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Stadtgeschichte Erstes Rathaus von Aschersleben soll sich in der Breiten Straße befunden haben: Von der Straße der DSF zur Bestehornstraße

28.11.2020, 12:56
Lange war die Breite Straße eine Geschäftsmeile der Ascherslebener. Heute stehen viele Geschäfte leer.
Lange war die Breite Straße eine Geschäftsmeile der Ascherslebener. Heute stehen viele Geschäfte leer. Detlef Anders

Aschersleben - Woher hat die Straße, in der ich wohne, ihren Namen? Diese Frage stellen sich viele Ascherslebener. Antworten darauf gab es bereits vor rund 30 Jahren. 1991 hatte der Ascherslebener Heimat-Historiker Hans-Peter Nielitz in der lokalen Presse in einer mehrteiligen Artikelserie die wahrscheinliche Entstehung zahlreicher Straßennamen beschrieben.

Die Neugier ist aber bis heute ungebrochen. Die Mitteldeutsche Zeitung greift deshalb das Thema noch einmal auf und führt ihre Leserinnen und Leser noch einmal durch die Straßen und Gassen der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts. Stadtführer ist wie vor 30 Jahren auch diesmal Hans-Peter Nielitz.

Von der Straße der DSF zur Bestehornstraße

Diese Straße gehörte früher zur Herrenbreite. Am 21. Dezember 1952 wurde sie auf Beschluss der Stadtverordneten in Straße der DSF (Deutsch-Sowjetische Freundschaft) umbenannt. Grund war, dass sich dort nach dem II. Weltkrieg die Kommandantur der Roten Armee befand.

Nach der Wende, am 10. April 1991, gab es erneut einen Namenswechsel. Die Straße an der Südseite der Herrenbreite heißt seitdem Bestehornstraße. Übrigens, ein Teil der Straße - von der Herrenbreite bis zur Kreuzung mit der Heinrichstraße - gehörte bis 1952 zur Friedrichstraße.

Eine Bestehornstraße hatte es in Aschersleben aber schon einmal gegeben. Das war die heutige Hecknerstraße, die zwischenzeitlich zur Poststraße geworden war. Bestehorns sind eine alteingesessene Familie der Stadt. Am 1. April 1861 gründete die Familie einen Betrieb zur Herstellung von Verpackungsmitteln. Es entwickelte sich einer der größten Verpackungsmittelerzeuger der Welt. Zu DDR-Zeiten bekannt unter dem Namen VEB Optima.

Bestehorns waren ständig in der Stadtverordnetenversammlung vertreten. Die Familie stiftete der Stadt das Bestehornhaus. Damit sollten Klassenunterschiede zwischen Arbeitern und Bürgerlichen abgebaut werden. Bis heute ist das Haus ein kultureller Treffpunkt.

Erste Rathaus soll sich in der Breiten Straße befunden haben

Die Straße im Zentrum der Stadt Aschersleben gehört zu den ältesten. Ihre Entstehung verdankt sie der nachträglichen Bebauung des Stephanikirchhofs. Die Maria-Magdalena-Kapelle, die am Eingang der Engelgasse stand, gehörte 1282 noch zum Stephanikirchhof.

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Straße zur Geschäftsstraße. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden hier große Geschäftshäuser und gaben der Straße architektonisch bereits ihr heutiges Gepräge. Ende der 1960er Jahre befanden sich hier noch über 40 Einzelhandelsgeschäfte.

In der Breiten Straße soll sich auch das erste Ascherslebener Rathaus befunden haben. Es soll bis 1517, dem Jahr, in dem das neue Rathaus am Markt gebaut wurde, als solches gedient haben. Die Ascherslebener waren schon damals findige Leute und funktionierten das alte Rathaus schließlich zum städtischen Brauhaus um. (mz/hv)