Familienfreundliche Stadt
Aschersleben/MZ. - Ausgangspunkt für die Diskussion war ein Antrag der SPD-Fraktion, gestellt vor geraumer Zeit während einer Stadtratssitzung. Die Fraktion möchte die Auflage eines Familienförderprogramms erreichen. Grundlage war die Befürchtung, dass sich die ungleiche Altersstruktur, der Wegzug zahlreicher Familien mit Kindern, schwerwiegend auswirkt. Die Stadt würde in nicht allzu ferner Zukunft vieles an Infrastruktur - Wege, Straßen, Gebäude, Spielplätze, Kindereinrichtungen und vieles mehr - nicht mehr brauchen und quasi darauf "sitzen bleiben". Viele Kommunen hätten längst darauf reagiert, lokale Bündnisse würden überall wie Pilze aus dem Boden schießen, hieß es von Seiten der SPD. Die Stadt Aschersleben hatte daraufhin angeregt, ein Gutachten in Auftrag zu geben - um wissenschaftlich begründet herauszufinden, an welchen Stellen die Förderung von Familien überhaupt sinnvoll ist. Dass ein solches Gutachten 100 000 Euro kosten sollte, war den Stadträten dann aber doch zu starker Tobak. So viel Geld sollte an dieser Stelle nicht ausgegeben werden.
Inzwischen liegt ein Papier der Stadtverwaltung auf dem Tisch, welches bereits vorhandene Aktivitäten der Stadt sowie Vorschläge der SPD auflistet. "So familienunfreundlich sind wir eigentlich gar nicht", stellte Norbert Ptaszynski nach der Lektüre, die mehr oder weniger eine Bestandsanalyse ist, fest. Auch Regina Koblischke (Die Linke) sagte: "Wir haben die Angebote eigentlich, es kommt nun darauf an, diese zu vernetzen und auch Alt und Jung besser zu verbinden."
Als Plus wertet die Stadt das Angebot an Kindertageseinrichtungen und Schulen in unterschiedlichen Trägerschaften, das Vorhandensein von Familienberatungsstellen, von Fachpersonal in Jugendeinrichtungen, von Schuldnerberatungsstellen. Städtische Einrichtungen wie Museum, Zoo, Schwimmhalle und Freibad, Jugendtreffs sind ebenso vorhanden, hinzu kommen Vereine, die entsprechend den finanziellen Möglichkeiten gefördert werden, sowie Angebote von Initiativen, Vereinen, Verbänden, Kirchen usw.
Einige Vorschläge - darunter auch solche, die von der SPD bereits angeregt wurden - sind im Papier schon enthalten. Spielzimmer in Kultureinrichtungen, Familientreffs nach Feierabend, verlängerte Öffnungszeiten in Kindereinrichtungen, günstige Bauplätze für Familien, kinder- und familienfreundliche Wohngebiete in der Innenstadt und Naturspielplätze sind nur einige davon. Wieder zur Diskussion stehen außerdem ein Begrüßungsgeld für neugeborene Ascherslebener und Einkaufsgutscheine für Babybedarf bei einheimischen Händlern.
"Das alles sind nur Mosaiksteine, aber viele zusammen geben auch ein Bild", so Oberbürgermeister Andreas Michelmann (Widab), der alle Abteilungen im Rathaus beauftragt hat, konkrete Vorschläge zu unterbreiten. Ziel ist die Gründung eines lokalen Bündnisses für Familien, in dem viele Akteure des gesellschaftlichen Lebens mitwirken.