1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Elektro-Görns: Elektro-Görns: Ein-Mann-Unternehmen zu Vertragsfirma ausgebaut

Elektro-Görns Elektro-Görns: Ein-Mann-Unternehmen zu Vertragsfirma ausgebaut

Von Regine Lotzmann 31.03.2003, 15:31

Hedersleben/MZ. - Was nicht ganz einfach war, wie sich seine Frau erinnert. Denn erst im zweiten Anlauf - dieses Mal mit Rückenstärkung durch den Hederslebener Bürgermeister, der für seinen Ort einen Elektriker brauchte - klappte das Vorhaben, hatte der zuvor in einem Betrieb angestellte Elektromeister mit 36 Jahren sein eigenes Unternehmen. Ein Ein-Mann-Unternehmen, wie Ilona Görns deutlich macht: Denn einstellen durfte ihr Mann niemanden. "Am Anfang dachte ich, da müssen wir verhungern - Geld war keines da, ein ständiges Auf und Ab", gesteht die heute 58-Jährige.

Doch der Betrieb mauserte sich, hatte - durch die DDR-Planung - sogar eine richtige Sicherheit. "Wir haben am 1. Januar schon gewusst, was bis zum 31. Dezember läuft." Kunden waren Privathaushalte, die LPG, Schulen, die Gemeinde, zudem war Elektro-Görns für die Reparatur der Straßenbeleuchtung in den ganzen umliegenden Orten verantwortlich. "'81 kam dann der Junge aus der Schule, der sollte auch Elektriker werden", erzählt die Hederslebenerin. Da eine Ausbildung andersweitig nicht klappte, durfte der Sohn des Hauses als erster Lehrling beim Vater lernen und dann auch im Unternehmen bleiben.

Dann kam die Wende. Und mit ihr die Neuorientierung auf den Trafostationsbau, den Industrieanlagenbau und auf Kabel- und Freileitungsanlagen. Inzwischen beschäftigt die Firma 27 Mitarbeiter - alle aus der näheren Umgebung und zum Großteil selbst ausgebildet. Auch die bisherige Ausrüstung ("ein Barkas, eine Werkzeugtasche und zwei Bohrmaschinen") wurde aufgestockt. Zum relativ großen Fuhrpark gehören nun ein Unimog mit Kran, zwei Steigerfahrzeuge mit einer Arbeitshöhe von bis zu 18 Meter, einige Minibagger und ein Notstromaggregat. "Wir sind jetzt eine Vertragsfirma von EnviaM, ehemals Meag, arbeiten für die Stadtwerke Quedlinburg und Aschersleben."

Bereut hat Ronald Görns - inzwischen 61 - seinen Schritt in die Selbstständigkeit trotz oft unbekannter Auftragslage und Scherereien bei der Bezahlung bisher noch nicht. "Wir gehören durch die Wende ein bisschen zu den Gewinnern", gesteht die Frau des Meisters. "Wenn mein Mann nicht selbstständig gewesen wäre, wüsste ich nicht, wo wir heute geblieben wären." Denn die Firma ist ein Familienunternehmen, beschäftigt neben Ehemann und Sohn auch Frau und Tochter - und soll einmal ganz an Sohn Holger übergehen.