Erinnerungen an alte Brücke
Aschersleben/MZ. - Wohnzimmer, sondern draußen am Haus in der Magdeburger Straße 52, wo Gläß' Meisterbetrieb angesiedelt ist. Ersichtlich für jedermann. Wohlwollend nehmen sie es zur Kenntnis, dass die Ascherslebener stehen bleiben, gucken und mitunter das Gespräch suchen.
Abgebildet ist die alte Magdeburger Brücke. "Für manchen Ascherslebener war sie ein Wahrzeichen der Stadt", meint Leuschner. "Wenn auch nicht zu verwechseln mit dem Kirchturm", wirft Gläß, seines Zeichens Auftraggeber, ein. Neu ist das Bild nicht, hat es doch seit 2002 bereits dort gehangen. Nur seien die Farben mit der Zeit doch erheblich ausgeblichen, was die Restaurierung erforderlich machte. Leuschner, der das Bild damals gemalt hatte, hat dazu jetzt lichtechte Farben verwendet, die der Sonneneinstrahlung künftig standhalten sollen. Entstanden, so sagt er, ist das Bild anhand eines Fotos aus dem Stadtarchiv und aus der Fantasie heraus - "als Kinder haben wir viel dort gespielt".
Doch mit der Zeit verblassen Erinnerungen. "Mancher weiß zum Beispiel nichts mehr von den Baumreihen", ruft Leuschner eben jene wieder ins Gedächtnis zurück. Und nicht nur das, auch einige Informationen zur Brücke werden im Vorbeigehen vermittelt, dass 1896 Baubeginn war, zwei Jahre später ein Fehler entdeckt wurde - das Quertragewerk war zu niedrig und musste erneuert werden -, sie 1898 endlich in Betrieb genommen und 1927 verlängert wurde wegen des neuen Industriegleises am Seegraben, bevor 1993 das Aus für die alte Brücke kam. Warum Gläß eine Brücke zur Verschönerung der Hausfront gewählt hat, die Frage drängt sich auf, wo er doch kein spezielles Faible für Eisenbahnen und Schienenfahrzeuge hat. "Was Gewöhnliches wollten wir nicht machen", sagt er. Etwas, was auffällt also. Und die räumliche Nähe zu den Gleisen, zur Brücke habe die Antwort dann ja fast selbstredend geliefert.
"Wer die Möglichkeit hat, sollte einen solchen Beitrag zur Verschönerung der Stadt leisten", findet Gläß, dass alte Stadtansichten durchaus ihren Reiz haben und so manche Fassade aufhübschen würden, "das ist ein Stück Erinnerung, ein Stück Heimatgeschichte." Und das sollte man nachkommenden Generationen hinterlassen. "Bisher ist das aber einmalig in Aschersleben", weiß Leuschner.