Er schnupft einfach weiter Er schnupft einfach weiter: Wie aus einem guten Schüler ein Drogendealer wurde

Magdeburg - Nein, Geldstrafen juckten ihn nicht. Auch nicht, als er von der Polizei in Hoym im August 2016 mit Crystal Meth im Blut und in den Taschen erwischt wurde.
Daniel T. (Name geändert) schnupfte einfach weiter, selbst während des Gesprächs mit dem von der Justiz beauftragten Psychiater war er berauscht. Diese Zeit ist jetzt vorbei.
Der 24-Jährige aus Ballenstedt ist am Mittwoch vom Landgericht Magdeburg zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden.
Er hatte eingeräumt, in mehr als 60 Fällen mit den illegalen Drogen Crystal Meth und Speed gehandelt zu haben, um seine Sucht zu finanzieren, sowie ohne Führerschein und Versicherung Auto gefahren zu sein.
Aufgrund seiner Sucht muss sich der Mann über zwei Jahre stationär behandeln lassen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Taten zusammen mit einer 28-Jährigen begangen
Die Taten soll er gemeinschaftlich mit einer 28-jährigen Frau aus Aschersleben zwischen Anfang 2016 und April 2017 begangen haben.
Die Ex-Freundin und mutmaßliche Komplizin muss sich demnächst vor dem Landgericht wegen Drogenhandels verantworten.
Bereits im Gefängnis sitzt ein Schönebecker, der beiden die Drogen regelmäßig verkauft hatte.
Gebiss ist völlig zerstört
Die Haare zerzaust, die Hände zitterten, sein Blick war stets nach unten gerichtet, auch das Sprechen fiel dem 24-Jährigen schwer.
Der Gutachter berichtete, dass sein Gebiss völlig zerstört ist. Der jahrelange Crystal-Meth-Konsum hat längst sichtbare Spuren hinterlassen. „Teile seines Gehirns könnten schon beschädigt sein“, so der Experte.
Es handelte sich laut Vorsitzender Richterin zwar um den „Klassiker“; nämlich, dass ein Drogensüchtiger selbst Drogen vertickt, um sich seine Sucht leisten zu können.
Aufgrund seiner Biografie hob sich der Angeklagte jedoch von den üblichen Verdächtigen ab.
Der Ballenstedter erfüllte alle Voraussetzungen für ein zumindest unauffälliges Leben - ohne harte Drogen, wenngleich es schon zu Schulzeiten vor allem an den Wochenenden heiß her gegangen sein soll.
Guter Realschulabschluss war gegeben
Seinem dennoch guten Realschulabschluss stand allerdings eine Ahnungslosigkeit für seine eigene Zukunft sowie eine niedrige Frustrationsgrenze beim Bewerbungschreiben gegenüber.
Nach ein paar Absagen jedenfalls verließ ihn der Mut, wie er vor Gericht schilderte.
Er lernte im Gegensatz zu seinen zwei älteren Brüdern keinen Beruf, dafür 2014 aber eine Friseurin aus Aschersleben kennen, die ihn, nach allem, was vor Gericht gesagt wurde, endgültig in den Drogensumpf gezogen haben soll.
Sie machte bei der Beweisaufnahme als Zeugin vom Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.
Einmal pro Woche fünf Gramm gekauft
T. zufolge kauften beide mindestens einmal pro Woche fünf Gramm Crystal Meth, wobei sie rund 3,5 Gramm für insgesamt 350 Euro weiterverkauften und damit einen für ihre Verhältnisse beträchtlichen Gewinn machten.
Der errechnete Ertragswert lag bei über 22.000 Euro.
Mit einem Teil finanzierte er seinen täglichen Konsum von rund 0,2 Gramm, mit dem anderen Teil will er die Weiterbildung seiner Freundin finanziert haben.
Über das Handy auf die Schliche gekommen
Die schien sich offenbar aber wenig dankbar zu zeigen. Nachdem die Polizei dank Handyauswertung auch ihr auf die Schliche gekommen war, schob sie ihrem damaligen Freund alle Schuld in die Schuhe.
Laut Aussagen eines Polizisten stellte sie sich lediglich als Botin dar, was jedoch schon für eine Verurteilung genügt.
Urteil unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft
Mit dem Urteil blieb das Gericht deutlich unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft, die mindestens vier Jahre gefordert hatte.
Die Richterin kritisierte zwar, dass der Ballenstedter bislang nicht den Willen erkennen ließ, sich therapieren zu lassen und dass er mit einer der gefährlichsten Drogen überhaupt handelte.
Gleichwohl stellte sie ihm in Aussicht, nach erfolgreichem Abschluss der zweijährigen Behandlung in Bernburg den Rest auf Bewährung zu verbüßen. (mz)