1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Ermslebener bauen ganz stabil auf Holz

Ermslebener bauen ganz stabil auf Holz

Von Petra Korn 06.07.2007, 18:24

Ermsleben/MZ. - Holzfenster sind wieder gefragt, sagt Jürgen Wirth. Nicht nur im Denkmalschutzbereich, aus dem etwa zwei Drittel des Auftragsvolumens der Behowa GmbH Ermsleben (Stadt Falkenstein / Harz) kommen und der "uns schon immer eine gute Auftragslage beschert hat", so der Geschäftsführer des Unternehmens. "Auch beim Bau von Einfamilienhäusern geht der Trend dahin, wieder mehr Holzfenster zu verwenden." Darauf hat sich das Unternehmen eingestellt: Ob modern oder klassisch, viereckig oder rund, filigran, mit Sprossen oder Schnitzereien - auf der modernen Produktionslinie können bis zu 100 Fenster am Tag gefertigt werden. "Wir gehören zu den größten Holzfensterproduzenten in Sachsen-Anhalt."

Bereits seit 1958 werden in Ermsleben Holzfenster und -türen hergestellt. Gebaut wurden damals Verbundfenster. Holzbau und Zimmerei sowie die Fertigung von Hohlblocksteinen waren die beiden Hauptstandbeine in der damaligen PGH "Fortschritt". Dieses Unternehmensprofil setzte sich auch nach der Verstaatlichung als Kreisbaubetrieb fort. Vor fast genau 17 Jahren - am 1. Juli 1990 - erfolgte die Neugründung als Behowa GmbH, in der sich heute alles rund um das Holz dreht. "Das war die richtige Entscheidung", unterstreicht der Geschäftsführer und verweist auf ein breites Leistungsspektrum, das von der Produktion von Fenstern über den Bau von Türen bis hin zu Wintergärten, Balkonen oder Carports reicht.

Hauptstandbein des Unternehmens sind dabei die Fenster. Gefertigt werden diese individuell auf Kundenwunsch. "Dabei spielt es keine Rolle, ob es ein Fenster ist oder 100 sind, weil jedes einzelne Fenster auf Maß gefertigt wird", erläutert Jürgen Wirth. Um den Anforderungen der heutigen Fensterbautechnik entsprechen zu können, wurde ab 1992 mit Eigenmitteln und mit Hilfe von Zuschüssen die Fertigung modernisiert und eine komplett neue Produktionslinie für Holzbauelemente aufgebaut. "Wir haben alte Hallen abgerissen und neue gebaut. Inzwischen sind insgesamt rund vier Millionen Euro an Gesamtinvestitionen für Baumaßnahmen und den Kauf von Maschinen erfolgt", so der Geschäftsführer. Seit 1995 produzieren die Ermslebener ihre Fenster mit CNC-Automaten, mit computergesteuerten Maschinen.

Verarbeitet werden dabei in Ermsleben vorwiegend einheimische oder aus dem nördlichen Europa stammende Hölzer wie Eiche, Fichte, Kiefer und Lärche. Die Hölzer kommen als verleimte Blöcke, als so genannte Fensterkanteln, im Werk an. Dort werden sie auf Maß geschnitten, profiliert und an der Rahmenpresse verleimt. Nachdem Löcher für Beschläge gebohrt und kleine Holzfehler manuell ausgebessert sind, werden sie in einem Tauchverfahren grundiert und dann zwei Mal lackiert. Dabei wird die Farbe in einem so genannten Hotairless-Verfahren - einem Hochdruck-Hitze-Verfahren - aufgebracht. "Das ergibt die hohe Schichtdicke der Lasur und einen gleichmäßigen Farbverlauf", erläutert der Geschäftsführer. Abschließend erfolgen die Montage der Beschläge und die Verglasung. Etwa sechs bis sieben Tage dauert es, bis ein Fenster diesen Prozess durchlaufen hat; werden noch Zierprofile montiert oder Fenster zweifarbig gestaltet, auch länger.

Eben jene modernen Produktionsverfahren sind es, die Holzfenster auch sehr wartungsfreundlich gemacht haben, verweist der Geschäftsführer auf einen Aspekt, der für Fenster aus Holz spricht, und nennt weitere: Mit Holzfenstern, die ein massives Vollprofil haben, lassen sich statische Probleme wesentlich besser lösen, und Holz hat eine wesentlich bessere Wärmedämmung als Kunststoff. Und nicht zuletzt: "Holz sieht einfach besser aus. Ein Holzfenster ist einfach das viel schönere Fenster."

Im Denkmalbereich, wo ein hoher Anspruch an die Sanierung der Häuser und damit auch an Nachbauten gestellt wird, ist die Behowa aber nicht nur im Fensterbau tätig. Gleiches trifft auch auf die Produktion von Haustüren aus Holz zu. Die Palette der Ermslebener reicht hier vom denkmalschutzgerechten Nachbau bis zur modernen Tür, von der Nebeneingangstür bis zu aufwändigen Neuanfertigungen.

Ein weiteres Arbeitsfeld umfasst den Bau von Carports, Balkonen - und vor allem Wintergärten. Anwendung finden hier auch vorwiegend die Holz-Aluminium-Fenster - ein neues System, bei dem auf das Holz als Grundträger von außen eine Aluminiumschicht aufgebracht wird. In der Zimmerei der Behowa werden außerdem Dachstühle gefertigt, Holzfassaden hergestellt oder Fachwerksanierungen durchgeführt.

Nicht zuletzt wegen seines großen Leistungsspektrums kann das Unternehmen eine stabile Auftragslage verzeichnen. Der Geschäftsführer verhehlt nicht, dass die extrem gestiegenen Holzpreise, die sich in den vergangenen beiden Jahren verfünffacht haben, auch den Ermslebenern zu schaffen machen. Dennoch: "Wirtschaftlich haben wir uns Jahr für Jahr verbessert, weil wir durch Neuinvestitionen rentabler arbeiten." So arbeitet das Unternehmen beispielsweise auch mit kleinen Handwerksfirmen zusammen, die Zubehörteile wie kleine Leisten oder Schnitzereien fertigen.

Die Behowa, die heute in ganz Norddeutschland tätig ist und an Objekten wie beispielsweise dem Schloss Hoym, dem Pflegeheim in der Ascherslebener Lindenstraße oder dem Klinikum Bergmannstrost in Halle gearbeitet hat, zählt 63 Mitarbeiter. In dem Unternehmen, das vom Altersdurchschnitt seiner Mitarbeiter her ein relativ junges ist, so Jürgen Wirth, wird auch die Ausbildung groß geschrieben. Derzeit lernen hier insgesamt zehn Azubis ihr künftiges Handwerk als Tischler, Maler und Elektriker - mit der Aussicht, einen Arbeitsplatz zu erhalten. "Gute Lehrlinge werden auch übernommen", unterstreicht der Geschäftsführer.

Investiert werden soll auch weiter in die Produktionsanlagen: "Wir sind jetzt dabei, unsere Haustürproduktion zu modernisieren und zu automatisieren. Dafür werden wir eine neue Halle bauen und CNC-Automaten erwerben." Ende des Jahres soll mit dem Vorhaben begonnen werden, das innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein soll.