltung.

Bahn erstattet Strafanzeigen

Für die Deutsche Bahn stellen Graffiti ein riesiges Problem dar. 2016 musste die DB insgesamt 34 Millionen Euro für die Beseitigung von Schäden durch Graffiti, einem der Schwerpunkte der Vandalismusschäden, investieren, wies DB-Sprecherin Erika Poschke-Frost hin. Wenn Graffiti bei Inspektionen festgestellt werden, wird ein Auftrag zur Beseitigung ausgelöst.

„In diesem Zuge wird auch ein Strafantrag gegen Unbekannt gestellt. Die Beseitigung erfolgt entsprechend den vorliegenden Aufträgen.“ Die Entfernung politisch motivierter Schmierereien habe Vorrang. Die Kosten betragen meist zwischen 500 bis 5.000 Euro. (mz)