Debatte im Stadtrat Entscheidung ist gefallen: Ascherslebener Stephaneum wechselt in Trägerschaft des Salzlandkreises
Die CDU/FDP-Fraktion hat sich im Ascherslebener Stadtrat durchgesetzt: Das Stephaneum wechselt 2026 in Trägerschaft des Salzlandkreises. Das soll pro Jahr durchschnittlich 200.000 Euro sparen. Doch die Entscheidung stößt auch auf Kritik.

Aschersleben/MZ - Am Ende war es denkbar knapp, und es brauchte die Schützenhilfe der AfD/Bafa-Fraktion, damit sich die CDU/FDP-Fraktion durchsetzen konnte: Das Gymnasium Stephaneum wird in die Trägerschaft des Landkreises wechseln. Beschlossen hat das der Stadtrat am Mittwochabend mit einer hauchdünnen Mehrheit von nur einer Stimme.
Trägerwechsel im Jahr 2026
„Ich hätte mir gewünscht, dass die Widab eine Mehrheit gefunden hätte mit ihrem Antrag, die Vor- und Nachteile vor einer Entscheidung gründlich abzuwägen“, sagte Schulleiter Axel Wieczorek am Tag nach der Entscheidung. „Wir müssen das jetzt erst einmal sacken lassen“, bat er um Verständnis dafür, dass er die neue Situation noch nicht fundiert einschätzen kann.
„Ob man das ungeliebte Kind ausgerechnet im Geburtstagsjahr abschieben muss...“, klingt ein wenig Bitterkeit durch, wenngleich der Beschluss den Trägerwechsel erst im Jahr 2026, also nach dem 700-jährigen Jubiläum, vorsieht. Die damit verbundene Arbeit werde schon im kommenden Jahr anstehen, so Wieczorek, der sich aber sicher ist: „Am normalen Unterricht, an den Lehrern, an den Klassenräumen wird sich nichts ändern. Wir werden als Team Stephaneum bestehen bleiben.“
Entscheidung soll finanzielle Spielräume eröffnen
Anlass für den erneuten Vorstoß im Stadtrat: Die Stadt Aschersleben „leistet“ sich seit 1991 – mit achtjähriger Unterbrechung – als einzige Stadt im Land ein Gymnasium, obwohl dies eigentlich die Aufgabe des Landkreises wäre. Die freiwillige Aufgabe verursacht Kosten in Höhe von durchschnittlich 200.000 Euro pro Jahr. Geld, so die Befürworter eines Trägerwechsels, das an anderer Stelle dringend nötig wäre und der Stadt wieder finanzielle Spielräume eröffnen würde.
Auch wenn das Stephaneum in naher Zukunft zum Landkreis gehört, „bleibt die Schule in Aschersleben und wird nicht weggehuckt“, so Stadtrat Detlef Gürth (CDU/FDP) während der emotionalen Diskussion im Stadtrat. Aschersleben finanziere bisher indirekt über die Kreisumlage die anderen Schulen im Landkreis mit. Auch die Wertschätzung für die Bildungseinrichtung würde nicht geringer werden.
Martin Lampadius (CDU/FDP) äußert Zweifel, „ob wir ein guter Schulträger sind“. Es würden „einige Dinge im Argen“ liegen, denkt er beispielsweise daran, dass es nicht gelungen ist, die Häuser behindertengerecht umzubauen. Im Haus II gibt es zwar einen Treppenlift, mit dem die Fachkabinette aber nicht erreicht werden. Im Haus I sind die Bedingungen noch schlechter. Die Schülerzahlen seien gesunken, denn: „Die Eltern stimmen mit den Füßen ab.“
Seit 2018 rund 3,8 Millionen Euro investiert
Oberbürgermeister Steffen Amme (Widab) möchte den unterschwelligen Vorwurf, die Stadt habe nicht genügend ins Stephaneum investiert, nicht im Raum stehen lassen. Allein in die bauliche Unterhaltung seien seit 2018 rund 96.000 Euro geflossen, hinzu kommen der Umbau der Turnhalle Haus II, Fassaden- sowie Portalsanierung, der Einbau von Akustikdecken und einiges mehr – in Summe sind das Investitionen von 3,8 Millionen Euro zwischen 2018 und 2024.
Die Gegner einer Abgabe der Bildungseinrichtung an den Landkreis finden, dass die Entlastung des Haushaltes nicht zwangsläufig Grund für einen Trägerwechsel sein darf. „Eine Trägerschaft je nach Kassenlage“ sei das Gegenteil von Konstanz, so Holger Weiß (Widab). „Wir müssen auch mal schlechte Zeiten durchhalten.“
Die lange Tradition und die starke Identifikation seien wichtige, aber nicht die einzigen Argumente für einen Verbleib bei der Stadt. „Eine städtische Trägerschaft ermöglicht der Stadt, direkt Einfluss auf die Schulentwicklung zu nehmen“, heißt es im Änderungsantrag der Widab. Entscheidungen könnten schneller getroffen werden.
Oberbürgermeister: Debatte zur „Unzeit“
Der Antrag der Widab zielte auf eine Einbeziehung von Bildungsexperten, Finanzfachleuten und der Schulgemeinschaft. Lars Bremer, Grünen-Stadtrat und seit 20 Jahren Lehrer am Stephaneum, möchte „vermeiden, dass wir vom Regen in die Traufe kommen. Dazu braucht es mehr Infos.“
Oberbürgermeister Steffen Amme findet, der Antrag und die Debatte kämen „zur Unzeit“, weil sich auch der Landkreis in der Haushaltskonsolidierung befindet. Bei einem Trägerwechsel werde sich das Stephaneum „ganz unten einordnen.“
Elke Reinke (Linke/SPD/Grüne) beantragte namentliche Abstimmung. Letztlich wurde einer Übertragung der Trägerschaft mit 14 zu 13 Stimmen zugestimmt.