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Diamantene Konfirmation Diamantene Konfirmation: Pfarrer wurden auch früher geneckt

Von Jochen Miche 21.07.2002, 17:20

Schadeleben/MZ. - "Ja, vor zehn Jahren haben wir die goldene Konfirmation gefeiert", sagte Ingeborg Bahrs. Die Braunschweigerin ist gerade auf dem Weg zur St. Annenkirche in Schadeleben. An ihrer Seite geht Ilse Andrasch, die lachend hinzufügt: "Damals waren wir noch frisch und munter." Doch sie waren es auch am Sonntag, die 26 Frauen und Männer, die ihre diamantene Konfirmation feierten. Sie waren vor 60 Jahren in Friedrichsaue, Königsaue und Schadeleben konfirmiert worden. Die Kirche in Königsaue, so erläuterte Gemeindekirchenrat Erhard Hartmann, war zu Beginn der 60er Jahre abgerissen worden. Sie musste damals, wie überhaupt der ganze Ort, dem Braunkohlentagebau weichen.

Einst waren es etwa doppelt so viele Konfirmanden gewesen, doch "die Hälfte lebt leider nicht mehr", wie Frau Andrasch traurig mitteilte. Sie hat wesentlichen Anteil an der Organisation der diamantenen Konfirmation, kümmerte sich um Einladungen und manches mehr.

Angeschrieben wurden "Ehemalige" in der Region ebenso wie in der Ferne. Aus Friedrichsaue kam nur einer, Hermann Dannenberg. Zu den Weitgereisten gehörte Frau Bahrs, die vor 45 Jahren nach Braunschweig geheiratet hatte. "Mit Genehmigung. Das war wirklich schwierig", erinnert sie sich an die Probleme, 1957 die DDR zu verlassen. Etwas einfacher hatte es da Alfred Reynert aus Hunspach im Elsass. Er war wegen seiner Frau Georgette schon 1946 in Frankreich geblieben. Er sagt: "Da war es mir im Osten schon zu heiß. Mir hat nicht gefallen, wie sich die Politik hier entwickelte." Trotzdem hielt er auch zu DDR-Zeiten Verbindung zur Heimat, war stets gern hier.

Gestern nun traf er Freunde aus der Jugendzeit. Mit ihnen feierte er einen Abendmahlsgottesdienst. Die trotz ihres Alters - sie wurde 1821 geweiht - sehr hell und freundlich wirkende Kirche erwartete die zahlreichen Besucher festlich, geradezu liebevoll mit Buchs- baum und frischen Blumen geschmückt. Hier hatte Ilse Mingerzahn aus Neu Königsaue wahre Fleißarbeit geleistet.

Pfarrer Hansjürgen Dehne war in seiner Predigt die Seligpreisung Jesu wichtig, und damit die Grunderfahrung, dass nicht materielle Schätze den wahren Wert des Leben ausmachen, sondern innere Größe und das Leben nach den Regeln Gottes. Als der 34-Jährige fragte, ob auch vor 60 Jahren im Konfirmandenunterricht gern mal der Pfarrer ein bisschen geärgert wurde, schmunzelte mancher "Ehemalige" und nickte. So viel hat sich in den Jahrzehnten seither die Jugend also gar nicht geändert.