Entsorgung Entsorgung: Wohin mit alten Medikamenten?
ASCHERSLEBEN/MZ. - Dr. Christine Heinrich, Geschäftsführerin der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, kennt das Problem. Und: "Es hat noch nie eine Verpflichtung gegeben, dass Apotheken Alt-Medikamente zurücknehmen", erklärt sie auf MZ-Nachfrage, "das war schon immer eine Dienstleistung, die zwar von sehr vielen, aber nie von allen Apotheken wahrgenommen wurde." Dass jetzt aber immer weniger Apotheken in Sachsen-Anhalt diesen Service vorhalten, liege daran, dass die Firma, die die Alt-Medikamente bislang entsorgt hat, kurzfristig von April auf Mai den Vertrag gekündigt habe. Hintergrund sind neue Bestimmungen in der Verpackungsverordnung, die seit Januar dieses Jahres gelten. Dadurch würde das Abholen der Alt-Medikamente sehr kostenintensiv. Waren alte Pillen, Tabletten oder Tropfen bislang kostenlos entsorgt worden, müssen die Apotheken jetzt dafür zahlen. Deshalb, so Heinrich, würden Apotheken auch schon einmal auf den Hausmüll verweisen, "denn heutzutage werden sämtliche Abfälle in Verbrennungsanlagen verbrannt". Die Entsorgung über den Hausmüll sei übrigens auch aus Sicht des Abfallentsorgungsbetriebes Salzlandkreis zumindest rechtlich kein Problem. Wie der Betriebsstellenleiter für den Bereich Aschersleben-Staßfurt, Renato Rennert, mitteilte, dürfen die Alt-Medikamente inzwischen in die Tonne wandern.
Bei der Entsorgung im Haushalt müsse freilich dem Missbrauch vorgebeugt und darauf geachtet werden, dass Kinder nicht an die Medikamente herankommen, sagt Dr. Christine Heinrich. Die optimale Lösung, weiß Heinrich durchaus, ist das nicht. "Wir empfehlen den Apotheken zwar weiterhin, Medikamente entgegenzunehmen und in der Region Aschersleben machen das auch noch viele, aber letztlich ist jeder selbst für die Entsorgung verantwortlich", verweist die Geschäftsführerin der Apothekerkammer.
"Ich bin kein Freund der Entsorgung über den Hausmüll", sagt Dr. Thomas Jurkschat, der Inhaber von zwei Apotheken in Gatersleben und Nachterstedt ist. Er nehme die Medikamente nach wie vor kostenlos zurück. "Dabei kommen im Monat immerhin mehrere Säcke zusammen", weiß er. Jurkschat hofft aber immer noch auf eine bundeseinheitliche Regelung.
Auch in der Krügerschen Apotheke in Aschersleben werden übergebliebene Medikamente noch kostenlos angenommen. Wobei Inhaberin Barbara Lüdeke durchblicken lässt, dass die Betonung gegenwärtig auf "noch" liege. Auch sie hofft auf eine möglichst schnelle Regelung im Sinne der Kunden und der Apotheken. Übrigens macht man sich in der Krügerschen Apotheke auch noch die Mühe, die Rücklauf-Medikamente zu sortieren. Dabei werden beispielsweise die Verpackungen gesondert entsorgt.
Dass es wirklich noch einmal zu einer für die Apotheker kostenlosen Entsorgung kommen wird, da ist Martin Reymann (Apotheke am Hohen Tor in Aschersleben) eher skeptisch. "Es wird wohl bei dem gegenwärtigen Modell bleiben, nach dem wir als Apotheke die Entsorgung bezahlen müssen." Trotzdem will er die Kosten nicht auf die Kunden abwälzen und nimmt deren Alt-Medikamente weiterhin kostenlos entgegen. "Die empfohlene Entsorgung über den Hausmüll betrachte ich als bedenklich. Dabei ist ja nicht auszuschließen, dass Unbefugte in den Besitz von Medikamenten kommen", so der Apothekeninhaber.