Eisenbahn-Club Aschersleben Eisenbahn-Club Aschersleben: Jubiläum unter Dampf

aschersleben/MZ - Mit lautem Tatü-tata und Blaulicht verschafft sich das Feuerwehreinsatzfahrzeug Gehör und drängt durch die Menge der neugierigen Eisenbahnfreunde: Es ist 15.10 Uhr, und die Leitstelle hatte soeben einen brennenden Waggon an der Strecke Aschersleben-Frose gemeldet. Eine Person könnte sich darin befinden. Froses freiwillige Feuerwehr rückt an und nutzt das Vereinsfest des Eisenbahn-Clubs Aschersleben zur eigenen Übung und Demonstration.
Aus einem alten Eisenbahnwagen am hinteren Rande des Geländes dringen Rauchwolken, während die Schlauch- und die Angriffstruppe schnell und routiniert ihre Arbeit aufnehmen. Diesmal ist Publikum sogar gewollt, und die Schaulustigen werden über alle Handgriffe mittels Lautsprecher informiert.
Wasser marsch! Während der Waggon von außen mit Wasser gekühlt wird, erkundet der Angriffstrupp in voller Montur das Innere, findet die vermisste Person und kann sie bergen. Ein bereitstehender Rettungswagen übernimmt. Ob die Puppe heil davonkommt, wird nicht geklärt. Denn an dieser Stelle endet nach rund zehn Minuten die im Programm eingeplante Feuerwehrübung.
Der Eisenbahn-Club Aschersleben beging am Wochenende sein 50-jähriges Jubiläum und hatte sich dazu viele befreundete Gäste und Vereine eingeladen. Die Freiwillige Feuerwehr „Otto Arndt“ Frose gehört also dazu und ist zudem mit einer Ausstellung historischer Technik vertreten. Mit dabei auch das Feuerwehrmuseum Holdenstedt, Fuhrunternehmer und Privatsammler Malkowsky aus Hedersleben, die Modellbahnfreunde aus Bernburg, aus Magdeburg-Crakau und von der Interessengemeinschaft Harzer Schmalspurbahnen mit ihren kleinen Ausgaben der Eisenbahn sowie die Ascherslebener Verkehrsgesellschaft. Ein Panzerfahrzeug rückt regelmäßig zu Fahrten ins offene Gelände aus.
Unbestrittene Besuchermagnete sind jedoch die Großen, die Dampflokomotiven der 44er- und 52er-Baureihe, mit denen die Staßfurter Eisenbahnfreunde angereist sind und unter stetem Dampf und unüberhörbarem Signalton für Führerstandsmitfahrten und für Scheinfahrten vor dem Fotogüterzug zur Verfügung stehen. Robin Heim fungiert als Sprecher des Ascherslebener Eisenbahn-Clubs und wird an beiden Wochenendtagen von allen Seiten voll beansprucht.
Aber wenn er über seine Passion erzählen kann, nimmt er sich gern die Zeit zwischendrin. Der junge Mann freut sich über jeden Besucher, der an diesem trüben Sonnabend den Weg auf das Vereinsgelände findet. Denn das aufwendige Hobby, das er mit weiteren 24 Mitstreitern im Alter von 16 bis über 70 Jahren und unter Vorsitz von Roman Neunherz teilt, kostet nicht nur Zeit, sondern auch einiges Geld. „Wir haben viel zu tun, allein die Sanierung und Instandhaltung der überlassenen Bahngebäude und Technik braucht viele helfende Hände und breite Unterstützung.“
Da kann die Öffentlichkeit helfen, die man erreicht, weil die Türen für Besucher immer offen stehen. Oder über Austausch unter Gleichgesinnten, denn der liebevoll ausgestattete Ausstellungszug, auf dem das Schild der direkten Bahnverbindung Aschersleben - Berlin -Aschersleben prangt, geht selber noch von Zeit zu Zeit auf Reisen und kam gerade aus Ilmenau zurück. Mit ihm die ausgestellte Signal- und Weichentechnik der Deutschen Reichsbahn, historische Fernschreiber, originale Fahrkarten, Fahrkartendrucker und Fahrkartenschalter, alte Koffer, Transportkarren, Bahnuniformen, allerlei Sammelsurium und natürlich Modelleisenbahnen.
Der Ascherslebener Verein besitzt darüber hinaus mehr als 30 Fahrzeuge der Eisenbahn, Diesel-Kleinloks, eine Akku-Lok, Steuerwagen für Triebwagen, den Beiwagenzug „Stettin“, viele historisch wertvolle Güterwagen sowie einen alten Kranzug. Alles am Wochenende zu sehen und zu bestaunen gewesen auf und zwischen den Schienen und Gleisen. Das Jubiläumswochenende zum 50. Geburtstag des Eisenbahn-Clubs Aschersleben war ein Fest für Fans, Nostalgiker und Interessenten, für Familien mit Kindern. Es gab Kaffee und Kuchen, standesgemäß im Mitropa-Waggon angeboten, Herzhaftes aus der Feldküche, ein kleines Kinderkarussell, mehrere Verkaufsstände mit diversen Eisenbahnutensilien und eine Tombola. Und es gab dauernden Nieselregen am Sonnabend sowie auch Sonnenstrahlen am Sonntag und damit aufgehellte Gesichter bei den Ausrichtern und ihren Gästen, für die Eisenbahn eben mehr ist als ein romantischer Kindheitstraum.

